SZ-Serie: Fade Zeit:Dem Bürgermeister geht ein Licht auf

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Der Tannenbaum vor der Alten Kirche in Baierbrunn - heuer so schön wie noch nie. (Foto: privat)

In Baierbrunn hat Patrick Ott aus dem Beleuchtungs-Fiasko vom vergangenen Advent gelernt.

Von Iris Hilberth, Baierbrunn

Wer hat das nicht auch schon mal erlebt: Es ist Heiligabend, die Dämmerung bricht herein und die Nordmanntanne steckt nach mehreren Anläufen einigermaßen gerade im Christbaumständer. Jetzt noch schnell die Lichterkette aus dem Keller holen, den Kabelsalat entwirren, Stecker rein - und schon kann das Fest beginnen. Klappt nur leider nicht immer, denn mitunter tut sich gar nichts: kein Strahlen, kein Blinken, noch nicht einmal ein Flackern. Die Leitung ist tot, der Baum dunkel. Und der Baumarkt hat schon zu.

Dass so ein Beleuchtungs-Fiasko nicht nur im heimischen Wohnzimmer immer mal wieder vorkommt, sondern auch Gemeinden nicht davor gefeit sind, in der Adventszeit im Dunkeln zu sitzen, musste Baierbrunn im vergangenen Jahr feststellen. Patrick Ott war seit einem halben Jahr Bürgermeister und ahnte nichts Böses, als er kurz vor Beginn der staden Zeit die Beleuchtung für den großen Christbaum vor der Alten Kirche heraussuchen ließ. "Zu spät", wie er heute sagt. Denn die Kabel, welche die Männer vom Bauhof anschleppten, hatten schon so manches Weihnachten hinter sich, besser geworden waren die Lamperl dadurch aber nicht. Genauer gesagt: Die Beleuchtung war marode und schlichtweg nicht mehr zu gebrauchen. Zu oft schon hatte man sie zusammenflicken müssen. Da traute sich auch der Bürgermeister nicht mehr, Strom durchzujagen. So war es am ersten Advent erstmal nichts mit einem beleuchten Christbaum.

Denn der Rathauschef konnte ja nicht einfach hergehen und im Baumarkt schnell ein paar Lichterketten besorgen. "Da gilt es, bestimmte Sicherheitsstandards einzuhalten", sagt Ott. Also orderte er bei Anbietern für Kommunen eine neue Beleuchtung für den immerhin 25 Meter hohen Baum. Doch in der Pandemie machen mitunter nicht nur Lichterketten, sondern auch Lieferketten Probleme. So bestellte er schließlich per Express zwei Ketten, die aber so gar nicht den Vorstellungen der Baierbrunner entsprachen. Funzeln statt Strahler hatte Ott sich eingehandelt - viele Beschwerde-Mails waren die Folge. "Das ist saublöd gelaufen", erinnert er sich.

Damit so etwas nicht noch einmal passiert, ließ er in diesem Jahr rechtzeitig die Profis an die Tanne. Und das kann er anderen nur empfehlen. Die Beleuchtungsexperten brachten LED-Lampen mit und entfernten über Jahre eingewachsene Kabelbinder aus der Rinde des Tannenbaums vor der Kirche. Keine Frage: Der Baum ist heuer in guten Händen und Bürgermeister Ott froh: "Die Leute sagen mir, das ist der schönste Baum, den wir je hatten."

Die stade Zeit ist dieses Jahr eine fade Zeit. Mit dieser Serie versucht die SZ, jeden Tag wenigstens ein bisschen Licht in den Advent zu bringen.

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