Bauvorhaben an der B304:Hoch brisant

Bauvorhaben an der B304: Die Münchner Straße mit Blick Richtung Landeshauptstadt: Gegenüber dem roten Bau des Acom-Hotels könnte ein Wohnturm hinpassen.

Die Münchner Straße mit Blick Richtung Landeshauptstadt: Gegenüber dem roten Bau des Acom-Hotels könnte ein Wohnturm hinpassen.

(Foto: Claus Schunk)

Der Haarer Gemeinderat diskutiert wieder über Wohntürme an der Münchner Straße, und prompt gibt es Streit. Am Ende stellt sich eine Mehrheit hinter den unverbindlichen Plan. Nun sollen die Bürger gehört werden.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der scharf geführte Hochhaus-Streit hat in Haar Spuren hinterlassen. Die Erinnerung daran schwebte wie eine dunkle Wolke über den Köpfen der Gemeinderäte, als sie am Dienstagabend einen neuen Versuch unternahmen, sich auf eine mögliche Bebauung an der B 304 zu einigen.

Es ging diesmal nicht um ein konkret geplantes Hochhaus oder auch nur einen verbindlichen Plan. Ein Rahmenplan sollte per Votum in seinen Kernaussagen bestätigt werden. Es galt sich zu positionieren, wie eine schlüssige Vision für die ortsprägende Straße aussehen könnte. Mit 13 zu zehn Stimmen befürwortete eine Mehrheit das von der Bürgermeisterin vorgelegte Konzept.

Die Debatte wurde mit großer Nervosität geführt. Und die Frontlinien verliefen wie in Haar zu erwarten zwischen der SPD und der CSU, wobei es diesmal der Grünen-Gemeinderätin Petra Tiedemann oblag, dem Ganzen eine besondere Brisanz zu verleihen. Das von Architekt Gert F. Goergens vorgestellte Konzept für ein 1,65 Kilometer langes Gebiet auf der Südseite der Durchgangsstraße sieht zwei etwa 40 Meter hohe Hochhäuser an der Ecke Jagdfeldring und Hans-Pinsel-Straße vor. Dazu eine weitgehend geschlossene, verdichtete Bebauung an der Straße, um hinterliegende Wohngegenden vor Lärm zu schützen. Kern des Rahmenplans bildet die Idee, auf dem Areal des Hagebaumarkts ein Einkaufszentrum oder auch alternativ nur Wohnungen und Sozialeinrichtungen unterzubringen, und dieses Zentrum mit dem bestehenden Jagdfeldzentrum zu verschränken.

Reichel lehnt Hochhäuser rundheraus ab

Die Gemeinderäte der CSU, die im Hochhausstreit die Kritiker einer urbanen Entwicklung unterstützt hatten, distanzierten sich mehr oder weniger deutlich von diesen Ideen. Fraktionschef Dietrich Keymer sagte unter Verweis auf die von Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) bereits für den 11. Oktober terminierte Bürgerinformationsveranstaltung, dass er aus "Respekt vor dem Wähler" einen Beschluss vor dieser Veranstaltung ablehne. Er wolle sich jetzt aus "rein formalen Gründen" nicht positionieren. Außerdem forderte er mehr Informationen etwa zur Zahl der entstehenden Wohnungen. Thomas Reichel sagte rundheraus: "Ich teile diese Vision von Haar auf keinste Weise." München solle verdichtet bauen, Hochhäuser hätten dort ihren Platz. Er sehe keine Notwendigkeit, in der im Rahmenplan vorgeschlagenen Dimension an der B 304 zu bauen.

Weil Grünen-Gemeinderätin Tiedemann sagte, dass sie vor einer Bürgerinformationsveranstaltung dem Plan nicht zustimmen wolle und dazu die Befürchtung zum Ausdruck brachte, es könnte auf eine Maximal-Bebauung an der Straße hinauslaufen, erschien eine Mehrheit plötzlich fraglich. Bei Keymer hob sich die Stimmung. Und als er ob der unerwarteten Unterstützung vergnügt gegen die Bürgermeisterin stichelte, sie würde mit Informationen hinter dem Berg halten, platzte dieser der Kragen: "Unverschämtheit", rief Müller Keymer entgegen. Ein Wortgefecht folgte, dann war die Luft wieder rein.

Kurz darauf war auch klar, dass eine Gemeinderatsmehrheit den Rahmenplan mittragen würde. Grünen-Fraktionssprecher Mike Seckinger sagte, er habe wie Tiedemann zwar damit geliebäugelt, sich ebenfalls vor der Bürgerinformationsveranstaltung nicht festzulegen. Doch weil er den Eindruck gewonnen habe, die CSU betreibe "Strategie-Spielchen", mache er da nicht mit. Der Rahmenplan sei ein wichtiger "Blick in die Zukunft" und ein gutes Instrument, um Struktur in einen komplexen Entscheidungsprozess reinzubringen.

Die Angst vor Beliebigkeit

Bürgermeisterin Müller sagte, es sei eine offene Debatte mit den Bürgern beabsichtigt. Diese könnten sich einbringen in das keineswegs abgeschlossene Planwerk. Zugleich warnte sie davor, ohne einem Votum des Gemeinderats den Bürgern gegenüberzutreten und in eine "Beliebigkeit reinzukommen". SPD-Fraktionschef Alexander Zill sagte, Rahmenpläne hätten sich in Haar oft bewährt und etwa im Jugendstilpark verhindert, dass Investoren Maximalforderungen durchgesetzt hätten. Er sehe den Gemeinderat in einer Verpflichtung, sich rechtzeitig Gedanken über die Gemeindeentwicklung zu machen. Im Übrigen warnte er vor verfrühten konkreten Aussagen und forderte, ein mögliches Einkaufszentrum dürfe dem örtlichen Handel an der Leibstraße nicht schaden.

Die Bürgerinformationsveranstaltung findet am Mittwoch, 11. Oktober, von 18 Uhr an im Bürgerhaus statt. Eine externe Moderation ist vorgesehen. Die Architekten stellen den Rahmenplan vor. Dann wird in Diskussionsecken beraten. Ideen der Bürger sollen aufgenommen werden und können nach Beratung im Gemeinderat in den Plan eingearbeitet werden.

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