Bayerische Demenzwoche:Jeden kann es treffen

Lesezeit: 2 min

Sabine Kaufmann, Ramona Eidner-Bobrowski, Jürgen Hoerner und Ingrid Schmidt-Endrass (v.l.) von der Alzheimer-Gesellschaft informieren. (Foto: Claus Schunk)

Wie erkennt man Demenz? Wer hilft den Erkrankten? Zur Bayerischen Demenzwoche gibt es im Landkreis viele Aktionen

Von Angela Boschert, Landkreis

"Keiner weiß, wen es betreffen kann, daher ist es umso wichtiger, da einmal hinzuschauen", sagt Pflegepädagogin Sabine Kaufmann von der Alzheimer-Gesellschaft Landkreis München. Während der zweiten Bayerischen Demenzwoche, die noch bis zum 26. September dauert, soll unter dem Motto "Festhalten, was verbindet" landesweit für das Thema Demenz sensibilisiert werden. Informationen über die Krankheit und Unterstützungsmöglichkeiten stehen im Zentrum vieler Aktionen, aber auch Bewusstmachen. Denn welcher Ältere - und vielleicht auch schon manch Jüngere - hat sich nicht schon gefragt, ob er bloß vergesslich oder gar dement ist?

Betroffen sind nicht nur die Fragenden selbst, sondern auch ihre Angehörigen. Darüber zu reden, fällt schwer. Das Thema Demenz ist mit viel Unsicherheit und Scham besetzt. Dabei gibt es ein großes Netzwerk an professionellen Hilfen und ehrenamtlicher Unterstützung, wie Aktionen in dieser Woche zeigen.

Von Demenz sind in Bayern bereits mehr als 240 000 Menschen betroffen. Bis zum Jahr 2030 werden es 300 000 sein, informiert das bayerische Gesundheitsministerium. Der Awo-Kreisverband München-Land legt in der Demenzwoche den Fokus auf die Prävention. "Wir sagen: Vorsorge so einfach wie möglich", erläutert Stefanie Sonntag vom Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt, "daher gibt es bei uns alle Vorlagen für die Betreuungs- und Patientenverfügung sowie die Vorsorgevollmacht". Mit diesen Dokumenten kann jeder Bürger festlegen, welchen Betreuer oder welche ärztlichen Maßnahmen er sich im Notfall wünscht und wer für ihn bestimmen soll, falls einmal das Urteils- und Entscheidungsvermögen beeinträchtigt sind. Beim Ausfüllen der Dokumente beraten Experten, etwa wenn man keine eigenen Angehörigen hat. "Dann ist zu entscheiden: Wem kann ich so vertrauen, dass ich ihn oder sie in die Vorsorgevollmacht reinschreibe. Als ich mich entschieden und mit der Vertrauensperson gesprochen hatte, war das Weitere einfach", sagt Sonntag nachdenklich und froh zugleich. Sie hofft, dass viele Menschen das Angebot der Beratung annehmen, speziell am Dienstag, 21. September, von 14.30 bis 17.30 Uhr auf dem Wochenmarkt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie am Donnerstag, 23. September, von 9 bis 13 Uhr vor der Klawotte in Unterschleißheim.

Doch was ist Demenz überhaupt? Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 50 Krankheitsformen, bei denen wichtige Gehirnfunktionen abgebaut werden und sich als Folge davon das Erinnerungs-, Orientierungs- und Denkvermögen verringert sowie Sprachstörungen, motorische Einschränkungen oder gar Veränderungen der Persönlichkeit auftreten können. Gegen Demenz gibt es keine Medizin, man kann allenfalls ihr Voranschreiten bremsen und für Betroffene sowie betreuende beziehungsweise pflegende Angehörige das Leben so angenehm wie möglich machen. Rund zwei Drittel der Betroffenen sind an einer Alzheimer-Demenz erkrankt. Ihr widmet sich der Welt-Alzheimertag am Dienstag, 21. September, unter dem Motto "Demenz - genau hinsehen!". Dann öffnet die Alzheimer-Gesellschaft Landkreis München (AGLM) von 10 bis 17 Uhr ihre Türen an der Hauptstraße 42 in Unterhaching und bietet Kurzvorträge und Informationen zur ihrer Arbeit an. Die AGML will mehr Akzeptanz und Verständnis für Menschen mit Demenz wecken. Sie berät Angehörige und schult Betreuer. In einer Ausstellung zeigt sie neun Bilder, die pflegende Angehörige zum Thema des Alzheimertags gemalt haben. Zudem wird durch ehrenamtliche Helfer das Märchen "Schneewittchen" aufgeführt, das sie während des Lockdowns als Freilufttheater für Menschen in Demenz-WGs inszeniert haben. Denn: Märchen lösen Erinnerungen aus.

Wie sich Demenzkranke fühlen, kann man im Demenzparcours "Hands-on Dementia" ausprobieren. Der Hospizkreis Ottobrunn baut ihn am Samstag, 25. September, 9 bis 12 Uhr, im Gesundheitshaus Norbert Maier, Naupliaallee 22, auf. "Man trägt eine Brille, die die Sicht verzerrt, und Handschuhe, so muss man sich eine Jacke anziehen und die Knöpfe schließen", erzählt Erika Aulenbach vom Vorstand des Hospizkreises. "An anderen Stationen erhält man einen Eindruck, wie kompliziert Alltägliches wie die Zubereitung von Essen, das Essen selbst oder gar Autofahren für Menschen mit Demenz wird", sagt die Seniorenreferentin.

© SZ vom 20.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: