Auszeichnung:"Es braucht mehr gute Lehrer"

Auszeichnung: Erfolgreiche Mittelschüler: Norbert Helbig mit den Zwillingen Silvan und Laurin Ulm (von links).

Erfolgreiche Mittelschüler: Norbert Helbig mit den Zwillingen Silvan und Laurin Ulm (von links).

(Foto: Landratsamt)

Norbert Helbig hat die Mittelschule in Pullach mit 1,0 abgeschlossen. Der 18-Jährige will jetzt Abitur machen, studieren und später selbst Schüler unterrichten

Von Marie Heßlinger, Neubiberg/Pullach

"Als die Besten im Landkreis werdet ihr keine Mühen brauchen, einen Ausbildungsplatz zu kriegen", sagt Schulamtsdirektorin Karin Olesch bei der Verleihung der Urkunden und Preise an die erfolgreichsten Mittelschulabsolventen. Dabei haben viele der 53 Jugendlichen ganz andere Pläne nach dem Quali oder dem Mittleren Schulabschluss. Norbert Helbig etwa, der den allerbesten Abschluss hat, möchte weiter auf die Schule gehen, studieren und später selbst Schüler unterrichten.

"Ich war kurz geschockt, dass ich der einzige mit einer 1,0 bin", sagt der 18-jährige Helbig am Mittwoch nach der Feier im Landratsamt lachend. Er hat einen langen Weg hinter sich - und vor sich. Vom Gymnasium wechselte er auf die Realschule, von dort auf die Josef-Breher-Mittelschule in Pullach, wo er jetzt seinen Abschluss gemacht hat. Doch jetzt wird er noch drei Jahre dranhängen bis zum allgemeinen Abitur. "Ich mache das nur, weil ich Lehrer werden will", sagt Helbig. Sein Antrieb: "Es braucht einfach mehr gute Lehrer. Es geht ja keiner mehr gerne zur Schule." Erst als er auf die Mittelschule gekommen sei, habe ihm das Lernen Freude bereitet. "Das lag an den Lehrern", sagt er. "Ich hatte davor nie Lehrer, die respektvoll auf Augenhöhe mit mir geredet haben." Helbig möchte so ein guter Lehrer werden, wie er sie in der Mittelschule fand. Denn: "Wenn die Schüler keinen Bock auf Schule haben, dann lernen sie auch nichts. Ich möchte, dass sie gerne in die Schule kommen."

Einen ähnlich frustrierenden Einstieg in die weiterführenden Schule wie Helbig hatte auch Maira Pescador Lafferriere. Die Schülersprecherin der Carl-Steinmeier-Mittelschule in Hohenbrunn hält die Abschlussrede für die 53 Prüfungsbesten. Vor fünf Jahren ist die heute 15-Jährige nach Deutschland gekommen, daraufhin besuchte sie drei verschiedene Mittelschulen. Sie tat sich schwer mit dem deutschen Schulsystem: "In Spanien gibt es nur eine Schule für alle", sagt sie, "kein Gymnasium, keine Realschule, keine Mittelschule." Ihr Vater habe ihr bei ihrer Ankunft in Deutschland gesagt: "Setz dir ein Ziel, damit es einfacher wird." Pescador Lafferriere setzte sich das Ziel, Medizin zu studieren. "Die Leute sagten, ich würde nichts erreichen, ich sei nicht gut genug, meine Ziele seien zu groß", sie erinnert sich noch gut an ihr erstes Schuljahr in Deutschland. Nun hat sie einen Mittleren Schulabschluss mit der Note 1,5 und wird nach den Sommerferien aufs Gymnasium gehen. Kurz vor dem Ende ihrer Zeit an der Mittelschule wird Pescador Lafferriere doch noch wehmütig. In ihrer Abschlussrede sagt sie: "Die letzten Tage hab ich nur noch auf die Uhr geschaut, in der Hoffnung, dass sie stoppt."

Auch Silvan und Laurin Ulm sagen, sie würden die alte Schulzeit vermissen - der Mitschüler wegen. Die Zwillingsbrüder sind die zweitbesten Absolventen mit einem Mittleren Schulabschluss nach Norbert Helbig. Zufällig haben die beiden Schüler der Emile-Montessorischule in Neubiberg sogar den gleichen Schnitt von 1,17, trotz unterschiedlicher Noten in den einzelnen Fächern. Laurin sagt über seinen Bruder: "Silvan hat in Mathe eine 1, in Deutsch eine 2, bei mir ist es genau umgekehrt." Dabei sind Laurins Lieblingsfächer Mathe und Wirtschaft, Silvans Englisch und Französisch. Für die Sommerferien haben die beiden eine gemeinsame Fahrradtour um die Schweiz geplant, Berufswünsche haben sie noch keine. Nach den Sommerferien geht es für die 16-Jährigen zunächst mit dem Unterricht weiter: Sie wollen das Fachabitur machen.

Auch Anna Rudolph wird noch einen weiteren Abschluss an ihren Qualifizierenden Mittelschulabschluss hängen. Zusammen mit Judith Mittelmeier und Bojan Dimitrov ist sie mit einem Schnitt von 1,2 die beste im Landkreis mit einem Qualifizierenden Mittelschulabschluss. Nach den Ferien will sie die zehnte Klasse besuchen. Wie es danach weitergeht, weiß die Schülerin der Max-Mannheimer-Schule in Garching nicht. "Die meisten in meinem Alter würden sich wahrscheinlich freuen rauszukommen, aber ich finde Schule eigentlich ganz gut", sagt die 16-Jährige, und fügt hinzu: "Es ist halt eine schöne Zeit. Man muss das wertschätzen."

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