Volksmusik:Zwischen Hoagascht und Instagram-Post

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Der "Oimbliah Dreigsang" mit Maria Kaiser, Maria Fischbacher und Lena Wohlschläger zusammen mit ihren Begleitmusikern Hannes Schmied und Jakob Hampel (von links). (Foto: Oimbliah Dreigsang)

Als „Oimbliah Dreigsang" haben sich drei junge Frauen aus Aying einen Namen in der Volksmusikszene gemacht. Am 1. Dezember organisieren sie ein Adventssingen mit Gästen in ihrem Heimatort.

Von Irmengard Gnau, Aying

Spätabends an der Bar kommt mancher einmal ins Singen. Bei der Großzahl dürfte das Ergebnis aber vermutlich irgendwo zwischen Schlager, Oldies und Pop-Charts liegen. Als sich Maria Fischbacher und Lena Wohlschläger aus Aying einst zu einer spontanen Gesangseinlage entschieden, klang das anders. „Wir haben irgendwann beim Fortgehen mal einen Jodler probiert“, erinnert sich Fischbacher und lacht. Die jungen Frauen merkten rasch, wie gut ihre Stimmen zusammenpassten.

Da sie beide musikalischen Familien entstammen und auch der bayerischen Volksmusik verbunden sind, war der Weg nicht weit zum eigenen kleinen Ensemble. In Maria Kaiser fanden sie die perfekte Ergänzung für ihren Dreiklang, wenig später stand auch der Name fest: Als „Oimbliah Dreigsang“ sind sie in der Besetzung Maria Kaiser erste Stimme, Maria Fischbacher zweite Stimme und Lena Wohlschläger dritte Stimme seit nunmehr sechs Jahren zusammen.

Was als reine Gaudi und Freude am gemeinsamen Singen begann, hat sich inzwischen zu mehr entwickelt. Mit ihren Einschlägern Jakob Hampel und Hannes Schmied gestalten die drei Ayingerinnen Hochzeiten und Taufen, treten bei Hoagaschtn und Festen auf. „Wir sind in die Volksmusikszene so reingerutscht“, sagt Fischbacher. 2022 gewannen sie, zu ihrer eigenen Überraschung, als Gesangsgruppe den renommierten Herma-Haselsteiner-Preis. Er wird beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb vergeben, dem größten Musikwettbewerb für alpenländische Volksmusik in Europa, zu dem sich alle zwei Jahre mehr als 700 junge Sängerinnen und Sänger, Musikantinnen und Musikanten aus Österreich, Bayern, Südtirol und der Schweiz in Tirol treffen. „Das war so bissl unser Sprungbrett“, sagt Fischbacher.

Danach mehrten sich die Anfragen an die drei Sängerinnen, die auch gern mit Geigen und Harfe musizieren. Rund 25 Auftritte hatten sie 2023, daneben gab es Aufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk und ein Gastspiel bei Servus TV. Auch eine CD gibt es schon mit Liedern und Weisen. Was aber ist der Reiz daran, Volksmusik zu spielen und traditionelle Lieder in Mundart zu singen? „Die Liedtexte sind vielleicht nicht unbedingt modern – ,Mein Schatz ist ein Jäger‘ und solche Themen“, sagt Fischbacher. „Aber diese ganzen alten Lieder haben oft einen ernsten Kern, in dem man sich wieder finden kann, auch heute noch.“ Neben tradiertem Liedgut und bekannten Volksliedern singen und spielt der Oimbliah Dreigsang – der Name leitet sich von „Almblühen“ ab – auch eigene Lieder und Stücke, die die Sängerinnen komponieren, meist dem Gehör nach.

„Die Volksmusikszene hat über die letzten Jahre einen ziemlichen Aufschwung erlebt unter jungen Leuten“

Geteilt werden neue Werke bei Hoagaschtn und Sängertreffen – und übers Internet. Der Oimbliah Dreigsang ist auf Instagram und Facebook aktiv, ihre Musik kann über Spotify und Soundcloud gestreamt werden. Ist Social Media und Volksmusik nicht eher ein Kontrast? Nicht mehr, sagt Maria Fischbacher. „Die Volksmusikszene hat über die letzten Jahre einen ziemlichen Aufschwung erlebt unter jungen Leuten“, sagt sie. Von Bad Tölz über Rosenheim bis nach Österreich folgt man sich gegenseitig, bevor man sich wieder live sieht bei Tanzln oder Sängertreffen wie beim Stanglwirt in Going in Tirol. Man tauscht sich aus, musiziert und – nicht zuletzt – feiert miteinander.

Das Adventssingen in ihrem Heimatort nun ist den drei Sängerinnen „eine Herzensangelegenheit“, wie Maria Fischbacher sagt. In Aying ist die Veranstaltung schon eine Tradition. Seit knapp 20 Jahren versammeln sich Musikerinnen und Musikliebhaber am ersten Advent in der Kirche Sankt Andreas. Seit etwa acht Jahren haben Maria Fischbacher und Lena Wohlschläger von ihren Müttern den Großteil der Organisation übernommen. Sie haben einige befreundete Gruppen eingeladen, die – alle übrigens ohne Gage – zu dem gut einstündigen Programm beitragen werden. Der Eintritt ist auf Spendenbasis, das Geld stiften die Organisatorinnen jedes Jahr an eine gemeinnützige Institution in der Region, heuer etwa an die Lichtblick Seniorenhilfe.

Das Adventssingen in der Pfarrkirche Sankt Andreas in Aying am Sonntag, 1. Dezember, beginnt um 17 Uhr. Neben dem Oimbliah Dreigsang treten die Oberauer Sänger, die Oberboarische Saitnmusi sowie die Weisenbläser der Bergknappenmusikkapelle Dürnberg auf.

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