Adventsserie "Meine Zahl":Mit 20 Zentimetern fängt es an

Adventsserie "Meine Zahl": Josef Sedlmair kennt seine Bäume von klein auf.

Josef Sedlmair kennt seine Bäume von klein auf.

(Foto: Claus Schunk)

Josef Sedlmair arbeitet das ganze Jahr daran, dass aus seinen Setzlingen bis Weihnachten ausgewachsene Christbäume werden.

Von Bernhard Lohr, Aying

Bis zu einem erwachsenen Christbaum, der mit Würde seinen bunten Glitzerschmuck zu tragen vermag, ist es ein weiter Weg. Josef Sedlmair kann ein Lied davon singen. Er hat mit seinen Fingern schon Hunderte schmächtige Setzlinge in den Waldboden von Blindham gesteckt und dann ein paar Jahre später zugeschaut, wie sie Fremde mit hochgekrempelten Jackenärmeln unter Einsatz aller Kraft mit einer Säge umlegten. Es sind seine Geschöpfe, die sich die Leute dieser Tage aus seinem Wald holen, damit es weihnachtet daheim. Der Baum ist der Star am Heiligabend. Der Duft, das frische Grün, der bunte Schmuck und das Lametta - da kommen die Geschenke erst zur Geltung.

Bereits im Jahr 1419 sollen Bäckersgehilfen einen Baum mit Obst und Lebkuchen so geschmückt haben. Mit der lutherschen Lehre soll sich der Brauch weit verbreitet haben. Für Josef Sedlmair fängt all der Zauber an mit einem 20 Zentimeter kleinen Pflänzchen, mit spärlichen Wurzeln dran. Erst unter seiner erfahrenen Hand wächst da was Gscheites heran. "Man macht sein Geschäft mit den Christbäumen in vier bis sechs Wochen", sagt der Betreiber der Christbaum-Plantage bei Aying. Aber Arbeit, sagt er auch, "machen die das ganze Jahr". Nicht jeder schöne Baum ist ein Geschenk der Natur. Oft wird nachgeholfen: Die Bäume werden zugeschnitten, damit sie so kegelförmig wachsen, wie es sich die Menschen wünschen. Josef Sedlmair erzählt, wie er doppelte Spitzen entfernt und Äste hochbindet. Irgendwo muss ja die Silberspitze draufgesteckt werden oder der Stern hängen, wie das Tüpfelchen auf dem i.

Als Sedlmairs Vater 1987 in Blindham mit dem Christbaumverkauf anfing, holten sich die Leute noch die Fichten aus dem Wald. Er begann damals, die ersten Nordmanntannen zu setzen. 1994 begann der Verkauf des Baums, der heute der Klassiker unter den Christbäumen ist. "Wir kriegen die heute als vierjährige Setzlinge", sagt sein Sohn. Dann habe er acht bis zehn Jahre zu tun, bis die Baby-Bäume auch wirklich Christbäume geworden sind.

In den beiden zurückliegenden Pandemie-Wintern blieb manch stattlicher Baum stehen, weil Gaststätten, Firmen und Behörden auf Weihnachtsschmuck verzichteten. Dafür holten sich besonders viele einen Baum ins Corona-Weihnachtsnest. Heuer ist alles wieder anders: Die Nachfrage sei groß, aber nicht überbordend, sagt Sedlmair, der glaubt, dass das kalte Winterwetter noch manchen zurückgehalten hat, in den Wald rauszufahren. Ausgewachsene Bäume gibt es jedenfalls, in jeder gewünschten Größe. "Das Suchen und Anschauen" sei das Wichtigste, vor dem Fällen natürlich, sagt Sedlmair, der am 24. Dezember gegen Mittag beginnt, seine Sägen einzupacken. Dann heißt es: Frohes Fest und - bis nächstes Jahr.

In der Serie "Meine Zahl" stellt die SZ bis Weihnachten jeden Tag Menschen vor, in deren Leben eine Zahl eine besondere Bedeutung hat - von 1 bis 24 wie bei einem Adventskalender.

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