Baumfällungen:Naturschützer kämpfen um die Beigartenallee

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Von den 55 verbliebenen alten Bergahornen beim Weiler Beigarten sind 33 bereits rot markiert. (Foto: Angelika Bardehle)

Das Staatliche Bauamt will aus Sicherheitsgründen auf der Verbindung von Straßlach-Dingharting ins Isartal weitere Bäume fällen. Kritiker drängen darauf die Allee, derzeit Staatsstraße, in eine Anliegerstraße umzuwandeln.

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Alleen zählen zu markanten Elementen der Landschaft. Anders als in einigen nördlichen Bundesländern stehen sie in Bayern aber nicht unter gesetzlichem Schutz, erhaltenswert sind sie nach Ansicht des Bund Naturschutzes allerdings sehr wohl. Die Kreisgruppe München schlägt jetzt Alarm, weil sie umfangreichen Fällungen an der historischen Allee im Weiler Beigarten befürchtet. Entlang der offiziell als Staatsstraße 2071 ausgewiesenen kleinen Verbindungsstraße im Gebiet der Gemeinde Straßlach-Dingharting sind 15 der noch verbliebenen 55 alten Bergahorne rot markiert. Der Bund Naturschutz fordert einen sofortigen Stopp der geplanten Maßnahmen. Das zuständige Staatliche Bauamt Freising hingegen argumentiert mit der Verkehrssicherheit.

Schon seit einigen Jahren mahnen die Naturschützer den Erhalt der Allee mit ihren 100 bis 150 Jahre alten Bäumen an. Einst war dieses Gebiet südlich von Straßlach und nördlich von Deining jahrhundertelang der "Bienengarten" der klösterlichen Imkerei Schäftlarn. Bekannt wurde sie auch als Wettkampfstrecke für das Radrennen der Olympischen Spiele 1972. Der westliche Teil der knapp 1,4 Kilometer langen Allee befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet. Die Allee ist nicht nur schön anzusehen, sie bietet auch zahlreichen Vögeln und Fledermäusen Lebensraum. Drei Wochen im Jahr ist ein Abschnitt sogar gesperrt, um wandernde Amphibien zu schützen.

Nun ist diese nur viereinhalb Meter breite Verbindung ins Isartal schon lange als Staatsstraße eingestuft. "Daher ist sie in den vergangenen Jahren auch immer breiter geworden und die Asphaltierung an die Bäume herangerückt", sagt Hartmut Schüler von der Initiative "Allee Beigarten" in Straßlach-Dingharting. Dadurch wurde und wird das Wurzelwerk der Ahornreihe geschädigt. Bereits mehr als 44 Bäume seien in der Vergangenheit hier gefällt worden, kritisiert der Bund Naturschutz das Vorgehen der Behörden. "Durch die stückweise Ausdünnung in der Vergangenheit wurde das charakteristische Bild der Allee erheblich beeinträchtigt. Mit den aktuell geplanten weiteren Fällungen droht nun das Aus für die Allee ", sagt der Grünwalder Manfred Siering, stellvertretende Vorsitzender der BN-Kreisgruppe. Statt kurz vor Beginn der Vogelschutzzeit am 1. März nun noch die Bäume zu fällen, müssten diese unbedingt erhalten werden. Die Allee sei kulturhistorisch wertvoll, zumal Oberbayern ohnehin nicht reich an alten Alleen sei.

Im Staatlichen Bauamt sieht man einen Teil der Bäume als Sicherheitsrisiko. Noch stehe aber nicht fest, wie viele tatsächlich weg müssten und wo nur Äste oder die Kronen ausgeschnitten werden müssten. Die Markierungen stammten von den hauseigenen Baumkontrolleuren, sagt Mitarbeiterin Martina Hoffman. Derzeit warte man auf die Expertise eines externen Baumgutachters, bevor eine Entscheidung getroffen werde. "Es ist alles noch offen und der Bund Naturschutz wird das Gutachten einsehen", betont sie. Zudem verweist Hoffmann darauf, dass es zumindest in den vergangenen neun Jahren an dieser Straße keine Baumaßnahmen gegeben habe, auch hätten Nachpflanzungen stattgefunden. Das bestreiten die Naturschützer auch nicht, allerdings seien dies weniger als jetzt gefällt werden sollen, zudem kritisieren sie die rechtlichen Vorgaben dieser Ersatzpflanzungen. Denn inzwischen sind weitaus größerer Abstände zur Straße einzuhalten als früher. "Damit wird die Straße immer weiter verbreitert", befürchten sie und fordern ein übergeordnete Konzept zum längerfristigen Erhalt der Allee.

Dazu zählt auch eine Umwidmung und ein Rückbau der Straße. Solange die nämlich Staatsstraße ist, darf hier Tempo 100 gefahren werde. Auch das führe dazu, dass viele Autofahrer die Strecke als Abkürzung zwischen der A 8 und der A 95 nutzten. "Die geben die kürzeste Distanz in ihr Navigationsgerät ein und werden über Beigarten gelotst", sagt Schüler. Dabei führe nicht mal einen Kilometer weiter südlich die gut ausgebaute Staatsstraße 2971 ins Isartal hinunter. "Das dauert nur eine halbe Minute länger", sagt Schüler, der die Allee am liebsten zur Anliegerstraße mit Radweg umwidmen würde. Aber auch mit einer Kreisstraße wäre schon einiges gewonnen, findet er, denn da könnten zumindest die Pflanzabstände verringert werden.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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