Der Landrat ließ ordentlich die Alarmglocken schrillen: Auch im Ausschuss für Bauen und Schulen hat Christoph Göbel (CSU) den Kreisräten noch einmal eindringlich klargemacht, dass die Schulbau-Offensive aus seiner Sicht "alternativlos" und das wichtigste Betätigungsfeld der Lokalpolitiker und der Kreisverwaltung in den kommenden Jahren sein wird. Insgesamt sollen mindestens 485 Millionen Euro bis zum Jahr 2035 in Gymnasien sowie Real- und Berufsschulen fließen. Die To-do-Liste umfasst 21 Lehranstalten, die entweder neu gebaut oder entscheidend verändert werden sollen; dazu kommen vier Projekte, die noch gar nicht konkret geplant sind, die der Landrat aber für dringlich hält.
Ausbau bestehender Schulen und beschlossene Neubauten
Die einzige Realschule, die in nächster Zukunft aufgemotzt wird, ist jene in Aschheim . Dort wird Platz für zehn Klassen und bis zu 300 Schüler geschaffen, die Kosten für den Landkreis belaufen sich auf rund 9,2 Millionen Euro.
Deutlich üppiger ist das Programm im Bereich der Gymnasien. In Gräfelfing wird der Nordtrakt zur Baustelle; da es sich um eine Umbaumaßnahme handelt, hat der Landkreis dort die vollen Kosten, geschätzt 7,3 Millionen Euro, zu tragen. Eine Machbarkeitsstudie wird 2019 fertig. Das gilt auch für die Generalsanierung des Gymnasiums Pullach. Dafür liegt noch keine Kostenschätzung vor, wie auch bei der ebenfalls noch nicht detailliert geplanten Erweiterung des Feodor-Lynen-Gymnasiums in Planegg.
Mit insgesamt rund 7,8 Millionen Euro schlagen die Generalsanierung und Erweiterung der Turnhalle des Gymnasiums Neubiberg zu Buche. Beim Ernst-Mach-Gymnasium in Haar steht eine Erweiterung um 20 Klassen und bis zu 600 Schüler inklusive der Sportflächen an; die Kosten, die auf den Landkreis entfallen, sind mit rund 19 Millionen Euro kalkuliert.
In Kirchheim ist der Ersatzneubau und die neue Vierfachhalle beschlossene Sache, Kostenrichtwerte gibt es seit Jahresbeginn. Demnach wird der Landkreis insgesamt 33,2 Millionen Euro in die Hand nehmen müssen für den Neubau, der auf 42 Klassen für bis zu 1260 Schüler ausgelegt ist. Beim Gymnasium Ismaning wird noch eine Turnhalle fällig für 5,9 Millionen Euro; der Neubau in Unterföhring mit 45 Klassen für bis zu 1350 Schüler kostet inklusive Vierfachhalle 29,5 Millionen.
Mögliche neue Gymnasien und Realschulen
Je vier Realschulen und Gymnasien sind derzeit in der Grobplanung, jedoch bereits so konkret, dass sie der Kreis mit in die Gesamtkostenaufstellung aufgenommen hat. So liegt für die neue Realschule Haar mit 25 Klassen und bis zu 750 Schülern bereits seit April 2015 eine Genehmigung vor; 20,2 Millionen Euro der Kosten (inklusive Sportflächen) trägt hier der Kreis. Der gleiche Betrag würde bei der Umsetzung einer Realschule in Oberhaching fällig; deren Notwendigkeit ist jedoch vom Kultusministerium noch nicht anerkannt. Bei der Realschule Höhenkirchen-Siegertsbrunn steht die Standortentscheidung noch aus, der Landkreis kalkuliert für 22 Klassen und bis zu 660 Schüler inklusive Sportflächen mit Kosten in Höhe von 17,5 Millionen Euro. Im nördlichen Landkreis ist noch nicht klar, welche Gemeinde eine neue Realschule bekommt; es gibt aber eine Simulation für eine Schule mit 27 Klassen und bis zu 810 Schülern in der Stadt Garching. Die Kosten werden auf etwa 20,8 Millionen Euro geschätzt.
Was die geplanten Gymnasien anbelangt, so liegt für jenes in Aschheim seit August 2018 eine Genehmigung durch das Kultusministerium vor. 23,8 Millionen Euro muss der Landkreis für 26 Klassen und bis zu 780 Schüler in die Hand nehmen. Für Feldkirchen existiert seit August 2017 eine Simulation, auch dort werden die zu tragenden Kosten auf 23,8 Millionen Euro für ebenfalls 26 Klassen und 780 Schüler geschätzt. Mit 33,2 Millionen Euro kalkuliert die Kreisverwaltung für ein Gymnasium in Sauerlach mit 42 Klassen und bis zu 1260 Schüler. Seit Januar gibt es dafür eine Simulation. Eine solche wurde auch für den Norden des Landkreises, speziell die Gemeinde Oberschleißheim, in Auftrag gegeben. Inklusive Sportflächen rechnet man für das benötigte Gymnasium mit 41 Klassen und bis zu 1230 Schülern mit rund 32,8 Millionen Euro.
