Süddeutsche Zeitung

Baierbrunn:Baierbrunner sind für Neubau

Beim Bürgerforum diskutieren etwa 100 Teilnehmer über die Erweiterung der Mittagsbetreuung an der Grundschule. Am Ende favorisieren sie neben dem Standort auf der Schulwiese auch eine Komplettlösung in der Ortsmitte

Von Konstantin Kaip, Baierbrunn

Das Motto, das sich die Grundschule Baierbrunn in diesem Schuljahr gegeben hat, passt zu dem Bürgerforum, das am Samstagnachmittag in der Turnhalle der Schule stattfand: Miteinander. Unter der Leitung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) sollten die Baierbrunner selbst mögliche Standorte für die Erweiterung der Mittagsbetreuung an der Schule diskutieren, ihre Präferenzen herausarbeiten und so dem Gemeinderat eine Basis für die weitere Planung geben. Trotz des Wochenendtermins und des guten Wetters waren etwa 100 Bürger gekommen, darunter zahlreiche junge Eltern.

Dass die Mittagsbetreuung dringend neue Räumlichkeiten braucht, steht schon lange fest. Und deren Leiterin Claudia Rapp machte das am Samstag noch einmal deutlich: 106 Schüler sind derzeit für die Mittagsbetreuung angemeldet, durchschnittlich täglich kommen etwa 80 von ihnen. Zwar sei man sehr glücklich über die Container auf der so genannten Schulwiese, die man seit vergangenem Herbst nutzen könne, versicherten Rapp und Schulleiterin Konstanze von Unold. Doch um alle Kinder, auch die auf der Warteliste, anständig zu betreuen, "wünschen wir uns ein ordentliches Haus", sagte Rapp. Nur konnte sich der Gemeinderat bislang eben noch nicht festlegen, wo genau das entstehen soll.

Bürgermeisterin Barbara Angermaier (BIG) gab sich überzeugt, dass eine "nachhaltige Lösung" nur mit "intensiver Bürgerbeteiligung" zustande komme. Das Bürgerforum, mahnte sie einleitend, diene der "Versachlichung der Diskussion". Bislang hatte sich ein nichtöffentlicher Arbeitskreis mit den Planungen befasst und sie zuletzt auf drei Standort-Varianten eingegrenzt. Die erläuterte Bauamtsleiter Richard Schmidt am Samstag noch einmal: auf dem derzeitigen Pausenhof im Süden der Schule, als Nord-Erweiterung an der Turnhalle oder als Neubau auf der Schulwiese gegenüber, wo derzeit die Container stehen. Das Grundstück, das die Gemeinde angepachtet hat und erwerben müsste, liegt allerdings im Landschaftsschutzgebiet. Anwohner der Hermann-Roth-Straße wehren sich daher gegen diese Variante. Sie haben einen eigenen Arbeitskreis gegründet, der kürzlich eine neue Idee auf den Tisch gebracht hat: einen Neubau von Schule und Mittagsbetreuung auf einem gemeindlichen Grundstück beim Kindergarten "Denk mit" und den Sportanlagen am Wirthsfeld. Damit würde man nicht nur alle Betreuungsangebote im Neubaugebiet zentrieren, werben sie, sondern hätte zudem eine ideale Anbindung über die S-Bahn und die Bundesstraße.

Bauamtsleiter Schmidt nahm die Bedenken der Anwohner noch einmal auf und erklärte, dass für eine Norderweiterung an der Turnhalle im Hang ein topgrafischer Eingriff nötig sei, der ähnlich schwer gewertet werde wie ein Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet. Dort bestehe seiner Ansicht nach auch keine Gefahr für eine künftige weitere Bebauung: ein Bebauungsplan für eine Gemeinfläche auf der Schulwiese schaffe keine neue Rechtsgrundlage für private Grundbesitzer, sagte er. Moderator Carsten Schwunck vom Planungsverband unterbrach schließlich die Diskussion, um zur Gruppenarbeit überzuleiten: Die Bürger fanden sich zu acht kleinen Gruppen zusammen, um an Ortskarten den für sie besten Standort zu diskutieren. Die Auswertung im Plenum zeigte dann eine überraschende Tendenz zur Neubau-Variante, für die auch zwei neue Standorte vorgeschlagen wurden: ein Grundstück an der Reichentalstraße in der Nähe des Friedhofs und ein Areal an der Kirche in der Ortsmitte, das Grundstück, das derzeit als Bolzplatz dient, ist allerdings in Privatbesitz und müsste von der Gemeinde erworben werden.

So standen schließlich sechs Varianten an der Tafel, auf der die Bürger ihre Lieblingsstandorte markieren und mit Punkten nach verschiedenen Kriterien bewerten konnten. Klare Gewinner waren schließlich die Varianten Schulwiese, mit deutlicher Konzentration auf die Kriterien Nutzungsmöglichkeiten, Aufenthaltsqualität, Pausenhof und Erreichbarkeit, und der Neubau an der Kirche, der in allen Kriterien gut abschnitt. Auch die Variante am Wirthsfeld, schloss Schwunck, "sollte man nicht außer Acht lassen". Vor allem aber gelte es, die Standorte Schulwiese und Grundstück an der Kirche näher zu betrachten - "eine Aufgabe an die Gemeinde", für die sich Angermaier bedankte.

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Quelle:
SZ vom 26.10.2015
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