Süddeutsche Zeitung

Behörden-Pläne:Zweites Landratsamt in der Messestadt

Neben der Zentrale am Mariahilfplatz soll es künftig eine große Außenstelle am Stadtrand geben.

Von Stefan Galler und Martin Mühlfenzl

Das Landratsamt zieht möglicherweise in die Messestadt. Wie der SZ am Mittwoch aus dem Kreistag bestätigt wurde, hat der Landkreis für eine Dependance der Zentrale am Mariahilfplatz eine Immobilie und ein Grundstück nahe der Olof-Palme-Straße im Auge. In diesem Umgriff hatte der Landkreis schon einmal ein Gebäude als möglichen Standort im Blick, den Kauf aber verworfen.

Der Kreistag wird kommende Woche in einer außerordentlichen Sitzung entscheiden, ob er sich dieses Mal im laufenden Bieterverfahren für das Areal mit einem Gebot beteiligt. Dafür sollen rund 100 Millionen Euro an neuen Schulden aufgenommen und in einen Nachtragshaushalt eingestellt werden.

Das anvisierte Areal soll als zweiter Standort neben dem Mariahilfplatz möglichst alle Außenstandorte des Landratsamtes unter einem Dach zusammenfassen, abgesehen von der Kfz-Zulassungs- und Führerscheinstelle, die weiterhin in Neukeferloh bleiben soll. Wegen des laufenden Bieterverfahrens war von Landrat Christoph Göbel (CSU) am Mittwoch keine Auskunft über die genaue Lage des Areals zu erhalten.

Derzeit ist die Behörde auf insgesamt acht Standorte verteilt. An der Ludmillastraße in der Nähe der Candidstraße in Untergiesing sitzt die Ausländer- und Asylbehörde, in der Frankenthaler Straße 2 in der Nähe des Giesinger Bahnhofs sind die Referate für Gewerbe, Verbraucherschutz und Personal/Organisation untergebracht, in der Frankenthaler Straße 5 - 9 die Ämter für Bau, Energie, Mobilität, Umweltschutz und Senioren. Dazu hat der Landkreis Einrichtungen an der Chiemgaustraße, an der Nockherstraße und die Eltern- und Jugendberatungsstelle am Orleansplatz.

Derzeit wird die Zentrale am Mariahilfplatz aus- und umgebaut, um dort künftig mehr als die aktuell rund 550 Mitarbeiter unterzubringen. Insgesamt hat die Behörde 1700 Mitarbeiter, davon weniger als tausend Vollzeitstellen und entsprechend viele Teilzeitstellen.

Das Gros der Angestellten ist gleichzeitig vormittags am Schreibtisch. "Deshalb ist der Platzbedarf enorm", begründet der Landrat die Notwendigkeit eines neuen Gebäudes. Etwa drei Millionen Euro wendet der Landkreis jährlich für Mieten auf. Es sei wirtschaftlicher, dieses Geld in Eigentum zu investieren.

Dass eine zusätzliche Immobilie erworben werden soll, ist im Kreistag unstrittig. Auch dass dieses Areal innerhalb Münchens liegen sollte, schließlich gewährleistet nur ein Standort in der Stadt annähernd gleiche Anfahrtswege aus allen Teilen des Landkreises.

Da der Immobilienmarkt seit Jahren angespannt ist, gelte es, eine Gelegenheit zu nutzen, heißt es im Vorbericht der Kämmerei zum Nachtragshaushalt: "Der Landkreis München hat kurzfristig und ungeplant die Möglichkeit erhalten, im Zuge der Standortentwicklung für das Landratsamt München ein interessantes, günstig gelegenes Immobilienobjekt zu erwerben."

Noch zu Zeiten von Münchens OB Christian Ude (SPD) hatte es Pläne gegeben, das ehemalige Frauengefängnis am Mariahilfplatz direkt neben dem Landratsamt zu erwerben; Ude wollte aber ein Hotel für Obdachlose daraus machen - letztlich wurde weder das eine noch das andere realisiert.

Mit den jüngst bekannt gewordenen Verhandlungen über ein Tauschgeschäft zwischen Stadt und Landkreis haben die Absichten des Kreises in der Messestadt laut Göbel nichts zu tun. Die Stadt interessiert sich für eine Fläche hinter der Bahnunterführung Berg am Laim, die dem Landkreis gehört und die seit dem Abriss der Landwirtschaftsschule brach liegt.

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SZ vom 29.04.2021/wkr
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