Baierbrunn:Kulturbühne erweist sich als Flop

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Der Auftritt der Isartaler Blasmusik war ein seltener Lichtblick, ansonsten wurde die Kulturbühne kaum genutzt.

(Foto: Picasa; Veranstalter/oh)

Künstler nehmen das Open-Air-Podium nicht an, weil die Gemeinde keine Gagen zahlen kann

Von Udo Watter, Baierbrunn

Der Idee nach schien der Aufbau einer Sommer-Kulturbühne in Baierbrunn eine Win-win-Situation zu sein: Manch von der Pandemie gebeutelter, nach Auftritten lechzender Künstler hätte dort ein Open-Air-Podium bekommen, um mal wieder sein Können zu zeigen. Und die kleine Gemeinde, in der veranstaltungstechnisch sonst nicht der Bär steppt, hätte sich als Schauplatz kultureller Ereignisse profilieren können.

"Es war ein Flop", resümiert Bürgermeister Patrick Ott (Überparteiliche Wählergruppe). Insgesamt kam es zwischen Juli und Oktober nur zu drei Auftritten auf der Bühne am Sport- und Bürgerzentrum. Diese erfuhren zwar große Resonanz, etwa die Konzert-Matinee der Isartaler Blasmusik am 12. September, doch Aufwand und Ertrag standen in keinem guten Verhältnis. Ott, der immerhin Lektionen für künftige Kulturveranstaltungsprojekte mitnimmt, zeigte sich in seinem Resümee vor allem enttäuscht von der mangelnden Unterstützung durch das Staatsministerium für Kunst und Wissenschaft - auf dessen Vorschlag basierte diese Initiative, die über die Internetplattform www.bayernspielt.info organisiert ist.

Die Kommunen waren bereits im Frühjahr "dringend" dazu aufgefordert worden, Aufführungsmöglichkeiten für den Sommer anzubieten, bei Ott ging Ende März ein entsprechendes Schreiben von Minister Bernd Sibler (CSU) ein. "Es stellte sich aber heraus, dass das Kunstministerium diese bayernweite Aktion nur unzureichend mit den Künstlern selbst abgestimmt hatte", hieß es aus der Baierbrunner Verwaltung. "Viele Künstler, die vom Rathaus aus über die verschiedenen vorhandenen Netzwerke kontaktiert wurden, lehnten aus Prinzip ab, eigenverantwortlich ihre Auftritte zu organisieren und auf eigenes Risiko für Eintrittsgelder und Spenden zu arbeiten." Man habe mitbekommen, so Ott, dass die Künstler teils "stocksauer" auf die Staatsregierung waren und sich "herabgewürdigt" sahen, "für den Hut" zu spielen. Es war daher sehr schwierig, ohne garantierte Gagen - die im Baierbrunner Haushalt nicht vorgesehen waren - Kabarettisten, Musiker oder Theaterdarsteller zu engagieren.

Hinzu kam, dass es in den ersten Wochen nach der Errichtung der Open-Air-Bühne - für die eine auf Events spezialisierte Firma verantwortlich zeichnete - zu technischen Problemen kam. Nach Regenfällen bildeten sich Wassertaschen auf dem Bühnendach, die Feuerwehr musste das Wasser abpumpen. Aus Sicherheitsgründen sperrte der Bauhof die Bühne, doch Ende August brach unter der Wasserlast ein Dachträger. In Absprache mit der Bühnenfirma wurde das Dach repariert. Welche Kosten deswegen noch auf die Gemeinde zukommen, ist nicht klar. Allein die Kosten für Auf- und Abbau sowie Miete der Bühne belaufen sich allerdings auf rund 15 000 Euro. Ott will aus dem "Flop" lernen: "Das ist alles sehr ärgerlich, aber meine Oma hat mir beigebracht: Man darf jeden Fehler machen, aber nur einmal."

Wenn Baierbrunn ein lebendigeres Kulturleben haben wolle und auch mittelfristig - etwa im Hinblick auf die 1250-Jahrfeier des Ortes 2026 - organisatorisch besser vorbereitet sein wolle, müssten seiner Einschätzung nach die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das hieße etwa, Gagen für Künstler im Haushalt der Gemeinde vorzusehen oder "eventuell auch eine halbe Stelle zu schaffen" für Kulturarbeit, bei der dann solche Projekte künftig in professionellen kommunalen Händen wären.

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