Theater:Körperlich und archaisch

Theater: Wer hoch hinaus will, kann tief fallen: Macbeth (Patrick Gabriel) und Lady Macbeth (Caroline Betz).

Wer hoch hinaus will, kann tief fallen: Macbeth (Patrick Gabriel) und Lady Macbeth (Caroline Betz).

(Foto: TAT-Kreativ-Akademie)

Bernd Seidels neue Macbeth-Inszenierung feiert in Ottobrunn Premiere. Danach gibt es weitere Vorstellungen in München, Pullach, Garching und Haar.

Von Udo Watter, Ottobrunn

Angeblich ist die Liebe ja eine Himmelsmacht, aber die irdische Machtgier weist nicht selten den Weg in die seelische Hölle. Vor allem, wenn der von Gier getriebene Mörder seiner Tat nicht gewachsen ist. Wie Macbeth. Und Lady Macbeth, die ihn dazu angestiftet hat. Die starke, kraftvolle Liebe, welche die beiden Macbeths elektrisiert und erotisiert, geht ihres himmlischen Zaubers unter dem Einfluss der schändlichen Tat - dem Mord an dem schottischen König Duncan - allmählich verlustig . Die große Zärtlichkeit weicht der großen Zerrüttung, die Romantik dem Wahnsinn. Auf die Erringung der höchsten königlichen Macht folgt der große Fall. "Der kommt in der neuen Inszenierung noch stärker, noch emotionaler heraus", sagt Bernd Seidel. Der Regisseur, der seit vielen Jahren im Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus seine Premierenvorstellungen inszeniert, hat sich in diesem Jahr erneut dem berühmten Shakespeare'schen Stoff zugewandt.

"Der große Fall der Lady Macbeth und Macbeth" feiert am Samstag, 5. November, in Ottobrunn Premiere. Es ist eine abgewandelte Neuauflage des gefeierten Stückes, das Seidel und sein Schauspiel-Ensemble von der Kreativ-Akademie vor drei Jahren gezeigt haben: allerdings in größerer Besetzung, mit teils neuen Kulissen und einigen Änderungen im Plot bis hin zu einem anderen Ende. Statt eines Erzählers, der die beiden Protagonisten - erneut gespielt von Caroline Betz und Patrick Gabriel - dominant flankiert, werden diesmal zwei weitere Darsteller (Stephan Gerster, Marvin Schmidt) den tragischen, auf 90 Minuten komprimierten Handlungsrahmen narrativ und spielerisch begleiten.

Die Intensität des Verhältnisses zwischen der von Betz verkörperten Lady und ihrem Mann (Gabriel) soll dadurch noch deutlicher akzentuiert werden. "Es wird spannend, körperlich und archaisch", verspricht Seidel, "Theater pur." Der Regisseur, der auch als künstlerischer Berater des Wolf-Ferrari-Hauses fungiert, ist bekannt für bewegungsreiches, sinnlich choreografiertes Theater. Seidel kündigt "Dynamik, die unter die Haut geht" an. Dazu kommen Zwischentexte, die von Peter Spies und Seidel neu verfasst wurden. Auch die Kulisse - ein großes verschiebbares Herz sowie überdimensionierte Stühle - verspricht einiges. Der äußerliche Aufwand bleibt aber im Rahmen: "Es gibt keinen Schnickschnack", betont Seidel. Dafür aber Live-Musik: Die Akkordeonistin Michaela Dietl hat diese komponiert und wird sie auch vortragen.

Wer sich den Fall der Macbeths ansehen will, kann dies nicht nur in Ottobrunn tun. Nach der Aufführung im Wolf-Ferrari-Haus am 5. November (Beginn 19.30 Uhr) gibt es eine weitere Vorstellung im Bürgerhaus Pullach am 8. November sowie mehrere Auftritte im "Theater und so fort" in München (9., 10., 11. und 12. November), und dann erneut im Landkreis München: im Bürgerhaus Garching (17. November) und im Kleinen Theater Haar (20. November). Weitere Informationen und Tickets gibt es unter anderem über die Homepages der genannten Häuser.

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