Baierbrunn:Heißes Eisen

Baierbrunn: Auch die Freiwilligen Feuerwehren müssen für ihre Einsätze technisch gut ausgestattet sein.

Auch die Freiwilligen Feuerwehren müssen für ihre Einsätze technisch gut ausgestattet sein.

(Foto: Claus Schunk)

Die örtliche Feuerwehr braucht ein neues Löschauto - doch ausgerechnet ein Kamerad und CSU-Gemeinderat opponiert

Von Francesco Collini, Baierbrunn

Die Freiwillige Feuerwehr gehört in Bayern zum Dorf wie Wirtshaus und Kirche. Folglich gilt sie gemeinhin als Schützling der Lokalpolitik. So lautet zumindest ein Stereotyp. Dass dieses mit der Realität nicht unbedingt übereinstimmt, hat sich am Dienstagabend im Baierbrunner Gemeinderat gezeigt. Ausgerechnet bei der Diskussion über die Ausschreibung für ein neues Feuerwehrfahrzeug wurde es im Rathaus hitzig. Und ausgerechnet die CSU war es, die den Feuerwehrmännern ihre Ausrüstung nicht im gewünschten Umfang gewähren wollte.

Dass die Baierbrunner Feuerwehr ein neues Fahrzeug braucht, ist im Gemeinderat unbestritten. Der Löschwagen "Florian Baierbrunn 40/1" ist 28 Jahre alt. Der Gemeinderat hat auch bereits beschlossen, ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) zu kaufen, das nicht nur bei Bränden, sondern etwa auch bei Unfällen oder Naturkatastrophen eingesetzt werden kann. Umstritten ist jedoch die Ausstattung. Die meiste Kritik kommt vom Zweiten Bürgermeister Bernhard Ketterl (CSU), wiewohl selbst seit 40 Jahren bei der Feuerwehr. "Ich bin sehr enttäuscht von der Feuerwehr", sagte er am Dienstagabend. Ein großes Manko sei, dass die Kollegen die Einzelteile der Ausrüstung vor der Ausschreibung nicht überprüft hätten.

"Brauchen wir wirklich eine neue Tauchmotorpumpe? Einen neuen Spreizer? Eine neue Kettensäge?", listete Ketterl seiner Meinung nach möglicherweise verzichtbare Investitionen auf. Seine Kameraden, Kommandant Johann Stockinger und dessen Stellvertreter Reinhard Löhr, hielten in der Sitzung dagegen: "Wir haben zum Teil Geräte, die 40 Jahre alt sind, deshalb haben wir die bei der Bestellung miteinbezogen", erklärte der Chef der Feuerwehr dem Gemeinderat.

Sein Stellvertreter schlug vor, dass eine Delegation aus dem Gemeinderat das Feuerwehrhaus besucht, um die Einzelteile der Ausstattung zu überprüfen. Das Angebot ärgerte Ketterl noch mehr: "Ihr seid die Fachleute", rief er den beiden Kommandanten zu. Bürgermeister Wolfgang Jirschik (ÜWG) versuchte, die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen, indem er die Diskussion unterbrach: Er stellte die Entscheidung zurück. "Vielleicht war es ein Fehler von mir, dass ich die Feuerwehr nicht unterstützt habe", sagte Jirschik am Mittwoch zu dem Ausgang. Nun muss er als Brandlöscher zwischen der Feuerwehr und dem Gemeinderat agieren: "Ich werde mit der Feuerwehr und mit den Gemeinderäten Gespräche führen, damit es zu einem Konsens kommt."

Kommandant Stockinger wollte sich am Mittwoch nicht weiter zu dem Thema äußern. "Bevor ich was Falsches sage, sage ich lieber gar nix", beschied er Nachfragen. Jirschik stärkte der Feuerwehr dagegen den Rücken: "Ich unterstütze die Feuerwehr in jeder Hinsicht." Mit der alten Ausstattung weiterzumachen sei, wie "ein altes Navi in ein neues Auto" einzubauen. Es müsse zudem überprüft werden, ob die alten Geräte überhaupt in den neuen Löschwagen passen würden. Für das neue Fahrzeug sind im aktuellen Haushalt 400 000 Euro eingeplant. Etwa 120 000 Euro schießt der Freistaat zu. Das HLF für Baierbrunn ist laut Bürgermeister bereits hergestellt und soll Anfang 2020 ausgeliefert werden. Über die Ausstattung soll nun bei der kommenden Sitzung des Gemeinderats oder bei einer Sondersitzung diskutiert werden.

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