Auszeichnung für Ismaning:Im Namen des Sauerkrauts

Eine Gedenktafel aus dem Fundus des Ismaninger Schlossmuseums wird von der Staatsregierung als "Heimatschatz" prämiert. Sie erinnert an eine Ehrung, welche die örtliche Krautverwertungsgenossenschaft 1900 bei der Weltausstellung in Paris erhielt.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Heimatpreise sind ziemlich en vogue in diesen Tagen in Bayern. Am vergangenen Donnerstag erst konnten die Putzbrunner Burschen den "Heimatpreis Oberbayern" in Weilheim entgegennehmen. Nun darf sich auch das Schlossmuseum Ismaning über eine Ehrung freuen.

"100 Heimatschätze" hat der neue Finanz- und Heimatminister Albert Füracker gemeinsam mit Kunstministerin Marion Kiechle (beide CSU) ausgezeichnet - darunter auch eine besondere Gedenktafel aus dem Fundus des Schlossmuseums.

Krautverladung Bahnhof um 1910

Vom Verladebahnhof aus wurden die Krautköpfe nach München gebracht, wo ein Großteil der Ernte auf den dortigen Märkten seinen Käufer fand.

(Foto: Archiv Schlossmuseum Ismaning)

Die Tafel erinnert an ein Kapitel der Ortsgeschichte, auf das Ismaning bis heute sehr stolz ist: den Krautanbau. Auf dem lössreichen Almboden, der sich vor allem am östlichen Ortsrand dahinzieht, gedeiht das Ismaninger Kraut, eine besonders feine, wenn auch in der Verarbeitung anspruchsvolle Sorte. Der Anbau des Ismaninger Krauts ist seit dem Jahr 1509 urkundlich belegt; solange das Dorf dem Bischof unterstand, mussten regelmäßig die schönsten Krautköpfe als Lehens-Abgabe nach Freising geliefert werden. 1898 gründeten einige Bauern die "Erste Bayerische Krautverwertungs-Genossenschaft mbH", um die Delikatesse besser vermarkten zu können - als haltbar gemachtes Sauerkraut. Durch die fabrikmäßige Verarbeitung wurde Ismaning in den folgenden Jahrzehnten zum überregional bekannten "Krautdorf", bis in die USA wurde das Sauerkraut verkauft.

An die Krautverwertungsgenossenschaft erinnert noch heute eine Ehrentafel im Schlossmuseum. Denn das Kraut der Genossenschaft war nicht nur im Verkauf beliebt, es wurde 1900 bei der Weltausstellung in Paris für seine hohe Qualität sogar offiziell ausgezeichnet. Von dieser Prämierung zeugt die edle schwarze Tafel, auf der auch eine goldene Medaille abgebildet ist. Ob es die Goldmedaille selbst auch leibhaftig gegeben hat, ist sich Christine Heinz, die Leiterin des Schlossmuseums, nicht so sicher. "Ich bin da etwas im Zweifel", sagt sie. Es war wohl mehr ein Emblem, das die Sieger dann auf ihrem Briefkopf verwenden konnten, um auf die Auszeichnung hinzuweisen. Deshalb, vermutet Heinz, haben die Genossen in Ismaning auch das Schild anfertigen lassen, "damit man etwas vorweisen konnte".

Gedenktafel Ismaninger Kraut

Das international ausgezeichnete Kraut ist der Stolz der Ismaninger Bauern, wie diese Tafel illustriert.

(Foto: Archiv Schlossmuseum Ismaning)

Termin in der Allerheiligenhofkirche

Die Minister haben die Tafel und deren Geschichte jedenfalls überzeugt. Am vergangenen Freitag durfte Heinz gemeinsam mit Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) in der Allerheiligenhofkirche dafür eine Urkunde in Empfang nehmen. Außerdem wird die Prämierungstafel in das Buch "100 Heimatschätze" aufgenommen, das zur Preisverleihung erscheinen soll. Darin sind besondere Museumsstücke aus nicht-staatlichen Sammlungen aus ganz Bayern aufgelistet, außergewöhnliche Objekte und Kleinode ebenso wie Alltagsgegenstände. Etwa 300 Museen hatten sich mit insgesamt rund 600 Stücken beworben.

Die Urkunde wird künftig neben der Tafel von der Weltausstellung in der Dauerausstellung im Schlossmuseum zu sehen sein. Für die 1000 Euro Preisgeld hat Museumsleiterin Heinz auch schon eine Idee. Sie möchte sie gern einsetzen "für ein Projekt, das mir schon lange im Kopf herumschwirrt", sagt sie: Ein Tastmodell der Ismaninger Schlossanlage, mit dessen Hilfe auch Blinde und Sehbehinderte das traditionsreiche Areal begreifen können. Wie sich das Modell verwirklichen lässt und wo es einmal stehen könnte, will Heinz nun mit einer Spezialfirma erörtern.

Dafür, dass das Ismaninger Kraut nicht nur im Museum weiterlebt, sorgen derweil die verbliebenen Krautbauern, die allerdings immer weniger werden. 2017 wurde das Ismaninger Kraut zudem in die "Arche des Geschmacks" aufgenommen, ein weltweites Projekt des Vereins Slow Food International, um vom Verschwinden bedrohte Sorten zu erhalten.

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