Natürlich gibt es prunkvolleres Ambiente für ein gediegenes Frühstück, Cafés etwa, die mit überbordender Opulenz aus Marmor, Gold und Edelhölzern aufwarten oder mitten auf dem Markusplatz in Venedig stehen. Die elf Frühstücksgäste, die sich am Samstagmorgen in einer Lokation in Aying treffen, müssten demnach kein Gefühl von Luxus verspüren, als sie auf Klappstühlen Platz nehmen, die auf ungereinigten Boden um Gartentische gestellt wurden. Aber nichts anderes wollten sie. Kein Café Central wie in Wien, sondern ein Café zentral im Wald. Was vielleicht andere als Entbehrung wahrnehmen könnten, empfinden sie als Bereicherung. Natur pur mit Bewirtung. Und was unter dem Dach der Fichten auf dem Tisch steht, ist aller Ehren wert.
Das Auge isst hier genüsslich mit. Die Semmeln und Brote haben Silvia Renk und Christina Huber bei sich zuhause gebacken, den Joghurt selbst gerührt aus der Milch vom Stadlerhof, wie auch den Frischkäse, den die beiden mit Löwenzahn und Fichtenspitzen versehen. Alles aus der Region, auch Käse, Wurst, Holunderwasser, selbst die Tischdekoration, die aus, in eine leere Milchflasche gestellten Gerstenähren besteht. „Mei, is des a schöne Tischdeko“, schwärmt eine Nachzüglerin beim Blick auf die geschmackvoll belegten Frühstücks-Etageren. „Annemarie, schee, dassd kemma bist“, ruft ihr Christina Huber zu „Ihr dürft so viel essen, bis ihr platzt“, erfährt auch sie. Annemarie war 35 Jahre lang Kindergärtnerin im Ort und sei, wie sie sagt, mit den Kindern immer nach draußen in die Natur gegangen. Zufällig habe sie von diesem Waldfrühstück erfahren und zu sich gesagt „da muss i hin“.
Das morgendliche Genusserlebnis ist Teil der Aktion „Frühstück auf dem Bauernhof“ der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband. Nachdem aber die als Nebenerwerbsbetriebe geführten Höfe der Familien Renk und Huber neben Ackerbau auch Waldwirtschaft betreiben, haben die beiden Frauen eine Möglichkeit gefunden, den Wald als Geschäftsfeld zu nutzen, ohne einen einzigen Baum zu fällen. Nach mehreren Kursen bieten sie seit geraumer Zeit schon Waldbaden an in ihrer selbst geschaffenen kleinen Klause ohne Wasser- und Stromanschluss. Demnächst wollen sie in Miesbach einen Imker-Kurs belegen, um selbst Bienenstöcke aufstellen zu können. Und auch eine Haselnuss-Plantage ist im Visier. Man merkt, dass die beiden Frauen mit Herzblut bei der Sache sind.
Kindern verspricht das Duo, spielerisch die Geheimnisse des Waldes entdecken zu dürfen. Zu ihren Kunden zählen aber auch Firmen und Vereine, die Stressreduktion im Wald suchen. Wer mal muss, findet eine sorgfältig hygienisch gehaltene Dixy-Toilette vor. Zum Händewaschen dreht man den Hahn an einem Kanister auf. Die Kosten für ein All you can eat mit Waldaroma sind mit 20 Euro erstaunlich gering. Wer dazu ein Waldbad bucht, bezahlt zwischen 45 und 50 Euro. Interessenten finden unter www.Waldbaden-aying.de weitere Informationen.