Bezirksausschusswahl in München:Stimmen-Staubsauger

Prominenz allein garantiert nicht den automatischen Durchmarsch in der Wahlkabine

Von Thomas Kronewiter, Inga Rahmsdorf

Alexander Reissl, 2009

Keine Zeit für den Bezirksausschuss Moosach: Alexander Reissl.

(Foto: Catherina Hess)

Die Moosacher SPD hat bei dieser Bezirksausschusswahl einen doppelt denkwürdigen Treffer gelandet: Dass jemand vom Ende der Liste nach vorne gehäufelt wird, geschieht schon ab und an. Die Moosacher haben es aber mit der letzten und dem zweitletzten Bewerber so gemacht: Dem neuen Bezirksausschuss würden sowohl die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (Listenplatz 25) wie der Rathaus-Fraktionschef Alexander Reissl (Listenplatz 24) angehören. Während Reissl bereits Ablehnung signalisiert hat, überlegt Stachowitz noch - dass beide nicht unbedingt den Stimmen-Staubsauger spielen wollten wie etwa der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) in Schwabing-Freimann als Listenführer, wird aus ihren Listenplätzen deutlich.

Prominenz allein garantiert jedenfalls nicht den Erfolg. Das erlebte die ehemalige Ministerin Klaudia Martini (SPD), die sogar einen Platz nach hinten rutschte und dem Stadtteilgremium Altstadt-Lehel nun nicht angehören wird. Martini war aber eben nicht in Bayern Regierungsmitglied, anders als FDP-Kollege Wolfgang Heubisch, der ebenfalls vom letzten Platz (15) seiner Partei auf Rang zwei vorspurtete und künftig im Hofbräuhaus über die Verschönerung des Tals und über Blaue Zonen in der Altstadt mitdebattieren darf.

Generell haben Stadträte ihre Prominenz ausspielen können, Klaus Rupp rutschte in Schwabing-Freimann von 21 auf acht, Lydia Dietrich in Au-Haidhausen von 16 auf zehn. Vermutlich hat aber auch sie sich vorher nicht vorstellen mögen, dass ein zehnter Platz für den Einzug ins Stadtteilparlament reichen würde. Georg Kronawitter (CSU), der bereits seit 1993 im Bezirksausschuss Trudering-Riem sitzt und bis 2008 auch Vorsitzender war, trat sogar nur auf Listenplatz 13 an und wurde trotzdem Stimmenkönig seiner Partei. Mit 14 400 Stimmen rückte er auf den ersten Platz vor. Kronawitter sitzt zwar auch seit 2008 im Stadtrat, dort verzichtete er aber aus gesundheitlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur. Dass die Reihenfolge auf der Liste manchmal sehr wenig Bedeutung hat, zeigte sich in Feldmoching-Hasenbergl. In dem Bezirk gelang gleich drei Kandidaten der CSU der Sprung von hinteren Plätzen nach vorne und damit in den Bezirksausschuss: Peter Gogeff rutschte von Platz 20 auf Platz sechs, Martin Obersojer von Platz 25 auf neun und Martin Zech von 17 auf elf. In Ramersdorf gelang Herbert Topfstädt (CSU) sogar der Einzug in den BA von Platz 30, er rückte vor auf den 18. Rang.

Einen spektakulären Sprung vom letzten Platz 21 auf fünf gelang in Sendling der Rentnerin Margot Fürst (CSU), die sich im Kirchenchor engagiert.

Die Kandidatin, die stadtweit die meisten Stimmen erhielt, ist Anna Hanusch von den Grünen. Die Häufelkönigin zieht mit 18 326 Stimmen in den Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg ein. An zweiter Stelle steht der SPD-Mann Günter Keller, der in Westpark-Sendling 18 171 Stimmen erhielt, gefolgt von Gesa Tiedemann (Grüne) in Schwabing-West mit 17 893 Stimmen.

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