Bahnlärm:Güterverkehr verdoppelt sich

Bahnlärm: Der Güterverkehr auf der Trasse München-Rosenheim wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen.

Der Güterverkehr auf der Trasse München-Rosenheim wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen.

(Foto: Claus Schunk)

Der Gemeinderat Haar fordert Lärmschutzwände an der Bahnstrecke und fürchtet um den Zehn-Minuten-Takt

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar fordert die Errichtung von Lärmschutzwänden an der Bahnstrecke. Einstimmig hat der Gemeinderat eine Resolution verabschiedet, die im Zuge des Ausbaus der Zulaufstrecke zum Brenner-Basistunnel die Anwohner vor einer deutlichen Zunahme der Lärmbelästigung schützen soll. Zudem sorgen sich die Lokalpolitiker darum, dass eine Ausweitung des Güterzugverkehrs auf den bestehenden Gleisen den erhofften Zehn-Minuten-Takt der S-Bahn zunichte machen könnte; die Trasse soll mit digitaler Technik für den Güterverkehr ausgerüstet werden. Die Resolution richtet sich an die Bundesregierung, die Staatsregierung sowie an die Deutsche Bahn Netz AG.

Seit Jahrzehnten leben die Menschen in Haar mit dem Bahnverkehr und der Trasse München-Rosenheim, die den Ort in zwei teile zerschneidet. Der Lärm ist in weiten Teilen der Gemeinde allgegenwärtig. In Eigeninitiative und mit finanziellem Aufwand hat die Kommune in den vergangenen Jahren Maßnahmen ergriffen, um den Lärm einzudämmen. So wurden etwa auf der Südseite der Trasse Lärmschutzwände errichtet. Nun drohen Verbesserungen zur Makulatur zu werden. Die Bayerische Staatsregierung hat angekündigt, auf der Strecke sehr kurzfristig die Zahl der Güterzüge zu verdoppeln, um etwa 100 am Tag. Eine erneute weitere Verdopplung ist mit Eröffnung des Brenner-Basistunnels 2028/29 zu erwarten. Auch wird befürchtet, dass die Züge länger werden und schneller fahren.

Um die Folgen für Haar zu begrenzen, fordert der Gemeinderat, dass Lärmschutzwände errichtet werden, wie es bei einer Neubaustrecke auch der Fall wäre. Selbst wenn keine neuen Gleise verlegt würden, werde der Zugverkehr enorm zunehmen, heißt es aus dem Haarer Rathaus. Anders als zwischen der österreichischen Grenze und nördlich von Rosenheim sind im Großraum München keine neuen Trassen geplant. Auf der viergleisigen Strecke ist vielmehr eine Blockverdichtung vorgesehen. Die Strecke soll mit dem digitalen europäischen Zugsicherungssystem ausgestattet werden, das eine "flexible Betriebsführung" ermöglichen soll, wie es von der Bahn heißt.

Die Gemeinde Haar spricht sich, wie es in der Resolution heißt, ganz "entschieden gegen diese flexible Betriebsführung" aus, wenn damit die zusätzliche Nutzung der S-Bahn-Gleise ermöglicht werde. Eine solche Mischung sei nur zu Lasten des Personennahverkehrs möglich. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) machte sich im Gemeinderat jüngst dafür stark, zu prüfen, ob der Güterverkehr nicht im Osten von Bayern an der Landeshauptstadt vorbei nach Norden geführt werden kann. Es müsse nicht alles durch das Nadelöhr München gehen, sagte Müller. Die Gemeinde Haar fordert in diesem Sinn eine entsprechende Machbarkeitsuntersuchung.

Die bisherigen Pläne der DB Netz AG, den Lärm durch den steigenden Güterverkehr einzudämmen, hält die Gemeinde für unzureichend. Die Bahn verweist stets darauf, dass bis 2020 alle DB-Güterwaggons mit sogenannten Verbundstoff-Bremssohlen ausgestattet werden, die das Rollgeräusch deutlich vermindern soll, und Schienenstegdämpfer in die Gleisanlagen eingebaut werden. Haar befürchtet nun, dass dies nur auf Ferngleisen geschieht. Der Lärm von Güterzügen auf S-Bahngleisen werde dadurch nicht gedämpft. Wie es in der Resolution heißt, fehlen auf der Nordseite der Trasse Lärmschutzwände. Der Bahnlärm reiche weit ins Gemeindegebiet hinein, auch der Bannwald im Bereich Jugendstilpark sei kein effektiver Schutz, heißt es. Die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde würden durch eine Zunahme des Bahnlärms eingeschränkt. Schon jetzt stelle dieser die Kommune vor gewaltige Herausforderungen.

In ähnlicher Form wie Haar haben sich viele Gemeinden wie Vaterstetten, Kirchseeon und Grafing in Resolutionen positioniert. Bereits in der Vergangenheit hat die DB Netz AG zugesagt, eine Lärmschutzwand nördlich der Trasse im Bereich Trudering-Gronsdorf auf 700 Metern Länge errichten zu lassen. Weitere Maßnahmen schloss man bisher aus. Allerdings soll 2019 ein Dialogprozess anlaufen, in dem auch Vertreter von Bürgerinitiativen Gehör finden.

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