Berufsschule München-Land:Landeshauptstadt blockiert Wohnheim-Bau

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Eltern haben einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer Kinder. Dem muss die Politik gerecht werden. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Landkreis will bei der Erweiterung auch Appartements für angehende Fachkräfte errichten, doch das Planungsreferat lehnt das Vorhaben ab. Die Empörung unter Kreispolitikern ist groß.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Zwischen dem S-Bahnhof Riem und der Münchner Galopprennbahn werden sie künftig ausgebildet, die Fachkräfte, die der Landkreis München so dringend benötigt: Bisher besuchen bereits angehende Landwirte, Hauswirtschafterinnen und Pferdewirte das wenig schmucke und ziemlich in die Jahre gekommene Schulgebäude des Landkreises im Münchner Stadtviertel Trudering-Riem nördlich der A 94. Bald ziehen hier auch künftige Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger sowie Auszubildende der Fachakademie für Sozialpädagogik ein. Zumindest zum Lernen, denn den Bau eines Wohnheims hat die Landeshauptstadt mit dem Verweis auf die Einschränkungen des bestehenden Bebauungsplans abgelehnt. Und das stößt bei Kommunalpolitikern im Landkreis auf wenig Verständnis.

Seit Jahren plant der Landkreis München die Erweiterung der eigenen Berufsschule. Derzeit besuchen etwas mehr als 500 Schülerinnen und Schüler die Einrichtung, die vor allem mit den Sparten Landwirtschaft und Pferdewirtschaft ein Alleinstellungsmerkmal in der Stadt und im Landkreis München besitzt. Mit dem so dringend benötigten Aufbau des Zweigs Kinderpflege, der bereits mit Vorläuferklassen am Außenstandort in Feldkirchen in Betrieb gegangen ist, wird die Zahl der Auszubildenden in wenigen Jahren auf weit mehr als 1000 anwachsen. Der dadurch ebenfalls ansteigende Bedarf an Klassen- und Fachräumen, aber auch an Archiven, Sportanlagen, Mensa sowie Küche soll durch einen Erweiterungsbau auf dem Areal der Berufsschule abgedeckt werden - und zwar mit einem Haus nach modernsten Energiestandards.

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Ein Dreivierteljahr haben die vom Landkreis München beauftragten Planer und Architekten nun darüber gebrütet, wie der Neubau in das etwas beengte Gelände direkt neben der Galopprennbahn eingefügt werden kann - und welche Kosten dabei auf den Landkreis zukommen werden. Verworfen haben die Planer dabei den Neubau einer Maschinenhalle für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge, die alte Halle könne noch etwa zehn Jahre lang genutzt werden, hieß es am Dienstag im Ausschuss des Kreistags für Bauen und Schulen.

Eine Einsparung bei der Erweiterung der Berufsschule München-Land samt Neubau einer Sporthalle aber wird der Verzicht auf eine Maschinenhalle nicht bringen, vielmehr sagten die Planer eine deutliche Kostensteigerung voraus. Noch im Juni vergangenen Jahres gingen sie von einer Investitionssumme von nahezu 70 Millionen Euro aus, mittlerweile aber liegt die Kostenschätzung bei etwas mehr als 83 Millionen Euro. Dies sei vor allem dem gestiegenen Platzbedarf der unterschiedlichen Fachrichtungen geschuldet, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) im Ausschuss: "Es werden immer mehr Schüler, deshalb benötigen wir auch mehr Räume." Kreisbaumeister Christoph Dauer versuchte diese Kostensteigerung sachlich einzuordnen: Er habe die Gesamtkosten mit anderen Schulbauprojekten des Landkreises München wie dem Neubau des Kirchheimer Gymnasiums oder der Sanierung des Ottobrunner Gymnasiums verglichen - und die Investitionssumme befinde sich "im Rahmen".

Landrat Göbel will noch einmal mit der Stadt verhandeln

Nicht mehr eingerechnet in die Gesamtkosten sind mögliche Aufwendungen für den eigentlich geplanten Bau eines Wohnheims für Berufsschüler. Denn diesen hat das Referat für Stadtplanung der Landeshauptstadt vorerst gestoppt. Der Landkreis hatte vorgehabt, Wohnraum mit sozialer Bindung, also deutlich vergünstigten Mieten, bereitzustellen und einen entsprechenden Antrag auf Vorbescheid bei der Stadt München eingereicht; die beauftragten Architekten hatten zudem ein Modell für ein Wohngebäude in Holzhybrid-Bauweise mit fünf Stockwerken gefertigt. Unter Verweis auf naturschutzrechtliche Belange aber wurde der Antrag auf Errichtung des Wohnheims von der Stadt abgelehnt - was unter manchen Kreisräten Entsetzen auslöste.

"Ich finde es absolut dramatisch, wenn uns gerade die Stadt München an dieser Stelle Probleme bereitet. Sie würde ja auch davon profitieren", sagte etwa SPD-Kreisrätin Annette Ganssmüller-Maluche. "Wir wollen eine Pflegeschule bauen und müssen die Menschen ja auch unterbringen." Es würden dem Landkreis an dieser Stelle ohne Not Steine in den Weg gelegt. Die Landeshauptstadt solle ihre Bauleitplanung ändern, forderte Ganssmüller-Maluche.

Entgegen der Meinung eines der Architekten, der das Grundstück für den Bau eines Wohngebäudes für ungeeignet hält, sagte Landrat Göbel zu, noch einmal mit der Stadt in Verhandlungen zu treten. "Das ist der Wunsch des Kreistags und dann ist das so auch zu akzeptieren", sagte Göbel. "Wir werden auch prüfen, ob der Bau zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist."

Ohnehin steht der Landkreis bei der Realisierung des Projekts unter Druck. Bereits in vier Jahren soll der Erweiterungsbau stehen - wenn möglich nach Energiestandard "Gold" samt Solaranlage und Wärmepumpe sowie einer eingebauten Regenwassernutzung. "Wir wollen ja ein Gebäude bauen, dass für Jahrzehnte hält. Da haben wir als Landkreis auch eine Vorbildfunktion", sagte Helga Keller-Zehnt von den Grünen.

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