Bauland:Schwere Vorwürfe

Einheimischenmodell Unterföhring

Die Feldkirchener warten noch darauf, die Unterföhringer haben ihr Einheimischenmodell bereits umgesetzt. In Feldkirchen soll am 8. November bekanntgegeben werden, wer vergünstigte Grundstücke der Gemeinde erhält.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gemeinde Feldkirchen muss ihre Liste zur Vergabe der 24 Parzellen im Einheimischenmodell wegen eines Fehlers überarbeiten, die Bürger sind wütend

Von Patrik Stäbler, Feldkirchen

Als Arete Schäffler und ihr Ehemann im August die Nachricht von der Gemeinde bekommen haben, waren die beiden enttäuscht - aber auch irritiert. "Wir haben uns gleich gedacht, dass da etwas nicht stimmen kann", sagt die Feldkirchenerin. Die Schäfflers hatten sich wie fast hundert andere Bürger aus dem Ort für eines der 24 Grundstücke im Bereich der Brahms- und Beethovenstraße beworben, welche die Gemeinde über ihr Einheimischenmodell vergibt. Um eine Rangfolge unter den Kandidaten zu erstellen, hatte der Gemeinderat im Vorfeld ein Punkteverfahren beschlossen, das die Kinderzahl, das Einkommen und etliche weitere Kriterien berücksichtigt. Bei der Auswertung im Rathaus schlich sich dann aber ein folgenschwerer Fehler ein, der bei den Bewerbern für viel Ärger gesorgt hat - nicht nur bei den Schäfflers, die es laut der im August verschickten Mitteilung der Gemeinde haarscharf nicht unter die ersten 24 Plätze geschafft hatten.

Denn die Ahnung von Arete Schäffler, dass mit dem Ergebnis etwas nicht stimmen könne, bewahrheitete sich alsbald. Nach wütenden Protesten von Bürgern, die ob ihrer fehlerhaften Punktzahl im Rathaus protestiert hatten, stellte man dort fest, dass bei der Auswertung ein falscher Wert zugrunde gelegt worden war. Ursprünglich hatte der Gemeinderat nämlich beschlossen, dass Bewerber für jedes Kind unter 18 Jahren zehn Bonuspunkte erhalten, für Kinder über 18 Jahre sollten es fünf sein. Bei der Auswertung im Rathaus schrieb man den Kandidaten dann aber versehentlich zwölf Punkte für jedes erwachsene Kind gut, was die Ergebnisliste verzerrte. Und so muss der Gemeinderat, dem die ausgewählten Bewerber in anonymisierter Form bereits im August vorgestellt wurden, nun erneut die korrigierte Liste absegnen. Dies soll in der Sitzung am 8. November geschehen.

Derweil musste sich Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) bei der Bürgerversammlung harsche Kritik von mehreren Bewerbern anhören. "Feldkirchen hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert", zürnte etwa Arete Schäffler. "Die Vorgehensweise bei der Information für die Bürger war derart dilettantisch, dass mich das richtig sauer macht." Eine weitere Bewerberin verwies darauf, dass man schon seit Jahren auf Grundstücke im Einheimischenmodell warte - bekanntlich hatte die Gemeinde ihr Programm wegen Entscheidungen der Europäischen Kommission überarbeiten müssen. Dass es nun infolge des Fehlers im Rathaus zu einer neuerlichen Verzögerung komme, sei "sehr traurig", sagte die Frau. Denn: "Die Zinsen steigen. Alle, die ein Grundstück bekommen, wollen eigentlich im Frühjahr mit dem Bau beginnen." Werner van der Weck betonte in der Bürgerversammlung mehrfach, wie leid ihm der Fauxpas seiner Gemeindeverwaltung tue; dieser gehe voll auf seine Kappe. "Ich bin mir bewusst, dass durch den Fehler viele betroffene Bürger Verunsicherung und Enttäuschung erlebt haben. Ich kann mich nur in großer Zerknirschung bei Ihnen entschuldigen", sagte der Bürgermeister. Mutmaßungen, wonach es bei der Vergabe zu Mauscheleien gekommen sei, wies van der Weck indes zurück. Und er betonte: "Wir arbeiten das jetzt nachprüfbar und wasserdicht ab." Die neuen Ergebnisse würden "absolut stichfest" sein. Jedoch wisse er natürlich, "dass wir bei hundert Antragstellern und 24 Grundstücken Enttäuschte hinterlassen werden", so van der Weck. Schließlich stellt die Gemeinde den Baugrund im Rahmen ihres Einheimischenprogramms zu vergünstigten Konditionen zur Verfügung - mit einem Abschlag von 30 Prozent auf den Bodenrichtwert. In der Folge dürften die Quadratmeterpreise fast bei der Hälfte dessen liegen, was man am freien Markt zahlt.

Entsprechend begehrt sind die 24 Parzellen, auf denen acht Reihenhäuser und 16 Doppelhaushälften entstehen sollen. Vorerst müssen sich die Bewerber aber noch etwas gedulden, ehe sie erfahren, ob sie einen Zuschlag erhalten oder nicht. Denn wegen "Komplexität und Terminschwierigkeiten der beauftragten Anwaltskanzlei" könne die korrigierte Liste dem Gemeinderat erst in November vorgelegt werden, erklärte der Rathauschef. "Danach werden die Bewerber informiert, sie können sich für die Grundstücke entscheiden, und dann werden diese zugeteilt." Arete Schäffler und ihr Ehemann hoffen nun, dass sie im zweiten Anlauf zum Zug kommen. Was jedoch in jedem Fall bleibe, sagt sie, sei Verunsicherung. "Ich muss ganz ehrlich sagen: In den letzten Wochen ist so viel geredet worden, dass wir inzwischen einige Punkte bezweifeln." Und in Richtung van der Weck sagte sie: "Sie haben nicht zur Vertrauensbildung beigetragen."

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