Nach tödlicher Messerattacke:Unterföhring unter Schock

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Kerzen und Stofftiere erinnern an das tote Mädchen. (Foto: dpa)
  • Die Gemeinde Unterföhring bei München steht nach gewaltsamen Tod einer 16-Jährigen unter Schock.
  • Vor allem das Personal des örtlichen Bauhof ist betroffen. Hier haben der Vater des Opfers und der mutmaßliche Täter gearbeitet.
  • Ein an sich harmloser Streit zwischen dem Opfer und ihrem 23-jährigen Freund war in der Nacht zum Samstag eskaliert. Der mutmaßliche Täter tötete das Mädchen mit einem Küchenmesser.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses stehen Kerzen; Freunde und Bekannte haben Blumen, Stofftiere und ein Papierherz mit der Aufschrift "Du bleibst immer in unseren Gedanken" hinterlassen an einem Ort, an dem in der Nacht zum Samstag das Unvorstellbare geschah: In Unterföhring eskalierte der Streit zwischen einer 16-Jährigen und ihrem sieben Jahre älteren Freund. Die Jugendliche starb, weil ihr der junge Mann mit einem Messer den Hals aufgeschlitzt hatte, wie die Polizei berichtet. Der mutmaßliche Täter ist in eine psychiatrische Klinik gebracht worden. Zwei Familien trauern. Und viele Menschen in Unterföhring sind entsetzt.

"Ich bin geschockt und vollkommen fassungslos", sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer am Montagmorgen im Rathaus. Er kennt das Opfer und den Täter; er kennt die Familien und er trauert mit ihnen, wie er mit belegter Stimme versichert. Der 23 Jahre alte mutmaßliche Täter arbeitete im gemeindlichen Bauhof, genau wie der Vater des Opfers. "Viele wissen gar nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen", berichtet der Unterföhringer Bürgermeister. Im Rathaus herrsche gedämpfte Stimmung.

"So viel Leid macht einen sprachlos"

Er habe sein Personal gleich in der Früh über die Tragödie informiert, die sich da am Wochenende in der Kommune abgespielt hat; auch das Personal am Bauhof, das angesichts der Nähe zum mutmaßlichen Täter und zum Vater des Opfers besonders betroffen sei. "Wenn jemand reden will, dann mache ich das möglich", betont Andreas Kemmelmeyer. Auch wenn ihm angesichts dieser Bluttat selber die Worte fehlen, wie er sagt: "So viel Leid macht einen sprachlos."

Im Internet verleihen viele nun ihrer Trauer um das Mädchen Ausdruck: Die Facebook-Seite der 16-Jährigen existiert noch, jemand hat "In Erinnerung an. . ." darüber geschrieben. Auf einem anderen Portal haben Freunde, Familienangehörige und Bekannte ihren Schmerz über den Tod der jungen Frau aufgeschrieben. Und virtuelle Gedenkkerzen für sie angezündet. Bunte, kleine Kerzen, die offenbar etwas Licht spenden sollen in den so dunklen Tagen all jener, die vom gewaltsamen Tod der Jugendlichen betroffen und geschockt sind.

Auf der Gedenkseite schreiben viele Jugendliche, aber auch Erwachsene teilen ihre Trauer. Manche haben Gedichte rausgesucht, andere erinnern sich an gemeinsame Erlebnisse und kleine Begebenheiten. All diese Einträge haben eines gemein: Sie erzählen von einem fröhlichen Mädchen, das viel zu früh starb. Und von der Fassungslosigkeit und dem Entsetzen über den gewaltsamen Tod der Jugendlichen.

Die junge Frau erlag nach der Attacke mit einem Küchenmesser in einem Münchner Krankenhaus ihren schweren Stichverletzungen. In der Nacht zum Samstag waren ihr Freund und sie in der Wohnung ihres Vaters, bei dem die 16-Jährige lebte, darüber in Streit geraten, ob das Licht im Schlafzimmer gelöscht werden sollte oder nicht, wie die Polizei mitteilte. Das Mädchen war daraufhin aus der Wohnung geflüchtet und hatte einen Nachbarn getroffen, der gerade nach Hause gekommen war.

"Jetzt hat das Böse in mir gesiegt"

Der 20-Jährige begleitete die Jugendliche und ihren Freund zurück in die Wohnung. Dort versuchte der Nachbar noch, die beiden zu beruhigen. Er rechnete mit einer Versöhnung. Als er für einen Moment auf sein Handy blickte, stach der 23-Jährige seine Freundin mit dem Küchenmesser nieder. Der junge Mann war wegen Körperverletzung polizeibekannt und bereits einmal in ambulanter psychiatrischer Behandlung gewesen. Nach seiner Festnahme soll er gesagt haben: "Jetzt hat das Böse in mir gesiegt."

Nach dem tödlichen Beziehungsdrama ist der 23-Jährige nun in der geschlossenen Psychiatrie in Haar untergebracht. Gegen den jungen Mann sei ein Unterbringungshaftbefehl erlassen worden, bestätigte ein Polizeisprecher am Montagmittag entsprechende Medienberichte. Gegen den Unterföhringer wird wegen Mordes ermittelt.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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