Baumaßnahmen:Leben in der neuen Ortsmitte

Baumaßnahmen: In die leer stehende ehemalige Tengelmann-Filiale am Bahnhof in Höhenkirchen-Siegertsbrunn zieht voraussichtlich ein Fitnessstudio.

In die leer stehende ehemalige Tengelmann-Filiale am Bahnhof in Höhenkirchen-Siegertsbrunn zieht voraussichtlich ein Fitnessstudio.

(Foto: Claus Schunk)

Neue Überlegungen zur Realschule und Pläne für ein Geschäftshaus rücken die Gestaltung des Areals am Bahnhof von Höhenkirchen-Siegertsbrunn in den Fokus. Erst einmal kommt ein Fitnessstudio

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Eigentlich sind es schlechte Zeiten für große Vorhaben: Doch die Kommunalpolitiker in Höhenkirchen-Siegertsbrunn müssen ausgerechnet jetzt in der Corona-Pandemie die Zentrumsplanung angehen. Und zwar nicht nur, weil die Realschule vielleicht doch am Bahnhof entsteht und Landrat Christoph Göbel (CSU) einen Tunnel für die Bahntrasse angedeutet hat. Es gibt auch konkrete Pläne eines Investors, der westlich der Bahnschranke ein großes Wohn- und Geschäftshaus plant. Derweil will ein Fitnesscenter im leer stehenden ehemaligen Tengelmann eröffnen.

Der neue Gemeinderat hat kaum seine Arbeit aufgenommen, da geht es gleich ums große Ganze. Nach einer Besprechung mit den Fraktionschefs der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen hat Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) den Landrat zu einer Sondersitzung des Gemeinderats eingeladen. Sie erhofft sich Klarheit über dessen Vorstellungen zu Schulbau und Bahntunnel. Göbel hatte zuletzt ja in seiner Funktion als Vorsitzender des Zweckverbands weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises drauf gedrungen, dass die Gemeinde ihre Realschulpläne am Ortsrand überdenkt, weil diese im Vergleich zur Campuslösung 23 Millionen Euro an Mehrkosten bringen würden.

Konwitschny zeigte sich nun offen für Gespräche, wenn den drohenden Verkehrsprobleme im Zentrum wie ebenfalls angedeutet mit einem Bahntunnel begegnet werden könnte. Tatsächlich ist dort am Bahnhof wahrlich ein Umbruch zu bewältigen. Der Verkehr staut sich an der Bahnschranke und es wird kräftig verdichtet. Gerade wird ein Wohnblock am Bahnhof errichtet. Die Gemeinde plant dort ihre neue, Höhenkirchen und Siegertsbrunn verbindende, Ortsmitte mit Rathaus und Marktplatz. Und konkret ging es zuletzt im Bauausschuss um die Pläne der Bayerischen Hausbau, auf dem Parkplatz des früheren Tengelmann westlich der Schranke ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus zu errichten - dazu ein Bau analog zum Punkthaus mit dem italienischen Restaurant auf der Ostseite der Bahn.

Wegen der Bedeutung des Areals hat der Gemeinderat vergangenen Herbst eine Veränderungssperre verhängt und einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst, um das alles gestalten zu können. Berührt werden wegen der zentralen Lage wesentliche Elemente des unter breiter Bürgerbeteiligung ausgearbeiteten Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek), das unter Beibehaltung der Subzentren eine Stärkung des Bahnhofsbereichs mit Geschäften, Gastronomie und Praxen vorsieht. Architekt Peter Luedicke präsentierte dazu im Bauausschuss eine Vorplanung, die weitgehend Anklang fand. Peter Guggenberger (CSU) begrüßte etwa die "Torsituation", die durch das zweite Punkthaus geschaffen werde. Gudrun Hackl-Stoll (Grüne) und auch Anita Reiprich (SPD) pochten allerdings vor allem mit Blick auf den leerstehenden früheren Tengelmann darauf, wieder einen Lebensmittelladen anzusiedeln. Dagegen warnte Otto Bußjäger (Unabhängige Bürger, UB) davor, ins Kleinklein zu verfallen. Er forderte eine Strukturanalyse und fragte, wie eine funktionierendes Zentrum aussehen könne, das die bestehenden zentralen Lagen in den Ortsteilen nicht gefährde.

Die Bayerische Hausbau möchte offenkundig möglichst bald loslegen mit ihrem Projekt. Im dem früheren Tengelmann, wo im Grunde alle Gemeinderäte gerne wieder einen Supermarkt sehen würde, möchte ein Fitnessstudio eröffnen, das bereits um die Zustimmung gebeten hat, möglichst lange dort auch öffnen zu können. Abgesehen davon sind aus Sicht vor allem der UB - nicht nur wegen des Bahntunnels - viele Fragen noch offen, weshalb diese einen Antrag gestellt hatten, das Thema sogar von der Tagesordnung zu nehmen, um eine Bürgerbeteiligung vorzuschalten. Die CSU warb dagegen dafür, die Grundzüge der Planung zu billigen und voranzukommen. Die Mehrheit stimmte aber dafür, es bei einer "Kenntnisnahme" der Planung zu belassen. Ganz im Sinne der CSU wurde beschlossen, dem Fitnessstudio Öffnungszeiten werktags etwa bis 23 Uhr zu gestatten, weil dieses ja durchaus Leben in die Ortsmitte bringen werde. Es sei nach einem Supermarkt die zweitbeste Nutzung der Räume, sagte Mathias Mooz (CSU).

Auch wenn nach Aussage von Bürgermeisterin Konwitschny bisher alles Versuche gescheitert sind, in den früheren Tengelmann wieder einen Supermarkt zu bringen, sollen weitere Anstrengungen unternommen werden. Die Räume in den neu geplanten Wohn- und Geschäftshäusern wären jedenfalls zu klein dafür.

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