Banken-Fusion:"Wir wären kein Anhängsel"

Banken-Fusion: Der Vorstand der Raiffeisenbank Höhenkirchen erwartet durch die Fusion keine Nachteile für seine Kunden.

Der Vorstand der Raiffeisenbank Höhenkirchen erwartet durch die Fusion keine Nachteile für seine Kunden.

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Die Vorstände der Raiffeisenbank Höhenkirchen und Umgebung verteidigen das Zusammenhgehen mit Rosenheim

Von Antonia Hofmann, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Im Oktober hat die Raiffeisenbank Höhenkirchen und Umgebung die geplante Fusion mit der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee bekannt gegeben. Vorstand und Aufsichtsrat beider Häuser stimmten bereits zu, das letzte Wort haben aber die 3700 Mitglieder der Genossenschaftsbank. Mindestens 75 Prozent müssen bei der Generalversammlung im Mai für das Vorhaben votieren. Zuletzt gab es einige Infoveranstaltungen dazu.

"Rund zehn Prozent der Mitglieder sind unserer Einladung gefolgt", sagt Vorstand Thomas Klement - also der Teil, der noch zweifle, meint er. Bedenken hatten die Mitglieder vor allem in Bezug auf die Kundenbetreuung. "Die Mitglieder kennen unsere Mitarbeiter." Bei der Kundenbetreuung bleibe alles so, "wie es ist", sagt Klement. Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

In jeder Gemeinde soll eine Filiale bleiben

Auch die Frage nach einer eventuellen Schließung von Zweigstellen verneint er. Langfristig soll in jeder Gemeinde eine Filiale bleiben, auch in Höhenkirchen - "wenn sie sich wirtschaftlich trägt". Gefährdeter wäre diese ohne Fusion, betont Klement.

Feedbackbögen zeigten, dass 95 Prozent der Mitglieder die Gründe für eine allgemeine Fusion klar nachvollziehbar fänden. Die starke Finanzmarktregulierung seit der Krise und die unaufhaltsame Digitalisierung - "die Kunden sehen es ein", sagt Aufsichtsrat Josef Bachmair. "Wir müssen uns der Realität und Zukunft stellen."

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist man sich einig, dass der geeignete Partner die Rosenheimer Bank ist. Die ist mit einer Bilanzsumme von 4,1 Milliarden Euro (Höhenkirchen: knapp 267 Millionen Euro) und einer Mitgliederzahl von 70 000 jedoch beträchtlich größer. Sie überzeuge durch Eigenkapital, Ertragskraft und die Regionalität, so Klement.

Die Zweigstelle in Höhenkirchen-Siegertsbrunn soll in Zuge der Fusion zum "Markt-Kompetenzzentrum" ausgebaut werden. Klement und sein Kollege Günther Neuhard wären nicht mehr im Vorstand. Als Prokurist aber wäre Klement Geschäftsleiter und könne so "die Interessen unserer Region" besser verwirklichen. Er meint auch, dass man in Rosenheim "etwas Besonderes" wäre.

Eine Bank, ein Landkreis - das ist vorbei

Der Regionalforscher Wolfgang Steinle hatte den Landkreis München kürzlich zur wirtschaftsstärksten Region Deutschlands erklärt. "Wir wären kein Anhängsel", sagt Klement. Früher war eine Fusion mit der VR-Bank München Land im Gespräch gewesen - deren Geschäftsgebiet würde man hier zwischen Oberhaching und Feldkirchen aber nur ergänzen, meint Klement.

Dort zeigt man sich indes überrascht. "Die beiden Vorstände sind im Februar auf uns zugekommen", sagt Vorstand Anton Lautenbacher. Es habe damals geheißen, dass man ausschließlich mit ihnen über eine Fusion verhandle. "Wir waren schon sehr weit", sagt er. Klement und Neuhard hätten Vorstände bleiben können, auch die Aufsichtsräte wären übernommen worden.

Dass die Höhenkirchner nun in einen ganz anderen Landkreis gingen, "irritiert uns". Als Außenstehender nehme er die Fusion für die Mitarbeiter wegen der längeren Wege als große Verunsicherung wahr. Bei der VR-Bank München Land seien, so sagt Lautenbacher, erste Bewerbungen aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn eingegangen.

"Eine Bank in einem Landkreis - diese Dimension gibt es nicht mehr", sagt hingegen Klement. Auch München Land habe Geschäftsstellen in den Landkreisen München, Starnberg, Ebersberg. Seine Mitarbeiter seien fast zu 100 Prozent davon überzeugt, dass die Rosenheimer die Richtigen seien. Seit zehn Jahren kooperieren die Banken im Immobiliengeschäft, die Mitarbeiter kennen sich. Mitarbeiter mit Kundenkontakt würden bleiben, die meisten anderen aber dann in Rosenheim oder Bad Aibling arbeiten. Ein Fahrtkostenausgleich könnte da helfen. Klement ist aufgrund des Feedbacks aus den Versammlungen zuversichtlich für die Abstimmung im Mai. Zuvor soll es im April noch einmal eine Kundenversammlung geben.

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