Mitten in Baierbrunn:Mit dem Tauchsieder auf der Isar

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Die Katwarn-App auf dem Handy übernimmt Funktionen, die früher Sirenen gehabt haben. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Wenn beim Kanufahren die Handy-App vor Keimbelastung im Wasser warnt.

Kolumne von Iris Hilberth, Baierbrunn

Da piept doch schon wieder etwas! Und es hört gar nicht auf. Der Ton ist schrill, laut und nervig. Kann das nicht mal jemand abstellen oder ist tatsächlich etwas Schlimmes passiert? Das fragt man sich oft mehrmals am Tag, weil mittlerweile jedes noch so unbedeutende Gerät wegen Belanglosigkeiten losheult, als ginge es ums Überleben. Klingeln, Hupen, Pfeifen, Heulen, Summen sind alltägliche Dauergeräusche. Bewundernswert sind diejenigen, die sich davon nicht nerven lassen. Einfach ist das nicht. Manchmal weiß man nicht einmal, was da eigentlich gerade vor was warnt. Man ist nur froh, wenn es irgendwann aufhört.

Gut im lautstarken Alarmieren ist zum Beispiel der Pfandflaschenrücknahmeautomat im Supermarkt. Wenn der voll ist, gibt es für ihn auf der Dezibel-Skala kaum noch Luft nach oben. Er macht so lange Rabatz, bis sich ein Mitarbeiter erbarmt und Platz für neues Leergut macht. Oder die Mikrowelle. In der Standardeinstellung piepst die 15 Mal, um klarzustellen, dass die Zeit abgelaufen ist und sie ihren Job erledigt hat. Das Auto meldet penetrant und erbarmungslos, dass die Kennzeichenbeleuchtung defekt oder das Wischwasser aufgebraucht ist. Der Staubsaugerroboter tönt, dass er gesäubert werden will, und die Alarmsirene des Kühlschranks mahnt zur Eile, wenn die Tür seiner Meinung nach zu lange offen steht. Etwas anmaßend ist das schon.

Die Frage ist nun: Stumpft uns das omnipräsente Gepiepse so ab, dass wir die Ohren automatisch verschließen, wenn irgendwo ein Alarm losgeht, der wirklich mal wichtig ist? Viele Kommunen im Landkreis werden das am Donnerstag testen. Um 11 Uhr gibt es einen Probealarm. An diesem bundesweiten Warntag soll die Infrastruktur einem Stresstest unterzogen und außerdem die Bevölkerung über das Thema Warnung informiert werden. Damit die Leute wissen: Wenn die Katwarn-App loslegt, ist es wirklich ernst.

So wie neulich auf der Isar bei Baierbrunn. Das Handy ist wasserdicht verpackt in einem Seesack. Und der wiederum festgeschnallt im Kanu. Plötzlich übertönt ein schriller Sirenenton das Plätschern des Flusses. Der Lärm kommt direkt aus dem Gepäck. Gerade schien alles noch so friedlich und jetzt so was! Beim Blick auf das Smartphone erfährt man: Baierbrunn kämpft derzeit mit einer Keimbelastung des Trinkwassers und sorgt sich um jeden seiner Besucher. Auch wer nur auf der Isar vorbei paddelt, wird ermahnt: „Wasser vor Genuss oder Gebrauch abkochen!“ Ob das wohl auch für den Fluss gilt?

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