Tierschutz-Aktivisten haben am Samstag kurzzeitig beim Ochsenrennen der Ayinger Burschen alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie begaben sich gegen 15 Uhr vor Tausenden Zuschauern mit Plakaten auf die Rennbahn, auf denen sie eine aus ihrer Sicht zu verurteilende „Tierquälerei“ anprangerten. „Tiere sind keine Entertainer“, war dort zu lesen. Oder: „Ochsen einfach mal in Ruhe lassen.“ Die Veranstalter brachten die vier Protestierenden unter Pfiffen von Zuschauern vom Platz. Laut Polizei verlief sonst alles friedlich.
Bei der Ayinger Bräukirta, die die örtliche Brauerei seit Jahren als Traditionsfest ausrichtet, ist das Ochsenrennen ein Publikumsmagnet. Auch dieses Mal waren laut Beobachtern wieder Massen in das Dorf gepilgert, um die Gaudi mit den Ochsen zu verfolgen. Doch für viele ist das Schauspiel alles andere als lustig. Bereits vergangenes Jahr gab es Proteste. Die Tierschutzorganisation „Peta“ verschickte eine scharf formulierte Pressemitteilung, nachdem ihr ein Video zugespielt worden war, und schaltete das Veterinäramt ein. Rinder seien zum Wettrennen gezwungen worden, so ein Vorwurf, manche Tiere seien geschlagen worden, damit sie schneller laufen. Mit Seilen habe man sie über die Ziellinie gezerrt.

Diesmal rechneten die Ayinger Burschen als Veranstalter bereits mit Protest. Deren Vorsitzender Christoph Lechner sagt, man habe in Absprache mit der Polizei den Tierschützern sogar einen Platz an der Rennbahn angeboten, wo sie ihre Transparente hätten zeigen können. Er habe gewisses Verständnis für deren Anliegen, sagt Lechner am Sonntag. Aber die Ochsen würden gut behandelt. Dieses Jahr habe es sogar „das schönste Ochsenrennen“ bisher gegeben. Die Tiere seien ohne Ende gestreichelt worden. „Ein Ochse hat sich hingelegt, und ist auch nicht aufgestanden.“ Man habe ihn in Ruhe gelassen. Normalerweise würden Ochsen nach 22 Monaten geschlachtet. Die Tiere beim Rennen seien bis zu acht, neun Jahre alt. Ein Ochse habe sein 10. und letztes Rennen gehabt und bekomme jetzt dann sein „Gnadenbrot“.
Die Tierschutzorganisation „Peta“ weist auf Anfrage zurück, mit der Aktion in Aying diesmal etwas zu tun zu haben. Dafür bekennt sich „Animal Rebellion“ und prangert in einer Mitteilung an, „Tiere darauf zu reduzieren, uns in irgendeiner Art nützlich zu sein“. Es sei höchste Zeit, „Ochsenrennen in die Geschichtsbücher zu verbannen und unseren Umgang mit Tieren prinzipiell neu zu denken“. Die Tiere würden unnötigem Transport ausgesetzt und einige Stunden vor dem Wettrennen festgebunden. „Die ungewohnte Umgebung, der Lärm durch die Menschenmasse und Musik, verursachten enormen Stress unter den Tieren.“ Auf Instagram bezeichnet Animal Rebellion dem Event am Samstag als „Skandal“. Den Post haben Hunderte geliket und mehr als 100 Personen kommentiert. „Einfach nur grausam und unnötig“, findet dort jemand. Andere kritisieren ein Event von „Hinterwäldlern“ aus der „Steinzeit“.
Aus Sicht der Polizei lief jedenfalls alles recht gesittet ab. Eine Sprecherin des Münchner Präsidiums sagt, die Veranstalter hätten gegen 14.50 Uhr die vier Aktivisten nach kurzer Zeit runter von der Rennbahn gebracht. Von Handgreiflichkeiten sei nichts bekannt, auch gebe es bislang keine Anzeigen.
In einer früheren Version hatte Animal Rebellion sich noch nicht direkt zu dem Ayinger Event geäußert. Eine mittlerweile vorliegende Stellungnahme wurde eingearbeitet.