Baierbrunn:Wann Wetter zum Klima wird

Baierbrunn: Schon 1947 gab es einen extrem heißen Sommer, verriet Bäcker.

Schon 1947 gab es einen extrem heißen Sommer, verriet Bäcker.

(Foto: Claus Schunk)

Der ARD-Experte Donald Bäcker erläutert beim "Wort und Bild"-Verlag die Schwierigkeit von Vorhersagen

Von Marie Hesslinger, Baierbrunn

Donald Bäcker ist "Wettermann". Im Morgenmagazin, das die ARD wochentags um 5.30 Uhr ausstrahlt, sagt er Sonne, Wind und Regen vorher. Dass Aussagen über das Wetter und über das Klima sauber zu trennen sind, gehört dabei zum Handwerkszeug. "Wetter", das ist der augenblickliche Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort. "Klima" hingegen beschreibt das gemittelte Wetter über einen langen Zeitraum. Bäcker sagt am Donnerstagabend in einem Vortrag beim "Wort und Bild"-Verlag in Baierbrunn: "Ich möchte kein Klimatologe sein, denn die Vorhersagen sind extrem schwierig."

Bäcker ist für den einen Abend von Brandenburg nach München geflogen, um seine Meinung zum Klima kundzutun. "Spielt unser Klima verrückt?" ist sein Vortrag überschrieben. Ihm zufolge ist es nichts Neues, dass das Wetter in Deutschland unbeständig ist. Dies liege an den Tiefdruckgebieten, welche die Nordhälfte der Erdkugel umkreisten. Seinen überwiegend älteren Zuhörern zeigt Bäcker eine Wetterkurve der vergangenen Jahrzehnte. Darauf ist erkennbar: Bereits 1920 und 2000 regnete es außergewöhnlich wenig. Und der bislang heißeste Sommer war im Jahr 2003 mit einer Sommermitteltemperatur von 19 Grad. Das Jahr 2018 hingegen lag, gemessen an den Sonnenstunden, nur auf Platz drei hinter den Jahren 2003 und 1947. Bäckers Botschaft: "Schnelle und extreme Wetterwechsel sind in unseren Breiten normal." Eine Zunahme an Extremwetter könne er bislang nicht feststellen. Vielmehr nehme die Flut an Informationen zu, die den Eindruck vermittelten, dass ständig Unwetter hereinbrächen. Eine seiner Grafiken zeigte jedoch auch: Die Temperaturkurve ging in den vergangenen Jahren ungewöhnlich steil nach oben. "Ich bin kein Leugner des Klimawandels", sagt Bäcker.

Der Klimawandel, so will es der Wetterexperte jedoch berechnet haben, sei nur zu 50 Prozent menschengemacht. Andere Faktoren, welche die Erderwärmung beeinflussten, seien Sonnenaktivität, globale Strahlungen, Plattenaktivität, sowie Eigenschaften der Erddrehung um die Sonne. Bäcker sagt: "Es gibt den natürlichen Klimawandel, der durch den Menschen verstärkt wird." Gleichzeitig warnt er davor, die "menschengemachten 50 Prozent" nicht ernst zu nehmen: "Wenn der Hang schon am Abrutschen ist, fehlt manchmal nicht viel."

Bäckers Botschaft: "Klimaforschung ist sehr komplex." Und nicht jedes vom Mittel abweichende Wetter sei auf den Klimawandel zurückzuführen. Rein statistisch sei es unwahrscheinlich, dass der Sommer 2019 ebenso heiß werde, wie der im Vorjahr. "Aber wenn es in diesem und im nächsten Jahr noch mal so wird wie 2018, dann würde ich sagen: Ok, das ist Klimawandel."

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