Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl:Bela Bach vor ihrer schwersten Etappe

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Die Planegger Abgeordnete und passionierte Bergsteigerin Bela Bach gibt einen vorderen Listenplatz bei der Aufstellungsversammlung der bayerischen SPD an diesem Samstag noch nicht verloren.

Von Lars Brunckhorst, Planegg

Bela Bach ist es gewohnt zu kämpfen. Als sie mit gerade einmal 24 Jahren Kreisvorsitzende der SPD wurde, musste sie sich erst gegen ihre deutlich erfahrenere parteiinterne Rivalin Annette Ganssmüller-Maluche durchsetzen. Als Bundestagskandidatin ihrer Partei trat die Planeggerin wiederum zweimal in einem von vornherein aussichtslosen Duell im Wahlkreis gegen CSU-Platzhirsch Florian Hahn an und konnte erst voriges Jahr als Nachrückerin in den Bundestag einziehen. Und deshalb wird Bela Bach auch an diesem Wochenende kämpfen, um auch nach dem 26. September in Berlin bleiben zu können und vielleicht doch noch einen vorderen Platz auf der Liste der bayerischen SPD zu bekommen.

Dieser ist ihr von den oberbayerischen Parteifreunden bei der Vorauswahl am vergangenen Wochenende verwehrt worden. Für die mittlerweile 30-Jährige überraschend nahm ihr die nur ein Jahr ältere Carmen Wegge den dritten Frauenplatz weg. Wegge, die im Landkreis Starnberg als Direktkandidatin antritt, erhielt in einer Kampfabstimmung fünf Stimmen mehr als Bach. Als Münchnerin und stellvertretende Juso-Landesvorsitzende hatte Wegge, die im Übrigen wie Bach Juristin ist, augenscheinlich mehr Unterstützer auf ihrer Seite als ihre Parteifreundin, die zwar schon im Bundestag sitzt, weniger in Partei- und Juso-Gremien vernetzt ist.

So erging es Bach ähnlich wie ihrem prominenteren Parteifreund Florian Post, dem der Spitzenplatz auf der Liste von dem Gewerkschafter Sebastian Roloff aus dem Münchner Süden weggeschnappt wurde. Im Gegensatz zu Post, der bei der endgültigen Entscheidung am Samstag nicht mehr um einen Listenplatz kämpfen will und sich stattdessen allein auf den Gewinn des Direktmandats in München-Nord konzentriert, gibt Bach die parteiinterne Aufstellung aber noch nicht verloren. Am Freitagabend warb sie vor den oberbayerischen Delegierten um deren Unterstützung bei der Entscheidung am Samstag. Sie sei willens, dafür zu kämpfen, dass der Landkreis München weiterhin eine Vertreterin in Berlin habe.

Rückhalt aus dem Kreisverband

Aus dem Kreisverband erfährt sie dafür viel Rückhalt. "Ich wünsche mir, dass Bela Bach wie eine Löwin, der man ihr Baby weggenommen hat, für ihren Landkreis bei der Aufstellungsversammlung kämpft", sagt Garchings SPD-Bürgermeister Dietmar Gruchmann. Mit seinem Parteifreund, dem Ismaninger Bürgermeister Alexander Greulich, ist er sich einig: Der bevölkerungsstärkste Landkreis in Bayern brauche weiterhin eine Genossin im Bundestag.

Auch SPD-Kreischef Florian Schardt versichert vor der Aufstellungsversammlung: "Wir stehen an der Seite unserer Kandidatin." Schardt ist einer von drei Delegierten des Unterbezirks München-Land - neben Bach und Landesparteichefin Natascha Kohnen. Von der war bis Freitag kein Wort dazu zu hören, dass ausgerechnet ihr Heimatlandkreis keine Abgeordnete mehr in Berlin haben könnte. Was womöglich daran liegt, dass das Verhältnis zwischen Kohnen und Bach - gelinde gesagt - nicht das beste ist. Bach gehörte nach der Klatsche für die SPD bei der Landtagswahl 2018 zu den schärfsten Kritikerinnen der Landesvorsitzenden und Spitzenkandidatin.

Ob sie am Samstag für einen vorderen Listenplatz antritt, hält sich Bach bis zuletzt offen. Sie will das von der "Dynamik" der Versammlung abhängig machen. "Als Bergsteigerin weiß ich: Manchmal liegt der Gipfel in den Wolken und man muss abwarten, wie sich die Wetterlage entwickelt", sagt sie. Sollte sie den Listenplatz nicht bekommen, werde sie trotzdem weiter als Direktkandidatin im Wahlkreis zur Verfügung stehen. Sie wird also wieder kämpfen müssen.

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SZ vom 13.03.2021
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