Baumarbeiten:Ärger an der Isar

Behörde nennt Pflegemaßnahmen zwischen Pullach und Thalkirchen "essenziell nötig"

Von Jürgen Wolfram, Pullach/München

Es ist ein vertrautes Ritual: Nach den winterlichen Durchforstungen der Isarufer rollt wegen angeblicher "Verwüstungen" und "Kahlschläge" eine Beschwerdewelle über die Forstbetriebe und Behörden hinweg, die mitunter das ganze Jahr über anhält. Heuer haben unter anderem die Pflegemaßnahmen zwischen der Großhesseloher Brücke in Pullach und der Tierpark-Brücke in Thalkirchen den Unmut von Spaziergängern erregt. Ein Bürger spricht gar von "gnadenlos eliminierten" Pflanzen, vom "Verlust des Charmes eines Naturschutzgebiets". Andere sehen den Gedanken der Renaturierung konterkariert. Was sich Erholungssuchenden auf Anhieb nicht immer erschließt: Für die Eingriffe in die Natur kann es gute Gründe geben.

Die Pflege des genannten Flussabschnitts obliegt dem Münchner Baureferat. Dort versteht man die neuerliche Aufregung nicht, wenngleich die Behörde einräumt, dass die jüngsten Maßnahmen "umfangreicher als sonst" ausgefallen seien. Die Ursache dafür seien das "um sich greifende Eschentriebsterben" und der Borkenkäfer-Befall gewesen - ein Problem, das aus schweren Sturmschäden resultiert. "Die Pflegemaßnahmen waren und sind sowohl für den Erhalt der Isarauen in ihrem schützenswerten Zustand, als auch für den Erhalt des renaturierten Hochwasserbettes essenziell nötig", erklärt das Baureferat. Die Behörde erinnert zugleich daran, dass die Öffentlichkeit sowie Vertreter der Naturschutzverbände und der betroffenen Bezirksausschüsse beizeiten sowohl schriftlich, als auch bei zwei Ortsführungen ausführlich über die Arbeiten am Fluss informiert worden seien. Man habe die Arbeiten anschließend in enger Abstimmung mit allen Beteiligten durchgeführt.

Das Baureferat geht auch auf Beschwerden über die Ausbringung größerer Mengen Kies auf den Wegen am Hinterbrühler See und an anderen Stellen ein. Auf diese Weise seien tiefe Spurrillen aufgefüllt worden, die beim Wegebau entstanden sind. Der Kies verhindere, dass die Wege verschlammten und weiter erodierten, ohne dass diese versiegelt würden. Zu vermuten ist: Zahllose Radfahrer, Spaziergänger und Jogger dürften froh sein über die Aufkiesung.

Vereinzelt kritisch beobachtet worden ist ferner, dass großräumig die Mahd von Anfang September tagelang nicht abtransportiert wurde. Der Schnitt sei notwendig geworden, um die Ausbreitung von Neophyten zu verhindern, die einheimische Pflanzen verdrängen, heißt es in der Stellungnahme des Baureferats hierzu. Die sofortige Beseitigung des Mähguts sei wegen eines plötzlich einsetzenden Hochwassers nicht möglich gewesen, sei aber nachgeholt worden, als das Flussbett wieder befahrbar war. Auch diese Maßnahme habe man mit den Fachleuten der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen, betont das Baureferat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: