Süddeutsche Zeitung

Baierbrunn:Laster im Garten

Der Zaun von Florian Bosse wurde schon fünf Mal von rangierenden Lastwagen niedergefahren. Er steht mit den Behörden in Kontakt und hofft auf eine Lösung der Verkehrssituation vor seinem Haus

Von Michael Morosow, Baierbrunn

Wenn Florian Bosse am Abend von der Arbeit heimkommt, fällt sein erster Blick auf den Gartenzaun. Steht der noch, oder hat ihn wieder einmal ein rückwärts rangierender Lastwagen niedergewalzt? So wie allein in den vergangenen drei Jahren fünf Mal. Der Mann wohnt mit Partnerin und zwei kleinen Kindern an der Forststraße 2 in Baierbrunn - verkehrstechnisch offenbar recht ungünstig. "Ein irrsinnig gefährliches Eck", sagt der IT-Spezialist, der seit seinem Einzug im Jahr 2014 darum kämpft, dass die brenzlige Situation vor seiner Haustüre beseitigt wird. Und falls dies nicht geschieht, dass er wenigstens nicht mehr die Kosten für Zaunreparaturen tragen muss.

In der Bürgerfragestunde vor der Gemeinderatssitzung am Mittwoch hat er Bürgermeisterin Barbara Angermaier zum wiederholten Male sein Leid geklagt und eindringlich darum gebeten, dass beim nächsten Crash vor seiner Haustür der Bauhof der Gemeinde die Reparatur des Zaunes übernehmen solle. "Wir werden schon eine Lösung finden", sagte die Rathauschefin am Freitag der SZ.

Der Unfallhergang ist jedes Mal derselbe: Die Lenker von Lastwagen oder Sattelschleppern, die zuvor auf der B 11 die Einfahrt zum Gewerbegebiet Höllriegelskreuth übersehen haben, biegen in die Straße "Am Ludwigs-Geräumt" ab, wollen dann nach links in die Forststraße einfahren, um auf diesem Weg zurück zur B 11 zu gelangen. Bei diesem langwierigen Wendemanöver kriegen einige auf der Brücke im Einmündungsbereich beider Straßen die enge Kurve nicht, vor allem Sattelschlepper. Die einen fahren laut Bosse "ohne Rücksicht auf Verluste" einfach mit den rechten Rädern über den Bordstein auf dem Gehweg, der nicht für 40-Tonner ausgelegt sei und deshalb zunehmend Schaden nehme. Andere verschaffen sich einen besseren Winkel zum Abbiegen, indem sie zuerst rückwärts in die Forststraße fahren - und dabei halt manchmal aus Versehen den Zaun platt machen. Von den fünf Lkw-Fahrern, denen das passierte, blieben vier unerkannt. Nur einen flüchtenden Unfallverursacher konnte der Familienvater haftbar machen, dank aufmerksamer Nachbarn. Diese hatten den Unfall bemerkt, und von den lauten Rufen alarmiert, sei er in sein Auto gesprungen, habe den flüchtenden Laster-Fahrer bis zu dessen Ziel verfolgt und gleichzeitig die Polizei verständigt.

Florian Bosse hat sich in dieser Sache schon einmal mit einer Resolution an den Bayerischen Landtag gewandt, steht im Schriftverkehr mit Landratsamt und Gemeinde und unterbreitet den Behörden regelmäßig Vorschläge zur Entschärfung der gefährlichen Stelle, bislang freilich ohne Erfolg. Mit seinem Vorstoß für eine private oder aber eine polizeiliche Videoüberwachung der brisanten Stelle, damit er im Schadensfall wenigstens den Verursacher zur Kasse bitten kann, scheiterte er im Landtag. Der Familienvater weiß, dass theoretisch der Schwerlastverkehr durch die benachbarte Wohnsiedlung gelotst werden könnte, deren Straßen und Kurven dafür geeignet wären. Aber er könne gut nachvollziehen, dass das die Gemeinde nicht will, sagt Bosse.

Das ganze Problem wäre mit einem Schlag erledigt, wenn das Brückenbauwerk zur Verbesserung der Befahrbarkeit für linkseinbiegende Fahrzeuge umgebaut würde. Aber dieses Fass will er nicht aufmachen. "Es wäre irrsinnig teuer, die ganze Brücke umzubauen", sagt Bosse. Wie gefährlich der Straßenabschnitt vor seiner Haustüre ist, hat sich zuletzt am Freitag vor einer Woche gezeigt, beim sechsten Crash. Dieses Mal war es kein Lkw-Fahrer, sondern ein junger Autofahrer, der offenbar viel zu rasant von der Straße "Am Ludwigs-Geräumt" nach rechts in die Forststraße abgebogen ist. Zuerst zerlegte er einen Stromverteilungskasten, sodass die ganze Straße seither nachts nicht beleuchtet ist, dann durchschlug der Wagen den Lattenzaun und zertrümmerte schließlich das Müllhäuschen samt daran eingehängtem Tor. Den Sachschaden schätzt Bosse auf 8000 Euro.

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Quelle:
SZ vom 06.05.2017
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