Aus den Boxen wabert chillige Musik, die Zuschauer sitzen in der Sonne und genießen die entspannte Atmosphäre. Und auf der sandigen Spielfläche kämpfen Fußballer um den Ball, fliegen teilweise spektakulär durch die Luft, um die Kugel im Tor des Gegners unterzubringen. Das ganze Pfingstwochenende über waren die elf besten Beachsoccer-Mannschaften Deutschlands an der olympischen Ruderregattastrecke in Oberschleißheim zu Gast, um dort ihren ersten von insgesamt vier Sammelspieltagen der neuen Saison auszutragen.
Und das durchgehend bei Sonnenschein, weshalb Frederic Goller, Sprecher und Abteilungsleiter der gastgebenden Bavaria Beach Bazis, zufrieden bilanzieren konnte: "Das Wetter war perfekt, alleine das hat schon dazu beigetragen, dass die Veranstaltung gelungen ist." Insgesamt seien über die drei Tage mehr als 1000 Besucher auf der Anlage gewesen.
Natürlich spielte auch das Bundesligafinale der Rasen-Fußballer am Samstagnachmittag eine Rolle. Neben dem Sandplatz lief die Live-Übertragung des letzten Spieltags auf einem Fernseher. Und der ein oder andere unter den Aktiven riskierte mehr als einen Blick aufs Meisterrennen zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Gerade die Vertreter aus dem Westen, von Beachsoccer-Meister Beach Royals Düsseldorf und von Real Münster, waren vom Ausgang allerdings nicht unbedingt angetan.
Da wird es Moderator Gilbert Kalb nicht anders ergangen sein, der es als Sprecher beim Löwen-Radio des TSV 1860 München mit den Blauen hält. Er begleitete die sportlichen Wettkämpfe in Oberschleißheim mit Enthusiasmus und konnte immerhin drei Siege für die Bavaria Beach Bazis kommentieren: Nach der knappen Auftaktniederlage am Samstag gegen den amtierenden Meister Düsseldorf (2:4) gab es ein paar Stunden später einen 9:0-Kantersieg gegen die Golden Goalers Korbach. Am Sonntag folgte gleich am Vormittag ein hart umkämpfter 2:1-Sieg im "El Bavarico", wie es die Beachfußballer nennen, gegen die Beach Boyz Waldkraiburg.
Und am Montag schlugen die Gastgeber dann noch Sandball Leipzig mit 6:2, womit das Team, das eigentlich zur DJK Pasing gehört, jedoch seit Jahren seine sportliche Heimat in Oberschleißheim hat, absolut im Soll liegt: "Unser Ziel ist es, wie in den letzten beiden Jahren auch diesmal wieder das Final-Four-Turnier in Warnemünde zu erreichen. Im Halbfinale und Finale ist dann bestimmt alles drin", sagt Frederic Goller.
180 Puls: Die Spieler verausgaben sich während ihrer Zeiten auf dem Feld vollständig. Hier setzt sich ein Waldkraiburger beim "El Bavarico" gegen zwei Beach Bazis durch.
(Foto: Leonhard Simon)Dass er und seine Kameraden zweimal die Woche aus dem Westen Münchens in den nördlichen Landkreis fahren, um im Beach Resort zu trainieren, hat einen einfachen Grund: "Hier haben wir optimale Bedingungen", sagt Goller. Man dürfe die Anlage kostenfrei nutzen, weil sich Geschäftsführer Dirk Henrichs im Gegenzug bei den Spieltagen der Deutschen Beachsoccer-Liga ein gutes Geschäft verspricht - so wie das am Wochenende der Fall war. Mittelfristig hofft man bei den Münchnern aber darauf, auch auf der eigenen Sportanlage in Pasing einen Sandplatz zu bekommen. "Klar ist auch, dass der Verein mit 25 Jugendmannschaften nicht einen halben Rasenplatz für gut 20 Beachsoccer-Spieler hergeben kann", sagt Goller. Das sei eher ein Projekt für die Zukunft.
Doch das wilde Kicken im Sand boomt in vielen Ländern und so langsam kommt das Interesse auch in Deutschland an. Am Wochenende verbanden zahlreiche Zuschauer ihren Besuch an der Olympiaregatta mit einem Bad im Regattasee und genossen die Schmankerl, die am mit einem Grill ausgestatteten Foodtruck und im Gebäude hinter der Regattatribüne angeboten wurden. Für die Kinder war eigens eine Hüpfburg aufgebaut, langweilen musste sich also niemand.
Keiner langweilt sich: Insgesamt kamen mehr als 1000 Zuschauer zu den hochklassigen Spielen der besten deutschen Beachsoccer-Teams.
(Foto: Leonhard Simon)Was wiederum zum Konzept von trendigen Sportarten wie auch Beachvolleyball oder American Football gehört: Der Eventcharakter steht im Vordergrund, es sollen Veranstaltungen sein, die der ganzen Familie gefallen. Da werden die Spiele der Munich Ravens, die im Rahmen der European League of Football am kommenden Sonntag erstmals ein Heimspiel im Sportpark Unterhaching austragen, nach ähnlichem Muster ablaufen.
Anders als Football hat Beachsoccer hierzulande noch nicht das große Interesse auf sich gezogen. In Ländern wie Spanien, Italien oder Portugal, aber auch in der Schweiz und in Osteuropa sind Turniere dagegen mittlerweile echte Zuschauermagneten. In Brasilien sowieso. Das liegt auch daran, dass der Ball weitgehend in der Luft gehalten werden muss, um ihn Richtung Tor zu bugsieren. So kommt es oft zu spektakulären Fallrückziehern. Da verwundert es nicht, dass einst technisch beschlagene Ex-Profis wie Zico, Ronaldinho, Romario oder auch Eric Cantona nach ihren Profikarrieren im Sand weitergekickt haben.
Dabei geht das Stapfen durch das tiefe Geläuf ganz schön an die Substanz. "Wir wechseln blockweise alle zwei, drei Minuten, weil der Puls während des Spielens auf 180 ist", sagt Bazis-Sprecher Goller, der betont, dass auch das dreitägige Happening an Pfingsten ohne schwere Blessur abgelaufen ist: "Eine kleine Schürfwunde oder mal ein blauer Fleck, das kann vorkommen. Aber Bänderverletzungen gibt es bei uns nicht." Das liege daran, dass der Sand nachgebe und keiner grätscht. Würde auch nicht zur entspannten Atmosphäre passen.