Bildung:Unterrichtsbeginn im Langzeit-Provisorium

Bildung: Die Haarer Fachoberschule wird sich wohl für längere Zeit an der Hans-Pinsel-Straße einrichten.

Die Haarer Fachoberschule wird sich wohl für längere Zeit an der Hans-Pinsel-Straße einrichten.

(Foto: Claus Schunk)

Die neue Fachoberschule in Haar startet am 11. September mit 196 Schülern in einem umgebauten Gewerbegebäude ins erste Jahr

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Termin steht. Am Dienstag, 11. September, um 8.15 Uhr beginnt laut Hinweis auf der rudimentären Schulhomepage für 196 Schüler an der neuen Fachoberschule (FOS) Haar ein neuer Lebensabschnitt. Und eine Einrichtung nimmt ihre Arbeit auf, die die Schullandschaft im Münchner Osten bereichern wird. Die Nachfrage nach dieser Schulform, die Absolventen der Mittelschule und der Realschule den Weg zum Abitur eröffnet, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Nach Unterschleißheim ist Haar dann der zweite Standort einer Fachoberschule im Landkreis München. Eine dritte FOS ist in Oberhaching schon fest geplant.

Wie die dürftige Homepage ist vieles in Haar noch Provisorium. Die Leitung liegt kommissarisch beim Direktorat in Unterschleißheim. Als ständige Vertreterin hat das Kultusministerium Nicola Tauscher-Meric, bisher Lehrerin an der Beruflichen Oberschule an der Lindwurmstraße in München, bestellt. Die Stelle des Schulleiters werde in absehbarer Zeit ausgeschrieben, heißt es. Weitere Konturen zeichnen sich drei Wochen vor Schulbeginn ab. So werden 59 Schüler in zwei Klassen den neuen Ausbildungszweig Gesundheit in Haar besuchen. 2,5 Klassen mit 76 Schülern soll es für den Bereich Wirtschaft und Verwaltung geben, 1,5 Klassen mit 48 Schülern für Sozialwesen. Wegen der starken Nachfrage nach dem Zweig Wirtschaft wird eine Mischklasse mit dem Zweig Sozialwesen gebildet. Auch wird es eine Vorklasse mit 13 Schülern geben, in der Mittelschüler an das Niveau der FOS herangeführt werden.

Die Schüler werden zunächst in provisorischen Räumen in einem umgebauten Gewerbegebäude in Haar zur Schule gehen. Später soll sie in einen Neubau in Gronsdorf ziehen, doch es gibt auch noch etliche Fragezeichen hinter diesem Schulbauprojekt. Denn die Stadt München muss das Grundstück dafür noch an den Landkreis verkaufen, auf dem Zug um Zug ein Bildungscampus entstehen soll. Außer der Fachoberschule soll eine Pflegeschule und, wenn es die Straßenanbindung erlaubt, eine Realschule errichtet werden.

Schule erhält eine starke soziale Prägung

Die vom Kultusministerium gesetzte Frist von drei Jahren für einen Unterricht in einem provisorischen Bau kann aus Sicht von Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) wohl kaum eingehalten werden. Sie geht davon aus, dass die FOS länger an der Hans-Pinsel-Straße residieren wird. Ein Problem sieht sie darin nicht. Die Räume seien bestens geeignet, sagt Müller. Auch die Verkehrsanbindung, die Nähe zur Stadt und das Umfeld passten wunderbar. So befindet sich die neue FOS, die mit der Ausbildungsrichtung Gesundheit eine starke soziale Prägung hat, in unmittelbarer Nachbarschaft von Kindertagesstätten der Gemeinde. Der Sozialpsychiatrische Dienst der Kliniken des Bezirks betreibt dort eine Werkstätte für ehemalige Patienten, die vorsichtig wieder an ein Berufsleben herangeführt werden.

Eine FOS stand in Haar schon vor vielen Jahren auf der Wunschliste. Doch Pläne, eine solche im Wohngebiet Jugendstilpark in Eglfing anzusiedeln, zerschlugen sich. Das Kultusministerium sah keinen Bedarf und bemängelte am Standort, dass Haar an der schmalsten Stelle des Landkreises München liege, von Norden und Süden schlecht erreichbar sei und eben nicht genügend Schüler binden werde. Auch würde die FOS in Wasserburg durch eine Konkurrenz-Einrichtung in Haar gefährdet. Diese Einschätzung hat sich nun geändert, wobei Bürgermeisterin Müller sagt, dass auch jetzt der Großteil der Schüler in Haar nicht aus dem Landkreis kommen würden. Es werde vor allem auch eine Münchner Schule sein, wie das Ernst-Mach-Gymnasium in Haar ja auch.

Doch von den neuen Schülern an der FOS wird Haar profitieren. Denn einen Großteil der Schulausbildung machen Praktika aus. Bürgermeisterin Müller sagt, in den vergangenen Wochen habe man sich um Praktikumsplätze in sozialen Einrichtungen wie den Kindergärten bemüht. Dort freue man sich auf die jungen Kollegen auf Zeit. Auch beim Bezirk Oberbayern mit seiner Klinik in Haar sei man auf Praktikumsanfragen vorbereitet.

Eins freilich wird nicht klappen. Zwar hätte Müller genug Arbeit für den einen oder anderen Praktikanten im Rathaus. Der stark nachgefragte Fachbereich Wirtschaft und Verwaltung dürfte Kandidaten bieten. Doch im Rathaus ist es Müller zufolge mittlerweile derart eng, dass nicht einmal ein Tisch für einen Praktikanten Platz findet.

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