Innovatives Bauprojekt in Ottobrunn:Wohnen in Rufweite zum Büro

Innovatives Bauprojekt in Ottobrunn: Die Apartments sollen große Balkone haben und lichtdurchflutet sein. Der künftige Astyx-Campus besteht aus zwei Firmengebäuden an der Robert-Koch-Straße sowie drei Wohntrakten, von denen zwei in Form eines "L" angeordnet sind.

Die Apartments sollen große Balkone haben und lichtdurchflutet sein. Der künftige Astyx-Campus besteht aus zwei Firmengebäuden an der Robert-Koch-Straße sowie drei Wohntrakten, von denen zwei in Form eines "L" angeordnet sind.

(Foto: Claus Schunk)

Der Unternehmer Günther Trummer will auf dem ehemaligen EADS-Gelände in Ottobrunn nicht nur eine neue Zentrale für seine Hightech-Firma Astyx errichten, sondern auch gleich luxuriöse Apartments. Mitarbeiter sollen ein Vorkaufsrecht erhalten.

Von Bernhard Lohr, Ottobrunn

Es galt einst als großer zivilisatorischer Fortschritt, Wohnen und Arbeiten voneinander zu trennen. Die Zeiten sollten vorüber sein, in denen die Menschen in dunklen, engen Hinterhöfen werkelten und gleich nebenan ihr Bett stehen hatten, in dem sie ihre kurze Nachtruhe fanden.

Also entstanden Gewerbegebiete, die Projektentwickler heute gerne als Campus titulieren, wenn sie zeigen wollen, dass es dort innovativ zugeht. In Ottobrunn investiert nun der Unternehmer Günther Trummer 70 Millionen Euro in einen Campus, der Forschen, Arbeiten und auch Wohnen zusammenführt. Es könnte ein Zukunftsmodell sein, gerade im Landkreis München.

Wohnraum ist im Ballungsraum München knapp. Und doch hält sich in den Rathäusern die Begeisterung in Grenzen, wenn Investoren kommen und davon erzählen, dass sie auf Gewerbeflächen oder in Mischgebieten Wohnungen schaffen wollen. So lässt sich angesichts der Nachfrage nach Wohnungen Baugrund leicht versilbern, mit dem Effekt, dass bei der schon wegen der zu erzielenden Gewerbesteuereinnahmen angepeilten Gewerbeansiedlung nichts vorangeht. Gerade Ottobrunn gilt als Gemeinde, die da etwas aufzuholen hat.

Innovatives Bauprojekt in Ottobrunn: Zwei der drei Wohntrakte sind in Form eines "L" angeordnet. Die Apartments sollen große Balkone haben und lichtdurchflutet sein.

Zwei der drei Wohntrakte sind in Form eines "L" angeordnet. Die Apartments sollen große Balkone haben und lichtdurchflutet sein.

(Foto: Claus Schunk)

Trotz aller Zweifel: Bürgermeister Loderer begrüßt die Investition

Dennoch zeigte sich Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) am Donnerstag erfreut, als im Gästekasino auf dem Areal von Airbus Industries die Pläne des "Astyx Campus" vorgestellt wurden. Die Gemeinde habe sich nach anfänglicher Skepsis gerne für die Idee geöffnet, dort den Bau einer Firmenzentrale mit dem Bau von Wohnungen zu verbinden, sagte er. "Was liegt eigentlich näher, als diese beiden Dinge gemeinsam zu denken." Der Wohnungsbau habe dort "dienenden Charakter". Neue Mitarbeiter bräuchten Wohnraum. So werde das Wachstum des Unternehmens ermöglicht.

Tatsächlich will Günther Trummer mit seiner Astyx GmbH auf dem von ihm geschaffenen Campus wachsen. Er war leitender Angestellter bei EADS und machte sich 1997 selbständig. Seitdem entwickelte sich das Unternehmen kräftig, das im Bereich der Sensortechnik tätig ist und Patente angemeldet hat, mit denen es beim Autonomen Fahren, in der Kommunikationstechnik und auch in der Ölindustrie im Geschäft ist. Autos und Hubschrauber erfassen die Umgebung mit einer Art Radar und unterstützen den Fahrer oder Piloten. Ölbohrschiffe werden mit der Technik ausgestattet, um bei starkem Wellengang in der Tiefsee bohren zu können.

