Bahnausbau im Münchner Osten:Vier Gleise und ein paar drängende Fragen

Bahnausbau im Münchner Osten: Die S2 ist stark frequentiert.

Die S2 ist stark frequentiert.

(Foto: Renate Schmidt)

Die politische Initiative für einen Ausbau der Trasse der S2 kommt in Kirchheim und Feldkirchen gut an. Aber die Anbindung der Messe stößt auf Widerstand.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim/Feldkirchen

Volle Bahnsteige, überfüllte Züge, Verspätungen und Ausfälle: Wer aus Heimstetten oder Feldkirchen mit der S-Bahn in die Stadt pendelt, erlebt die Überlastung der S 2 in Stoßzeiten hautnah. Nun will die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) mit einem Vorstoß den viergleisigen Ausbau der Trasse erreichen. Mit der Deutschen Bahn wurde ein Planungsvertrag geschlossen. Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) befürwortet die Verkehrsoffensive absolut. In Feldkirchen wird sie zurückhaltender aufgenommen.

Maximilian Böltl ist Sprecher des S-Bahn-Bündnisses Ost, das 2015 von den Gemeinden Aschheim, Kirchheim, Poing und Markt Schwaben sowie den Landkreisen München, Ebersberg und Erding gegründet worden ist. Auch die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und die Messe München gehören zu den Initiatoren. Ziel des Bündnisses ist genau der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke - mit einer Anbindung der Messe.

Mehr Güter- und mehr Fernverkehr

Bislang, so Böltl, sei lediglich ein Ausbau bis zum Ostbahnhof und ab Markt Schwaben geplant gewesen. Für die Anliegergemeinden entstünden enorme Nachteile: Durch mehr Güter- und Fernverkehr müsse man mit mehr Lärm ohne echten Lärmschutz rechnen. Da der entstehende Engpass störungsanfälliger wäre, würde zudem der Takt unzuverlässiger. "Wenn jetzt die Achse doch komplett durchgängig geplant werden soll, dann begrüßen wir das natürlich", sagt Böltl. Dadurch könne man verhindern, dass der Abschnitt zwischen München Ost und Markt Schwaben zum Nadelöhr wird. Zusätzlich würden die Anlieger von den gesetzlich erforderlichen Lärmschutzanlagen profitieren.

In der Nachbargemeinde Feldkirchen ist man "verhalten positiv" angesichts der Ankündigungen des Ministeriums, wie Zweiter Bürgermeister Herbert Vanvolsem (CSU) sagt. "Es ist schön, dass eine konkrete Ausbauperspektive geschaffen wird." Wichtig ist ihm jedoch, dass Feldkirchen frühzeitig an den Planungen beteiligt wird und die Belange der Gemeinde berücksichtigt werden, beispielsweise in Bezug auf den Lärmschutz. "Darauf müssen wir in Feldkirchen höchsten Fokus legen."

Gegen eine Bahnanbindung der Messe, die das Ministerium prüfen will, gibt es in Feldkirchen jedoch seit enormen Widerstand, den die Gemeinde laut Vanvolsem aufrecht erhält. Vergangenen Dezember haben Vertreter des S-Bahn-Bündnisses bisherige Pläne vorgestellt: Demnach sollen die Gleise der aktuellen Strecke am westlichen Ortsrand Feldkirchens ausgeschwenkt werden. In mehreren Metern Höhe würde die neue Trasse in Ständerbauweise in Richtung Messe führen, wo die Züge an einem Hochbahnhof an der Paul-Henri-Spaak-Straße halten würden. Die Feldkirchner sehen das kritisch, die neue Strecke würde gut zwei Hektar Fläche vom Gemeindegebiet abschneiden. Durch die Nähe zum Ort befürchten Anwohner und Kommunalpolitiker massiv mehr Lärm. Die Vorteile, mit denen das S-Bahn-Bündnis für das Vorhaben wirbt - eine Taktverdichtung und die Entlastung der Strecke - sind nach Ansicht der Feldkirchner auch ohne Anbindung der Messe erreichbar.

Alternative Messe-Anbindung

Kirchheims Bürgermeister Böltl spricht sich dafür aus, den Ausbau unabhängig vom Messeverschwenk zu beurteilen. Als Sprecher des Bündnisses habe er immer Wert auf die Einbindung Feldkirchens gelegt. Parallel zum viergleisigen Ausbau wolle man die Verlängerung der U 2 weiterverfolgen: Deren Strecke könnte von der Station Messestadt Ost südlich der A94 bis Feldkirchen geführt werden, dann entlang der Kreisstraße M1 bis Heimstetten, wo sie mit der S-Bahn verknüpft werden könnte.

So käme die Anbindung der Messe automatisch, mitunter sogar eine Verbindung zum Flughafen, sollte der Erdinger Ringschluss kommen. Die CSU in Kirchheim und Feldkirchen hat im Frühjahr gemeinsam beantragt, dies zu prüfen. In beiden Orten befürworten die Kommunalpolitiker der zuständigen Ausschüsse das Vorhaben.

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