S 7 bei Aying:Mit einem Gleis in die Zukunft

S 7 bei Aying: Der Bahnübergang in Großhelfendorf ist nur einer von mehreren in der Gemeinde Aying, die in den nächsten Jahren umgestaltet werden müssen.

Der Bahnübergang in Großhelfendorf ist nur einer von mehreren in der Gemeinde Aying, die in den nächsten Jahren umgestaltet werden müssen.

(Foto: Claus Schunk)

Bei der Umgestaltung eines Bahnübergangs in Großhelfendorf will die DB Netz AG den möglichen Ausbau der S-7-Strecke nicht berücksichtigen. Dabei soll die Lösung bis zu 70 Jahre halten.

Von Julian Carlos Betz, Aying

Gleich vier Bahnübergänge müssen in Aying umgebaut werden, weil sie die Vorgaben des Eisenbahnbundesamtes verletzen. Doch bei den Planungen der Deutschen Bahn Netz AG für einen aktuell anstehenden Umbau eines Übergangs in Großhelfendorf wird bei allen Varianten kein zweites Gleis berücksichtigt.

Von einer "Bahnübergangskette" sprach Ayings Bürgermeister Johann Eichler (parteifrei), als er die Varianten für den Übergang der an der Kreisstraße M 8 in Großhelfendorf vorstellte. Der Übergang in Großhelfendorf sei nur eine von mehreren Stellen, die bis 2021 umgebaut werden müssen. Die Konzepte unterscheiden sich in Ausführung und Preis. Doch auffällig ist, dass keines von ihnen den Ausbau der Strecke zum zweigleisigen Betrieb berücksichtigt. Dabei seien die Varianten auf eine "Lebensdauer" von 30 bis sogar 70 Jahren ausgelegt, erklärt Michael Schiller von der Gemeindeverwaltung, der die Konzepte vorstellt.

Doch wie kann es sein, dass bei einem Umbau mit der Nutzungsperspektive von 70 Jahren - so die von der Bahn favorisierte dritte Variante, welche eine Tieferlegung des Gleises erforderlich macht - nicht in Erwägung gezogen wird, dass es zu einem zweigleisigen Ausbau der Strecke der S 7 kommen könnte? Der Gemeinderat ist sich jedenfalls einig, dass hier Nachbesserungen in der Planung nötig sind und bereits jetzt die Voraussetzungen für ein zweites Gleis geschaffen werden müssen.

Bei der Bahn sieht man keinen Anlass für einen Ausbau

Bei der DB Netz AG sieht man jedoch keinerlei Anlass für diese Änderungswünsche, wie eine Nachfrage ergab: Manfred Rauscher von der Deutschen Bahn Netz AG, Regionalbereich Süd, ist sich nach eigener Aussage keiner "Aufgabenstellung" von irgendeiner Seite bewusst, die das womöglich "bauen wollen würde". Das komme ja überhaupt ganz auf die demografische und strukturelle Entwicklung der Region an, so Rauscher. Seit der Einführung des S-Bahn-Systems 1972 habe es schließlich im ganzen Netz keine größeren Ausbauten gegeben.

Tatsächlich sieht das derzeitige Bahnausbau-Programm des Freistaats für die Region München keinen zweigleisigen Ausbau der S 7 vor. Stattdessen geht es unter anderem um eine Verlängerung der Strecke bei Wolfratshausen nach Geretsried. In einem Positionspapier der Landkreise im Münchner Verkehrsverbund (MVV) von 2017 ist jedoch zu lesen, dass bis 2025 eine "rasche Umsetzung von Konzepten für eigene, durchgängig zweigleisige Strecken für alle S-Bahn-Außenäste" notwendig sei. Dies würde auch einen vollständigen Ausbau der S 7 ab Giesing in Richtung Höhenkirchen-Siegertsbrunn bedeuten.

Nortrud Semmler von der Initiative "S7-Ost-Plus", die seit 2013 einen Ausbau und eine Taktverdichtung auf dem östlichen Ast der S 7 fordert, berichtet von vergeblichen Versuchen, die bayerische Staatsregierung in die Pflicht zu nehmen: "Die Finger wund geschrieben haben wir uns", erzählt sie, doch bisher ohne Ergebnis. "Überall wird so gebaut, als ob das zweite Gleis kein Thema wäre", beklagt sie und fügt hinzu: "Das ist ja auch ein Kostenfaktor".

Brücken, die nicht auf zwei Gleise ausgelegt sind, müsse man dann bei einem Ausbau im schlimmsten Fall wieder abreißen. Man sei zwar im Gespräch mit der Staatsregierung, doch sei beispielsweise eine Machbarkeitsstudie zum Ausbau der S-Bahn-Außenäste, die der Mobilitätsausschuss des Kreistags angestoßen habe, bisher nicht umgesetzt worden, so Semmler.

Auf Nachfrage beim Landratsamt verweist die Pressestelle auf den ablehnenden Beschluss der Stadt München, die wiederum auf eine geplante Studie zum "Programm Bahnausbau Region München" der Obersten Baubehörde verweist. Allerdings beschloss der Mobilitätsausschuss des Kreistags im Juli 2017, mit dem Freistaat in Verbindung zu bleiben, "um sowohl aktuelle Baumaßnahmen aufwärtskompatibel zu gestalten, als auch die Erstellung der Planfeststellungsunterlagen zu erwirken."

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