Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr:"Man kann Dürrnhaar nicht einfach links liegen lassen"

Auf dem Ost-Ast der S 7 gilt seit Kurzem in den Hauptverkehrszeiten ein 20-Minuten-Takt. An zwei Haltestellen in der Gemeinde Aying aber rauschen die zusätzlichen Züge einfach vorbei. Mit einer Unterschriftensammlung wollen Aktivisten das ändern.

Von Martin Mühlfenzl, Aying

Mit dem Fahrplanwechsel 2022 hat die Staatsregierung eines ihrer verkehrspolitischen Versprechen eingelöst und auch auf dem Ost-Ast der S 7 von Höhenkirchen-Siegertsbrunn bis Aying in den Hauptverkehrszeiten einen 20-Minuten-Takt eingeführt. Allerdings profitieren nicht alle Anlieger von den Verbesserungen auf der eingleisigen Trasse, denn an den Stationen in den beiden Ayinger Gemeindeteilen Peiß und Dürrnhaar rauscht ein Großteil der zusätzlich eingesetzten Züge einfach vorbei. Daran wächst nun die Kritik; in Dürrnhaar sammeln Aktivisten der Initiative S 7 Ost-plus sogar Unterschriften für eine bessere Anbindung des dortigen Bahnhofs.

Dabei erfährt die Initiative Unterstützung von Ayings Bürgermeister Peter Wagner (CSU). Einerseits, so Wagner, freue er sich sehr über "deutliche Verbesserungen" auf dem Ost-Ast der S 7. "Wir haben die versprochenen Taktverdichtungen mit einem zusätzlichen Zug in der Stunde bekommen, auch von Aying bis zur Haltestelle Kreuzstraße, wo es vorher nur einen Stundentakt gab", sagt der Rathauschef. "Aber dass Dürrnhaar und Peiß mit den zusätzlichen Zügen nicht angefahren werden, ist ein echtes Ärgernis. Ich kann das nicht verstehen."

Insgesamt rauschen am Tag 13 S-Bahnen stadteinwärts sowie 18 Züge stadtauswärts an mindestens einer der beiden Haltestellen in den kleinen Ortsteilen ohne Halt vorbei - in den allermeisten Fällen sogar an beiden. Sehr zum Ärger der Dürrnhaarerin Jutta Stricker, die sich in der Initiative S 7 Ost-plus engagiert. Sie fordert, dass die Züge überall halten müssen. "Viele S-Bahn-Nutzer kommen auch aus dem circa zwei Kilometer entfernten Faistenhaar und Hofolding oder aus Egmating", sagt Stricker. "Man kann Dürrnhaar nicht einfach links liegen lassen. So ist das eine Frechheit."

Die Resonanz auf die Unterschriftenaktion, die sie in Dürrnhaar gemeinsam mit der Grünen-Gemeinderätin Christine Squarra organisiert, sei enorm, sagt Stricker; sie selbst habe schon etwa 200 Unterschriften in dem Dorf mit etwas mehr als 600 Einwohnern gesammelt. "Das sind auch viele dabei, die nicht mehr mit der S-Bahn fahren, eben weil die Anbindung so schlecht ist", so Stricker.

In Dürrnhaar gibt es sogar eine Mietradstation

Ayings Bürgermeister Wagner hat sich unterdessen an die Landtagsabgeordnete und ehemalige bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) gewandt und das früher von ihr geführte Ministerium aufgefordert, bei der Anbindung der Bahnhöfe nachzubessern. Denn nur mit einer optimalen Anbindung aller Haltestellen könnten Menschen zum Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr motiviert werden - und die Gemeinde Aying gehe dabei mit den Nachbarkommunen mit gutem Beispiel voran. "Wir haben hier gemeinsam mit Brunnthal und Sauerlach den neuen Flexbus, der sehr gut angenommen wird und auch die S-Bahnhöfe anbindet", betont Wagner. "Und in Dürrnhaar gibt es sogar eine MVG-Mietradstation."

Warum die beiden Haltestellen in Dürrnhaar und Peiß von so vielen S-Bahnen nicht angefahren werden, kann sich Wagner nicht erklären. "Ich warte da noch auf eine Aussage von der Bahn, denn ich würde es gerne verstehen", sagt er. Stricker glaubt, es könnte dabei auch ums Geld gehen, denn jeder einzelne Halt müsse bezahlt werden, vermutet sie. "Aber das ist nur eine Annahme", sagt Stricker. Die DB Regio, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, hatte als Betreiberin in der Vergangenheit - als die beiden Bahnhöfe bereits teilweise ausgelassen worden waren - stets argumentiert, an den Stationen sei das Pendleraufkommen zu gering. Schon vor zehn Jahren hatte die Initiative S 7 Ost-plus daher eine Unterschriftenaktion gestartet. Eine Anfrage der SZ an die Deutsche Bahn zu den Gründen für das Auslassen der Haltestellen in Dürrnhaar und Peiß blieb bisher unbeantwortet.

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