Seit mehr als drei Wochen müssen die Menschen in Baierbrunn das Trinkwasser abkochen. Inzwischen ist klar: Das wird auch bis Ende September notwendig sein. Nachdem Anfang August bei einer Routineprobe eine Überschreitung der Grenzwerte für coliforme Bakterien festgestellt wurde, nimmt vor allem die Chlorung des Trinkwassers viel Zeit in Anspruch.
„Wir sind noch nicht so weit, dass Besserung in Sicht ist“, gibt Axel-Stefan Pietzsch von der Rathausverwaltung zu. Pietzsch ist im Bauamt für den Tiefbau und die Wasserversorgung von Baierbrunn zuständig. Dabei gab es zwischenzeitlich auch gute Nachrichten für alle Betroffenen. Bereits Mitte August konnte im Versorgungsnetz die mutmaßliche Ursache des Problems gefunden werden. Wie die Gemeinde damals mitteilte, deuteten Untersuchungsergebnisse auf verunreinigte Fugen in der rechten Kammer des Hochbehälters hin. Diese Kammer ist nach Angaben der Gemeinde inzwischen gereinigt und wieder in Betrieb.
Eine Entspannung der Lage bedeutet diese Instandsetzung aber nur bedingt. Damit die Keime auch aus den Rohren verschwinden, wird momentan das Trinkwasser gechlort. „Die Keimung in den Leitungen kann erst bei einem entsprechenden Chlorgehalt gestoppt werden“, erklärt Pietzsch. Dieser Wert sei seit Montag erreicht, müsse nun aber zwei Wochen lang aufrechterhalten werden.
Dann könne die Chlorung innerhalb einer Woche langsam reduziert werden. Weil die danach geplante Probennahme eine weitere Woche in Anspruch nehme, geht Pietzsch stark davon aus, „dass das Abkochgebot noch vier Wochen lang gilt“ – vorausgesetzt, der Wert an coliformen Bakterien liege dann wieder bei null.
Die Suche nach der Ursache geht weiter
Bürgermeister Patrick Ott (Überparteiliche Wählergruppe Baierbrunn) bezeichnet das Abkochgebot in einem Brief an die Bürger als „Vorsichtsmaßnahme“. Der höchste gemessene Wert an coliformen Bakterien habe bei 29 KBE pro 100 Milliliter gelegen, wobei KBE für „koloniebildende Einheiten“ steht. „Ein gut gepflegtes Schwimmbad hat etwa 100 KBE/100 ml“, führt Ott in dem Brief als Vergleich an. Die Gemeinde Baierbrunn halte also nach wie vor „einen sehr hohen Standard“ bei ihrem Trinkwasser.
Neben der Wiederherstellung der optimalen Trinkwasserqualität will das Rathaus auch den Grund für die Keimbelastung herausfinden. Wie das Bauamt mitteilt, soll kommende Woche geklärt werden, ob es für die Verunreinigung einen „baulichen“ Grund gab. Der Hochbehälter in Baierbrunn ist laut Axel-Stefan Pietzsch in den Sechzigerjahren gebaut worden. Zweimal sei er seitdem saniert worden. Bei der ersten Sanierung habe der Hochbehälter eine neue Verkleidung bekommen. Weil sich die als untauglich erwiesen habe, sei eine zweite Sanierung nötig gewesen.
Bürgermeister Ott befürchtet, dass auf die Gemeinde nun eine umfassende Sanierung des Hochbehälters zukommen könnte. Über die Probleme mit dem Trinkwasser zeigt sich der Bürgermeister in seinem Brief an die Bürger überrascht: „Dass ein solcher Vorfall trotz regelmäßiger Kontrollen und der letzten großen Instandsetzung im Jahr 2011 so schnell auftreten konnte, ist äußerst ungewöhnlich“, schreibt er. Die anstehende Sanierung soll so erledigt werden, dass eine Wiederholung in der Zukunft weitestgehend ausgeschlossen werden kann.