Baierbrunn:Ein Ort rückt zusammen

Baierbrunn: Ein neuer Verein will in Baierbrunn die Ortsmitte wieder lebendiger machen und Gemeinschaft vor der Haustür schaffen.

Ein neuer Verein will in Baierbrunn die Ortsmitte wieder lebendiger machen und Gemeinschaft vor der Haustür schaffen.

(Foto: Claus Schunk)

Der Verein "Mittendrin in Baierbrunn" bringt neues Leben in die Isartalgemeinde. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft ist groß und entsprechend der Zulauf.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Ob bei der Bundestagswahl oder beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" - was die Wahlbeteiligung angeht, ist das kleine Baierbrunn nicht nur regelmäßig die Nummer Eins im Landkreis München, sondern manchmal sogar in ganz Deutschland. Aktive, gesellschaftlich interessierte Bürgerinnen und Bürger gibt es in der Isartalgemeinde also wahrlich genug, dafür mangelte es aber in den vergangenen Jahren an Orten und Räumen, die als Treffpunkte sozialen, kulturellen oder kulinarischen Austauschs fungieren hätten können - nicht zuletzt, weil auch das "Gasthaus zur Post" seit 2019 geschlossen ist.

Die Ortsmitte wieder lebendiger zu machen, Gemeinschaft vor der Haustür zu schaffen - das ist eines der Hauptziele des Vereins "Mittendrin in Baierbrunn" oder in den etwas euphorischen Worten formuliert, die auf der Vereins-Website stehen: "Wir alle wollen Begegnung, Gemeinschaft, Kennenlernen, Zusammenhalten und den offenen Raum mit Leben, Aktionen, Erlebnissen und viiiiiel Liebe füllen". Dem Aktionsbündnis "Baierbrunn blüht auf" entsprungen (das etwa für die Errichtung des ersten öffentlichen Bücherschranks beim Rathaus verantwortlich zeichnete), hat der junge, 2021 gegründete Verein schon einige wichtige Schritte getan. "Wir haben die Eintragung beim Registeramt und die Gemeinnützigkeit erreicht. Nun haben wir für sieben Monate Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen und diese in Eigenarbeit eingerichtet", erklärt die Vereinsvorsitzende Petra Bokowski. Wöchentliche Veranstaltungen wie Lunch-Time-Treff, Willkommens-Plausch, offener Spielabend und Workshops finden dort seit Anfang Februar statt. "Es wird gut angenommen, zum ersten Spieletreff sind acht Leute gekommen, zum zweiten schon 20", freut sich Bokowski. Demnächst wird sich erstmals eine Frauengruppe unter dem Motto "Kreative Auszeit für dich" dort versammeln (14. März).

Das Eiswagerl kennt jeder am Ort

An diesem Sonntag aber gibt es erst mal eine Vernissage in den Räumen an der Wolfratshauser Straße 44. Die Künstlerinnen Monika Limmer und Petra Keil werden Bilder und Betonobjekte präsentieren. Sie führen gemeinsam das Atelier "Gmoid" in Buchenhain. Dementsprechend trägt auch die Ausstellung den Titel "Impression Gmoid". Sie wird um 15 Uhr eröffnet, neben Prosecco und Knabbereien gibt es auch das selbst gemachte Eis des Vereins - das dazu gehörige Eiswagerl, das in den wärmeren Monaten den Wochenmarkt am Mittwoch anfährt, hat sich ohnehin schon eine gewisse Beliebtheit am Ort erworben.

Baierbrunn: Der Verein und Petra Bokowski (hinten rechts) haben einiges ins Rollen gebracht. Mittlerweile treffen sich die Menschen zu vielen Gelegenheiten.

Der Verein und Petra Bokowski (hinten rechts) haben einiges ins Rollen gebracht. Mittlerweile treffen sich die Menschen zu vielen Gelegenheiten.

(Foto: Claus Schunk)

Kunst und Kultur am Ort zu fördern, das gehört neben dem Gemeinschaftsgedanken und gelebter Nachhaltigkeit zu den "drei Wertesäulen" des Vereins, wie es Bokowski nennt. Die gebürtige Hessin hat auch durch ihre Zeit in Kanada, wo sie für sieben Jahre lebte, den "Community"-Gedanken stark verinnerlicht. Die 53-Jährige wohnt inzwischen seit zehn Jahren in Baierbrunn und freut sich, dass sich mit dem Verein jetzt auch hier eine schöne Möglichkeit gefunden hat, wo sich niederschwellig ehrenamtliches, bürgerliches Engagement bündeln kann. Wo auch "jeder machen darf", wie Bokowski sagt, also hierarchiefrei und unbürokratisch agiert werden kann.

Ursprünglich initiiert von sechs Bürgerinnen und Bürgern ist der Verein inzwischen auf rund 90 Mitglieder angewachsen. Angepeilt sind aber mittelfristig 200, auch weil für die Räumlichkeiten im Ortszentrum, die "Mittendrin in Baierbrunn" momentan noch kostenfrei nutzen darf, vom Sommer an Miete entrichtet werden muss. Das soll dann hauptsächlich über die Mitgliederbeiträge geschafft werden, eventuell noch mit etwas Förderung durch die Gemeinde. Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG), für den die Wiederbelebung der Ortsmitte ein wichtiger Punkt ist, scheint dem Verein ohnehin sehr zugetan zu sein. "Er unterstützt uns sehr und ist für unsere Anliegen immer gut erreichbar."

Helfende Hände könne der Verein sowieso immer brauchen, so Bokowski. Daran sollte es in einer agilen Gemeinde wie Baierbrunn aber nicht fehlen.

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