Süddeutsche Zeitung

Bildung:Straßlach stockt Geld für Musikschule auf

Gemeinde will ehrenamtlichen Vorstand des Vereins entlasten, um einen Wechsel an der Spitze zu erleichtern

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

An der Musikschule Straßlach kann man Geige oder auch E-Gitarre lernen, Blockflöte sowieso, aber auch Schlagzeug und Saxofon. Doch nach fünf Jahrzehnten musikalischer Bildung in der kleinen Gemeinde stand die Existenz der Einrichtung plötzlich auf dem Spiel. Denn die Organisation der Musikschule liegt großenteils in ehrenamtlicher Hand. Trotz intensiver Bemühungen hatte sich lange niemand gefunden, der die Geschicke des Trägervereins zukünftig leiten wird. Nun hat der Gemeinderat mit der Erhöhung des Zuschusses eine drohende Schließung abwenden können.

Wie ein Drittel der Musikschulen in Bayern ist auch die in Straßlach ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit kommunaler Mitfinanzierung. Das bedeutet: Der Trägerverein gewährleistet alle personellen, organisatorischen, finanziellen und rechtlichen Aufgaben. In den vergangenen Jahren waren das ziemlich viele und nicht mehr vergleichbar mit dem Aufwand in Zeiten der Gründung 1965. Seit 13 Jahren ist Susanne Köster-Liebrich Vorsitzende des Musikschulvereins, doch sie will die Leitung nun in andere, in jüngere Hände legen. Wegen der Arbeit, die mit dem Amt verbunden ist, erwies sich dieser Plan als äußerst schwierig umzusetzen.

Köster-Liebrich schilderte im Gemeinderat auch den Anspruch, der an dieses Amt gestellt wird. Der Vorstand des Vereins, allen voran die Vorsitzende, hat nicht nur die Konzerte zu organisieren und muss nach einer Veranstaltung die Tür absperren. Der Vorstand entwickelt auch das musikalische Angebot der Schule, von der Grundausbildung hin zu Begabtenförderung, und hat die Anforderungen des Verbands der Musikschulen zu erfüllen. Dazu zählen auch die Beschäftigung von ausgebildeten Fachkräften und Lehrpersonal, geordnete Rechtsverhältnisse und die Gebührengestaltung. Das alles fordert inzwischen einen so hohen Zeitaufwand, dass dieses Ehrenamt offenbar abschreckend wirkt. "Ehrenamtlich ist das heute mit Berufstätigkeit und Familie nicht mehr möglich", stellte Köster-Liebrich klar.

Nun arbeitet die Musikschule Straßlach nicht ausschließlich ehrenamtlich. Doch die bisherige Stundenzahl der angestellten Bürokräfte reicht bei weitem nicht aus, um dem Vorstand administrative Aufgaben abzunehmen. Wäre dies durch die Aufstockung des Zuschusses aber möglich, würde sich ein neues Vorstandsteam finden, hatte Köster-Liebrich in Aussicht gestellt. Ganz einfach machte es sich der Gemeinderat aber nicht, mehr Geld für die Musikschule locker zu machen. Schließlich, so die Befürchtung, könnten andere Vereine ähnlich argumentieren.

Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) sieht aber einen Unterschied zum Fußballverein. "Die Musikschule ist eine Bildungseinrichtung", betonte er, "und es geht um die Frage, ob uns deren Erhalt 7000 Euro wert ist." So viel muss die Gemeinde drauflegen, damit sich auch der staatliche Zuschuss merklich erhöht. Deshalb beschloss der Gemeinderat schließlich, die Förderung von aktuell knapp 30 auf 35 Prozent der förderfähigen Kosten zu erhöhen, den Zuschuss aber auf 65 000 Euro pro Jahr zu begrenzen.

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Quelle:
SZ vom 09.07.2019
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