Bildung:Wenn Kinder das Deutschlernen erschweren

Bildung: Frauen, die zugewandert sind, wollen gerne Deutsch lernen. Doch oft scheitert das an fehlender Kinderbetreuung.

Frauen, die zugewandert sind, wollen gerne Deutsch lernen. Doch oft scheitert das an fehlender Kinderbetreuung.

(Foto: imago)

Die Integration von Zuwanderern schreitet voran, Mütter jedoch tun sich oft schwer mit dem Erwerb von Sprachkenntnissen

Von Iris Hilberth, Landkreis

Mit seinem Integrationsfahrplan gilt der Landkreis München als vorbildlich in der Betreuung von Geflüchteten, und das bundesweit. Dieses vor zwei Jahren beschlossene Konzept hat schon vieles auf den Weg gebracht, um die Asylsuchenden zu integrieren oder bei ihrem vorübergehenden Aufenthalt im Landkreis München zu unterstützen. 69 Zielsetzungen, aufgegliedert in fünf Säulen hat dieser Fahrplan, von denen in diesem Herbst 73 Prozent fast oder vollständig erfüllt waren, wie Lisa Graf, Fachbereichsleitung Integration im Landratsamt bei der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses bestätigte.

Dem Bericht zufolge sind nur noch sieben der Ziele verzögert, fünf Prozent in der Anfangsphase, dafür aber 22 Prozent "auf einem guten Weg". Während es im Bereich "Wohnen und Unterbringen" nur langsam vorangeht, sind deutliche Fortschritte bei Bildung und Spracherwerb zu verzeichnen. Vom ausdifferenzierten Deutschkurssystem über Lernräume bis hin zur Nachhilfe ist hier alles inzwischen im grünen Bereich. Auch im Bereich "Werte", zu dem sowohl der Rechtsbildungsunterricht als auch interkulturelles Kompetenztraining und Konfliktlösung zählen, ist es gut vorangegangen. Teilhabe, Gesundheit und die Fortschritte bei Arbeit und Beschäftigung werden vom Integrations-Fachbereich ebenfalls positiv bewertet.

Die Integrationskoordination berate die Asylbewerber im laufenden Verfahren über den Zugang in den deutschen Arbeitsmarkt. Dabei würden die individuelle Perspektive des Asylbewerbers beleuchtet und Zielvereinbarungen abgeschlossen, heißt es in dem Bericht. Asylbewerber ohne Arbeitsmarktzugang würden fortlaufend über Möglichkeiten der freiwilligen Beschäftigung informiert.

Ganz so optimal wie es die vielen grünen Balken zum Stand der Umsetzung des Integrationsfahrplans anzeigen, läuft es nicht für alle Betroffenen. Ein besonderes Augenmerk auf die geflüchteten Frauen offenbart, dass diese zwar großes Interesse an Spracherwerb und Integrationskursen zeigen, als Mütter von kleinen Kindern aber häufig an der fehlenden Kinderbetreuung scheitern.

Von zuletzt 2826 in Unterkünften des Landratsamts München wohnenden Geflüchteten sind 1731 Männer und nur 381 Frauen über 18 Jahren sowie 372 Jungen und 342 Mädchen. Der Frauenanteil beträgt damit nur etwa 13,4 Prozent. Von den Frauen sind nach dem Asylverfahren 238 anerkannt, bei 143 läuft das Verfahren noch oder ihr Antrag wurde abgelehnt. Die meisten geflüchteten Frauen im Landkreis München stammen aus Afghanistan, Nigeria und Syrien. "Die große Mehrheit der untergebrachten Frauen sind Mütter", erläuterte Fiona Kennedy, Mitarbeiterin des Sachgebietes Integrationskoordination, die familiäre Situation der Geflüchteten. Nur 16 Prozent haben keine Kinder, 27 Prozent sind allerdings alleinerziehend.

Laut Kennedy wollen die meisten Frauen erst die Sprache lernen, bevor sie sich Arbeit suchen. "Wir stellen fest, dass vor allem die Frauen den Wunsch haben, Sprachkurse zu machen, mehr als die Männer." In den Jahren 2018 und 2019 gab es 167 Teilnehmerinnen an Deutschkursen und damit prozentual mehr als männliche Teilnehmer (668). Die meisten Teilnehmer, sowohl männlich als auch weiblich, seien alphabetisiert, von den Sprachkenntnissen aber im Anfangsstadium. Das höchste Sprachniveau (C1.1) haben in diesem Zeitraum nur zwei Teilnehmer erreicht, das waren Männer. Bei der nächsten Stufe (B2.2) war immerhin eine Frau dabei.

"Wir dachten, die Frauen tun sich schwerer, aber das ist nicht so", sagte Kennedy. Auch das Angebot von Informationsveranstaltungen würden anteilsmäßig etwa so viele Frauen wie Männer annehmen. Kennedy sieht bei den geflüchteten Frauen "große Bemühungen beim Spracherwerb und auch gute Fortschritte". Problem ist für viele offenbar jedoch die Frage: Wohin mit den Kleinen, während Mama Deutsch lernt? "Die Angebote für Sprachkurse mit Kinderbetreuung sind noch sehr spärlich", weiß Kennedy.

Landrat Christoph Göbel (CSU) ist durchaus gewillt, diese Hürde aus dem Weg zur räumen. In der Sitzung des Sozialausschusses sagte er: "Mittel sind da, falls entsprechende Angebote gemacht werden können.

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