Berufs- und Fachoberschulen
Der Kreis ist derzeit dabei, den Ausbau der Berufsschule des Landkreises in München-Riem voranzubringen. Es besteht Flächenbedarf für die derzeit unterrichteten Ausbildungen in Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Pferdewirtschaft; es sollen aber auch weitere Richtungen angesiedelt werden, etwa eine Berufsfachschule für Kinderpflege. Womöglich folgt noch eine Fachakademie für Sozialpädagogik. Auch sollen ein Wohnheim und eine Sporthalle errichtet werden. Alles in allem haben die Maßnahmen ein Kostenvolumen von 43,8 Millionen Euro.
Gegenwärtig trägt der Landkreis München bei Neubauten und Erweiterungen von weiterführenden Schulen 70 Prozent der Kosten selbst; den Rest übernehmen die Verbandsgemeinden beziehungsweise die Gemeinden, die an einer Zweckvereinbarung beteiligt sind. Bei Umbaumaßnahmen oder Sanierungen übernimmt der Kreis seit 2016 sogar die kompletten Kosten. Für Schüler, die aus der Stadt München oder anderen Kreisen auf Schulen im Landkreis München gehen, wird zwar ein Gastschulbeitrag fällig; an Baumaßnahmen beteiligen sich die Nachbarn dagegen nicht. Das wollen Landrat Christoph Göbel und die CSU ändern.
Sie fordern, dass der Landkreis zusätzlich zu den 70 Prozent auch jene Baukosten tragen soll, die rechnerisch auf Gastschüler entfallen; und zwar dann, wenn deren Anteil über 10 Prozent liegt (was gegenwärtig in 12 von 19 Schulen der Fall ist). Auch für das zu errichtende Gymnasium in Sauerlach sowie für die Realschulen in Haar (Neubau) und Aschheim (Erweiterung) werden hohe Gastschulanteile erwartet. Beispiel Sauerlach: Nach aktuellen Berechnungen dürften 17 Prozent aller Schüler nicht aus dem Landkreis München kommen. Damit liegt der Gastschüleranteil sieben Prozentpunkte über der Grenze, ab der der Kreis für die Baukosten aufkommt. Das bedeutet, dass der Landkreis neben den 70 Prozent der zuweisungsfähigen Kosten auch noch weitere sieben Prozent der gesamten Baukosten übernimmt. Bei der Realschule Haar wird mit 28 Prozent Gastschülern gerechnet, hier müsste der Kreis also 18 Prozent der Baukosten zum eigenen Kostenanteil hinzurechnen.
Damit der Kreis nicht auf diesen Ausgaben sitzen bleibt, will der Landrat im zweiten Schritt mit der Stadt München und den Nachbarlandkreisen Gespräche über einmalige freiwillige Investitionszuschüsse für die jeweiligen Schulbaumaßnahmen aufnehmen. "Damit würden wir die Kommunen beim Schulbau weiter entlasten, das ist pragmatisch", so Göbel. Schließlich sei nicht einzusehen, wieso etwa die Gemeinde Sauerlach für Kinder aus Bad Tölz-Wolfratshausen eine Schule finanzieren solle. Eine solche Lösung müsse auch im Sinne der Nachbarn sein, findet Göbel, schließlich würde man eine Kostenbeteiligung auch im umgekehrten Falle anbieten. Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) wünscht dem Landrat schon mal "viel Glück bei den Verhandlungen". stga
Zwei Fachoberschulen werden laut Beschlüssen des Kreistags in den nächsten Jahren ihren Betrieb aufnehmen: Jene in Haar soll rund 1000 Schülern Raum bieten und 75,3 Millionen Euro kosten. In Oberhaching ist eine auf 800 Schüler ausgelegte Fos für etwa 60,3 Millionen Euro geplant.
Weitere mögliche Schulbauten
Damit dürften die Schulbauten aber noch nicht abgeschlossen sein. Bereits jetzt gibt es vier weitere mögliche Standorte, an denen Handlungsbedarf entstehen könnte. So muss die Walter-Klingenbeck-Realschule in Taufkirchen ebenso früher oder später erweitert werden wie das noch recht neue Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Im Gymnasium Ottobrunn ist ebenfalls eine Erweiterung denkbar, allerdings wird womöglich im südöstlichen Landkreis sogar ein neues Gymnasium in Angriff genommen, etwa in Unterbiberg oder Hohenbrunn. Diese Projekte sind derzeit noch reine Vorüberlegungen, deshalb gibt es auch keine Kalkulationen.