Benimmregeln:"Mann oder Frau spielt keine Rolle mehr"

Grünwald, e-akademie, Elmar B Kreiß, der Spezialist für gute Umgangsformen ist.

Wer grüßt zuerst, wer bietet zuerst die Hand an? Auf solche Fragen hat sich Elmar B. Kreiß mit seiner Grünwalder Firma spezialisiert.

(Foto: Angelika Bardehle)

Elmar B. Kreiß aus Grünwald will mit seiner Firma moderne Umgangsformen vermitteln. Im Interview erklärt er, wer wen im Büro zuerst begrüßen muss und was es im Smartphone-Zeitalter zu beachten gilt.

Interview von Claudia Wessel, Grünwald

Visitenkarten hat Elmar B. Kreiß nicht mehr. "Haben Sie keinen Barcode-Scanner?", fragt der Inhaber der Grünwalder E-kademie, die sich unter anderem auf die Vermittlung moderner Umgangsformen spezialisiert hat, und deutet auf sein Smartphone. Dass man da passen muss, weil man bewusst auf zu viel digitale Technik verzichtet, ist aber auch heutzutage noch erlaubt, wie Kreiß versichert. Es gibt aber durchaus viele andere Fettnäpfchen, in die man treten kann.

SZ: Wo überall kann man sich danebenbenehmen?

Elmar B. Kreiß: Bei allem. Im beruflichen Umfeld genauso wie im Sportverein oder in der Beziehung.

Was kann man leicht falsch machen?

Im Beruf beispielsweise sollte man beachten, dass Gruß und Begrüßung mit Handschlag Zweierlei sind. Den Gruß, also Guten Tag oder Grüß Gott, richtet zuerst der Untergebene an den Höherrangigen. Die Hand anbieten darf hier aber nur der Ranghöhere. Grundsätzlich gilt Rang vor Alter vor Geschlecht.

Haben Frauen da nicht Sonderrechte?

Nein, nicht mehr. Die Frau wird im geschäftlichen Umfeld diesbezüglich nicht mehr hofiert. Sie gilt nicht mehr per se als ranghöher. In einem Meeting bestehend aus fünf Männern und einer Frau stehen also bei Ankunft eines Neuankömmlings nicht mehr nur die Männer auf, sondern alle.

Aber wenn man im Flur einen Mann und eine Frau trifft, begrüßt man zuerst die Frau?

Nein, es begrüßen sich immer zuerst die, die sich kennen. Mann oder Frau spielt keine Rolle mehr.

Angenommen ich fahre Aufzug, und der Firmenchef steigt ein. Was tun? Ansprechen oder wegschauen?

Wegschauen wäre ganz falsch. Zuerst einmal auf jeden Fall grüßen. Ob sich dann ein kleines Gespräch entwickelt, entscheidet der Boss. Ich kenne eine Münchner Firma, in der der Chef die Angewohnheit hat, von jedem, dem er begegnet, einen Pitch zu verlangen, also eine Kurzvorstellung. Er fragt: "Wer sind Sie, und wie dienen Sie meinem Unternehmen?"

Na, das sollte ja wohl jeder spontan wissen.

Nicht jeder ist in der Lage, dies in den 30 Sekunden, die für die Antwort bleiben, auf den Punkt zu bringen.

Der berühmte Small Talk etwa bei einem Empfang: Was darf man sagen oder nicht sagen?

Für Small Talk gibt es feste Regeln: nicht über Politik, Religion oder Sex zu sprechen.

Wer spricht schon über Sex?

Dazu gehören auch anzügliche Bemerkungen. Wie schnell die einem rausrutschen, sieht man ja aktuell an durchaus bekannten Personen.

Wechseln wir in den privaten Bereich. Darf man beispielsweise während eines Gesprächs die Sonnenbrille auflassen?

Nein, das ist eigentlich unhöflich. Bei der Begrüßung ist sie in jedem Fall abzunehmen. Wenn man sie danach aufbehalten möchte, sollte man darum bitten und es begründen - zum Beispiel wegen empfindlicher Augen, darf ich. Es ist auch für denjenigen, den es stört, erlaubt, charmant darauf hinzuweisen, etwa: Schade, dass ich deine Augen nicht sehen kann.

Neue Umgangsformen sind ja vor allem auch durch die Handynutzung entstanden. Was geht noch, was nicht?

In der Öffentlichkeit telefonieren, muss man inzwischen akzeptieren. Doch wenn viele mithören, etwa in der Trambahn, sollte man das Gespräch kurz halten und auch keine für Zuhörer unangenehmen Dinge ausplaudern wie Beziehungsdetails oder geschäftliche Informationen. Sitzt man mit jemandem zusammen, ist es selbstverständlich, dass man nicht auf sein Handy schaut und es möglichst lautlos stellt. Verabredungen sollte man übrigens auch heute noch so einhalten, wie sie getroffen wurden. Ist jemand für eine Absage nicht erreichbar oder meldet sich nicht, gilt die ursprüngliche Verabredung.

Jemand hat Mundgeruch. Darf man ihm das sagen?

Ja, aber man sollte es natürlich vorsichtig angehen. Eine gute Möglichkeit ist, sich selbst ein Bonbon zu nehmen und dem anderen auch eines anzubieten. Vielleicht versteht er die Botschaft.

Elmar B. Kreiß spricht am Donnerstag, 25. Januar, um 19 Uhr im Business Club Grünwald, Nördliche Münchner Straße 14 A, und beantwortet gerne weitere Fragen.

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