Betreutes Wohnen:Gemeinde soll Angebot für Senioren retten

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Das Projekt "Betreutes Wohnen zu Hause" ermöglicht fünfzig älteren Menschen in Sauerlach ein Leben in der vertrauten Umgebung. Weil die Nachbarschaftshilfe damit im vergangenen Jahr 23 000 Euro Minus gemacht hat, steht es jetzt vor dem Aus

Von Patrik Stäbler, Sauerlach

Eineinhalb Jahre nach seiner Gründung droht dem Projekt "Betreutes Wohnen zu Hause" in Sauerlach das Aus. Sollte die Gemeinde das Angebot nicht finanziell unterstützen, werde man es einstellen müssen, sagte Nachbarschaftshilfe-Vorsitzender Alfred Guggemoos in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Die Nachbarschaftshilfe hätte von der Gemeinde gerne einen jährlichen Zuschuss von 28 000 Euro für das Projekt. Die Entscheidung darüber vertagte der Gemeinderat nun. Derweil regten mehrere Vertreter des Gremiums an, dass die Nachbarschaftshilfe die Finanzierung des Angebots überarbeite.

Im Herbst 2017 erweiterte der Verein seine Angebote für Senioren um das "Betreute Wohnen zu Hause". Das Ziel: Ältere Menschen sollen länger daheim wohnen können. Sie bekommen verschiedene Hilfen von Fachkräften und Ehrenamtlichen - etwa beim Einkaufen, im Haushalt oder bei der Betreuung.

Aktuell nehmen circa fünfzig Sauerlacher den Dienst in Anspruch; etwa 60 Prozent hätten eine Pflegestufe, berichtete Ursula Rammelmaier, die das Projekt leitet. Zwar könnten die verschiedenen Tätigkeiten abgerechnet werden, aber vor allem wegen des Aufwands für Organisation und Verwaltung lasse sich das Angebot nicht kostendeckend betreiben, sagte Guggemoos. "Da sind die vielen Gespräche mit den Ärzten und die Abstimmung mit den Pflegediensten. Außerdem geht es um die Betreuung der Menschen. Das sind Dinge, die können wir nicht abrechnen." Im Jahr 2017 betrug das Defizit 19 000 Euro; für 2018 wird es vermutlich bei mehr als 23 000 Euro liegen.

Diese Summen hat bislang die Nachbarschaftshilfe getragen, doch damit sei sie "an die Grenzen dessen gegangen, was wir selbst leisten können", so Guggemoos. Er betonte, dass das Angebot zumeist alteingesessenen Sauerlachern zugutekomme, "die etliches für die Gemeinde getan haben". Die wiederum habe sich bislang "äußerst zurückhaltend" für ihre Senioren engagiert, monierte Guggemoos. "Da erwarte ich, dass die Gemeinde für ihre langjährigen, älteren Bürger mehr tut."

Vonseiten des Gemeinderats gab es unisono Lob für das Projekt - jedoch auch Kritik am Vorgehen der Nachbarschaftshilfe. Ihn störe, dass er "vor die Entscheidung ,Friss oder stirb!' gestellt" werde, sagte Robert Lechner (CSU). "Das hätte man im Vorfeld mit der Gemeinde absprechen sollen." Andrea Killer (CSU) regte an, das Defizit auf die Nutzer des Angebots umzulegen: "Die Differenz zahlen die Leute selbst - da muss die Gemeinde nicht unterstützen." Auch Peter Frimmer (Unabhängige Bürgervereinigung, UBV) bekräftigte, dass sich die meisten Sauerlacher diese Kosten leisten könnten - und für die wenigen anderen müsse man eine Lösung finden. Alexander Rickert (SPD) hingegen plädierte dafür, den Zuschuss zu gewähren: "In der Musikschule frage ich ja auch nicht, ob jemand voll zahlen könnte - und da gibt's auch einen Zuschuss." Claus Koch (UBV) wollte den Zuschuss ebenfalls absegnen, begrenzt auf ein Jahr. Und parallel dazu solle sich die Nachbarschaftshilfe "Gedanken über ihre Tarife machen, sodass man das Ganze halbwegs ausgeglichen gestalten kann". Nach längerer Debatte entschloss sich der Gemeinderat dann jedoch dazu, das Thema zu vertagen.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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