Auszeichnung:Volkstheater mit Niveau

Auszeichnung: Applaus für den Preisträger: Seit rund 15 Jahren schreibt Marcus Everding schon lokalhistorisch inspirierte Stücke für die Ayinger Gmoa-Kultur und ihren Vorsitzenden Michl Wöllinger (im Hintergrund).

Applaus für den Preisträger: Seit rund 15 Jahren schreibt Marcus Everding schon lokalhistorisch inspirierte Stücke für die Ayinger Gmoa-Kultur und ihren Vorsitzenden Michl Wöllinger (im Hintergrund).

(Foto: Claus Schunk)

Ein Preis des Bezirks für Marcus Everding ehrt auch Gmoa-Kultur.

Von Udo Watter, Aying

Distinguierte Schöngeister aus anderen Teilen Deutschlands verspotten die Bayern ja gerne mal als "buckliges Bergvolk", zu dessen höchsten kulturellen Leistungen das Schuhplatteln und Goaßlschnalzen gehört. Das ist natürlich ein Schmarren. Seit 1980 etwa wird der Oberbayerische Kulturpreis vom Bezirk verliehen und stiernackige Helden weißblauer Folklore waren eher nicht darunter. Im vergangenen Jahr war der Bürgersaal Haar Schauplatz der Auszeichnungen, die immer an zwei Künstler respektive Ensembles gehen: Geehrt wurde 2017 die Spider Murphy Gang, die sich in ihren Hits ja auch über Klischees, verklemmte Sexualmoral und Schwabinger Schicki-Mickis lustig macht, und die Schauspielerin Bettina Mittendorfer.

Am Wochenende wurde in Kloster Seeon der Oberbayerische Kulturpreis 2018 verliehen und einer der beiden Prämierten ist ein Mann, der nicht nur ein kreatives Multitalent ist, sondern auch enge Bezüge zum Landkreis München hat: Der Autor und Regisseur Marcus Everding ist nicht nur langjähriger Leiter der Carl-Orff-Festspiele Andechs, er schreibt seit 2004 auch für die Ayinger Gmoa-Kultur Theaterstücke, die von der Ortsgeschichte inspiriert sind. Begonnen hat es mit der Aufführung "Vom Martertod des heiligen Emmeram" - dessen Martyrium im siebten Jahrhundert spielte sich angeblich bei Kleinhelfendorf ab. Seither hat der gebürtige Münchner Everding, Sohn von August Everding, zwei weitere Teile der Emmeram-Trilogie geschrieben und inszeniert. In Kooperation mit Michl Wöllinger, dem Vorsitzenden der Ayinger Gmoa-Kultur, hat er aber auch zahlreiche andere lokalhistorische Stoffe als Quell für seine Stücke verwendet, zuletzt "Brudermord in Aying". Im kommenden Herbst wird es eine weitere Uraufführung geben. Diesmal heißt das Stück "Die Helfendorf Cops - Das Salz der Erde". Die Verleihung des Oberbayerischen Kulturpreises ist also auch eine Würdigung für die Arbeit der "Ayinger Gmoa-Kultur".

Ebenfalls mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurde in Kloster Seeon die Theaterleiterin, Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Anna Elfriede Ringsgwandl. In der Begründung von Bezirkstagspräsident Josef Mederer heißt es über die Geehrten: "Zusammen mit Laiendarstellern gestalten sie Volkstheater auf hohem Niveau und wirken damit über die Grenzen Bayerns hinaus." Von wegen buckliges Bergvolk.

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