Baumfällung sind oft Aufreger ersten Ranges. Längst gilt jeder umgelegte Baum als Symbol dafür, dass die Menschen mit der Natur Raubbau betreiben. Viele wehren sich daher, wenn in ihrer Nachbarschaft die Motorsägen aufheulen. Selbst wenn die Fällung genehmigt ist. Sie misstrauen Bürgermeistern sowie Stadt- und Gemeinderäten. Die Stimmung ist aufgebracht. Wie sollte es auch anders sein, in einem Landkreis, in dem ein Bauprojekt nach dem anderen durchgezogen wird?
Drei Beispiele aus Unterschleißheim und Haar zeigen, dass der Druck wächst, Baumschutz ernst zu nehmen. In Unterschleißheim setzen mehr als tausend Bürger ihre Unterschrift auf ein Protestpapier, weil 25 Bäume für eine Schule und einen sicheren Schulweg weichen sollen. In Haar gibt es bei der geplanten Fällung von 32 Bäumen für eine Baustelle einen Proteststurm und Anwohner sind spontan bereit, mit einem Sitzstreik die Fällung eines einzelnen Baumes zu stoppen. Dabei gibt es in jedem der drei Fälle Gründe, die Axt an den Baum zu legen: Mal braucht eine Schule mehr Platz, das andere Mal geht es um die Verkehrssicherheit oder ein Baum ist einfach morsch und muss umgelegt werden, weil er sonst eine Gefahr darstellt.
Doch im dicht besiedelten Münchner Umland verschärfen sich die Konflikte und der Klimawandel wirkt da wie ein Booster. Häuser und Asphalt heizen sich im Sommer auf. Nur mit entsprechendem Bewuchs lässt sich eine hohe Lebensqualität in den dicht bewohnten Kommunen sichern. Auf der anderen Seite nehmen die Wetterextreme zu. Bäume leiden unter der Trockenheit. Und Stürme werden zu Orkanen. Und ein Baum wie der in Gronsdorf wird dann zur Gefahr.
Es fällt auf, dass immer wieder Baumkontrolleure den schlechten Zustand von Bäumen beklagen und mit diesem Argument eine Fällung genehmigen. Das ist sicher nicht vorgeschoben, auch wenn es manchem Bauherr gerade recht kommt. Es zeigt aber vor allem, dass Bäume oft zu wenig Platz haben, um sich zu entwickeln und auch als ausgewachsene mächtige Riesen noch gesund und kräftig zu sein. Bäume wurden bisher allzu oft als Alibi gepflanzt. Dabei muss Grün endlich mehr Raum einnehmen in den Kommunen - und in den Köpfen der Verantwortlichen.