Innovatives Bauprojekt in Ottobrunn: Der künftige Astyx-Campus besteht aus zwei Firmengebäuden an der Robert-Koch-Straße.

Der künftige Astyx-Campus besteht aus zwei Firmengebäuden an der Robert-Koch-Straße.

(Foto: Claus Schunk)

Das Unternehmen will auf 250 Mitarbeiter wachsen

Astyx will nun auf dem Campus von 50 auf 250 Mitarbeiter wachsen, die in Büros und Labors in zwei Firmengebäuden arbeiten sollen. In Rufweite entstehen 112 Wohnungen. Zunächst sollen Astyx-Mitarbeiter zum Zug kommen, aber auch Beschäftigten von Unternehmen aus der Nachbarschaft soll der Kauf freistehen. Eine Kinderkrippe mit 24 Plätzen entsteht, die wiederum allen in Ottobrunn offen stehen soll. Für sechs Wohnungen hat sich die Gemeinde ein Belegungsrecht zur Miete gesichert. Dort sollen etwa Erzieher unterkommen können.

Loderer legte Wert darauf, dass die Gemeinde über die Bauleitplanung und einen städtebaulichen Vertrag das Projekt steuernd begleitet. Es sei über definierte Bauabschnitte festgelegt, dass tatsächlich Wohn- und Gewerbeflächen miteinander "eng verzahnt" entstünden. Nicht, dass es dort am Ende doch nur Wohnungen gebe. Diese Befürchtung wurde ausgeräumt. Die Entscheidungen im Gemeinderat, sagte Loderer, seien alle einstimmig gefallen.

Das Astyx-Projekt steht nach Loderers Ansicht für eine neue Dynamik, die an dem über Jahre auch durch Umstrukturierungen bei EADS leidenden Standort auszumachen ist. Dieser erlebe eine "Renaissance". "Aus einem ehemaligen abgesperrten, militärischen Sicherheitsbereich wird ein offener Technologie- und Innovationspark."

Innovatives Bauprojekt in Ottobrunn: Günther Trummer arbeitete bei EADS und machte sich 1997 selbständig. Nun will er mit seiner Astyx GmbH expandieren.

Günther Trummer arbeitete bei EADS und machte sich 1997 selbständig. Nun will er mit seiner Astyx GmbH expandieren.

(Foto: Claus Schunk)

Dass Loderer sich so zufrieden gab, hat auch damit zu tun, dass Trummer und sein Architekt Laurent Brückner wohl rüberbringen konnten, dass sie mit der als "Verve-Living" bezeichneten Wohnanlage Qualitätvolles schaffen wollen. So werde man energetisch Standards setzen, sagte Brückner, mit Fotovoltaik und Smart-Grid-Technik in den Gebäuden, die den strengen Kfw-55-Standard erfüllten. Das Areal werde autofrei gestaltet. In der von Gewerbe und Wohnanlage genutzten Tiefgarage soll es an allen Parkplätzen E-Ladestationen geben. Die durch die Gebäudebreite durchgesteckten Wohnungen hätten sämtlich Balkone und seien lichtdurchflutet, sagte Brückner, mit bis nach unten durchgezogenen Fensterfronten.

Die Apartments werden im Sommer gekühlt

Über eine Grundwasserkühlung würden die Apartments im Sommer temperiert. Bei den Büro- und Laborgebäuden orientiert sich Brückner daran, was er für den neuen Google-Firmensitz in München entwickelt hat. Die Vorteile von Gemeinschaftsbüros und kleinen Einheiten würden verknüpft. Das "Zellenbüro" sei passé, dafür gebe es Kommunikationszonen und kurze Wege.

Der Verkauf der Wohnungen soll im September beginnen, im Februar 2017 ist der Baubeginn geplant und Bezugstermin ist Mitte 2018. Wer sich in Verve-Living einkaufen will, muss allerdings flüssig sein. Durchschnittlich 6000 Euro soll der Quadratmeter kosten. Man arbeite überwiegend mit hoch qualifiziertem Personal, sagte Trummer. Dieses suche Qualität. Trummer übrigens hat sich selbst schon eine Penthouse-Wohnung ausgesucht, in die er einziehen will; gleich am Eingang zum angrenzenden Waldstück im Norden, wo die Beschäftigten laut Astyx-Prospekt "durchatmen" können.

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