Bildende Kunst:Zum Anbeißen

Die Weihnachtsausstellung der Galerie Kersten in Brunnthal ist dieses Mal einem leichten Thema gewidmet, den süßen Verführungen, die künstlerisch in verschiedenen Formen angeboten werden

Von Anna-Maria Salmen, Brunnthal

Lichtreflexe schimmern auf der glatten Oberfläche einer Praline, die dunkle Schokolade glänzt samtig. Daneben liegt eine weiße Trüffel, verziert mit einer Walnusshälfte. Der Anblick weckt den fast schon übermächtigen Wunsch, nach einer der Köstlichkeiten zu greifen und sie sich im Mund zergehen zu lassen - möglich ist das in diesem Fall allerdings nicht: Bei der Pralinenschachtel handelt es sich um ein mehr als ein Meter hohes Gemälde des Künstlers Günter Beier, so realistisch gestaltet, dass man der Täuschung beinahe erliegt. Dieses und ähnliche Werke, die Lust auf süße Verführungen machen, zeigt die Brunnthaler Galerie Kersten derzeit in einer Weihnachtsausstellung.

"Es gibt viele Künstler, die sich mit dem Thema Süßigkeiten auseinandersetzen und es immer wieder aufgreifen", sagt Holger Weinstock, Geschäftsführer der Galerie. Ihn persönlich reizt die "bunte, fröhliche Lebenswelt", in die man beim Betrachten der Werke eintaucht. Ganz bewusst hat Weinstock für die Weihnachtsausstellung kein "schweres Thema" gewählt: "Es sollte etwas Angenehmes sein. Das macht auch einfach Spaß: Ich kenne die Künstler, sie haben alle einen gewissen Witz." Dennoch seien es keine "flachen" Arbeiten. Zumal jeder Künstler seine eigene Herangehensweise habe, um süße Versuchungen in seinen Werken zu verewigen. Neben den riesigen, realistischen Gemälden von Günter Beier - zu sehen sind etwa eine Pralinenschachtel, bunte Gummitiere, schwarze Lakritze - stechen beispielsweise die farbenfrohen Collagen und Skulpturen von Ulrik Happy Dannenberg ins Auge. Aus Kunstharz gießt er Bonbons und Weingummis, diese Konservierung soll die Vergänglichkeit der Leckereien aufheben. Früher verwendete Dannenberg für seine Werke echte Schokolinsen, erzählt Weinstock. Da diese allerdings schnell ihre Farbe verlieren, stellt er sie nun künstlich her. Einen starken Kontrast zu Dannenbergs knallbunten Arbeiten bilden die Aquarelle von Petra Levis. Mit "Genauigkeit und Sorgfalt", so Weinstock, bringt sie beispielsweise Teegebäck und Macarons in Pastellfarben zu Papier. Levis' Bilder haben durch die Aquarell-Technik einen "leichten, beschwingten Charakter", wirken dennoch täuschend lebensecht.

Bildende Kunst: Ein Bonbon aus der Serie von Barbara Storck-Brundrett. Alle Objekte halten unter dem glänzenden Papier eine Überraschung für den Betrachter bereit.

Ein Bonbon aus der Serie von Barbara Storck-Brundrett. Alle Objekte halten unter dem glänzenden Papier eine Überraschung für den Betrachter bereit.

(Foto: Claus Schunk)

Auch die Skulpturen von Peter Anton erwecken häufig den Anschein, man könne sie von der Wand nehmen und hineinbeißen. Der US-amerikanische Künstler ist bekannt für seine überdimensionalen, hyperrealistischen Abbilder von verschiedenstem Naschwerk. In Brunnthal können die Besucher der Weihnachtsausstellung beispielsweise eine riesige Hefeschnecke oder eine Schachtel voller Donuts bewundern: Der Zuckerguss glänzt, cremige Füllung quillt aus dem Gebäck hervor. Antons Werke sind mitunter sehr begehrt, wie Weinstock sagt. "Wir hatten Glück, dass wir einige bekommen haben."

Weniger realitätsnah, vielmehr ironisch-kritisch sind die Arbeiten von Mel Ramos, einem der bedeutendsten Vertreter der Pop-Art. Seine Bilder zeigen nackte Pin-up-Mädchen, die sich unter anderem auf Schokoriegeln rekeln oder bunten Verpackungen entsteigen, nur halb verhüllt durch die Folie. Eine "Persiflage auf die Werbung" stellen Ramos' Werke laut Holger Weinstock dar, schließlich würden Konsumprodukte häufig mithilfe derartiger Reize angepriesen.

Bildende Kunst: Holger Weinstock, Geschäftsführer der Galerie Kersten in Brunnthal, hat zu Weihnachten bewusst ein leichtes Thema für die Ausstellung gewählt.

Holger Weinstock, Geschäftsführer der Galerie Kersten in Brunnthal, hat zu Weihnachten bewusst ein leichtes Thema für die Ausstellung gewählt.

(Foto: Claus Schunk)

Das Fröhliche und Bunte ist es, das die Ausstellungsräume dominiert - Eigenschaften, die wohl die meisten Menschen mit süßen Leckereien verbinden. Unterschiedliche Materialien, Darstellungsformen und Techniken zeigen die gesamte Vielfalt, mit der sich das Thema Süßigkeiten künstlerisch umsetzen lässt. Und auch, wenn man das Naschwerk in der Galerie Kersten nur als Kunst betrachten kann, die Ausstellung weckt die Lust auf Genuss. Der Vorteil: Der Betrachter braucht keine Angst vor den Kalorien zu haben.

Die Weihnachtsausstellung der Galerie Kersten in Brunnthal zeigt noch bis Samstag, 4. Januar, "Süße Verführungen". Geöffnet sind die Räumlichkeiten jeweils von Montag bis Freitag zwischen 9 und 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr sowie sonntags von 13 bis 16 Uhr. Von Heiligabend bis einschließlich zweiter Weihnachtsfeiertag sowie an Silvester und Neujahr ist die Ausstellung geschlossen.

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