Auszählung  mit Hindernissen:Warten auf Kirchheim

Wahlfeatures - Stimmenauszählung

An den Auszählern lag es nicht, dass das Ergebnis aus Kirchheim so spät kam. Sie konnten die Daten wegen technischer Probleme nicht weitergeben.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Wegen einer Computerpanne im Rathaus verzögert sich die Weitergabe der Daten aus der Gemeinde am Sonntag bis spät in die Nacht - und damit auch die offizielle Feststellung des Gesamtergebnisses für ganz Bayern.

Von Irmengard Gnau, Kirchheim

Eigentlich wollten Thomas und Madilena Jännert am Sonntagabend die Großeltern frühzeitig ablösen und ihre drei Kinder noch ins Bett bringen. Doch daraus wurde nichts. Um kurz vor Mitternacht saßen der FDP-Direktkandidat im Norden und seine Frau immer noch im Landratsamt. Die Jännerts warteten auf die Wahlergebnisse aus ihrer Heimatgemeinde Kirchheim, und mit ihnen alle, die das Endergebnis der Landtagswahl in der Nacht noch erfahren wollten. Um ein Uhr früh verkündete Moderator Andreas Bachmann im Wahlreport des Bayerischen Fernsehens die Ergebnisse aus den einzelnen bayerischen Stimmkreisen - es fehlten nur noch die aus dem Stimmkreis München-Moosach und dem Stimmkreis München-Land Nord.

In Moosach müssen die Wahlhelfer 67 436 Stimmen auszählen, am Ende gewinnt der Grünen-Kandidat Benjamin Adjei aus Taufkirchen mit nur 78 Stimmen Vorsprung. Aber in München-Land Nord? Auf der Website des Landratsamt bleibt eine Lücke. Alle warten auf das Fax aus Kirchheim, mit zunehmender Verwunderung und teils beginnendem Unmut. Das Ergebnis aus der Gemeinde mit 9142 Stimmberechtigten für die Landtagswahl lässt bis in den frühen Morgen auf sich warten. Da haben die Besucher im Landratsamt längst das Licht ausgemacht, einige Mitarbeiter müssen noch eine Nachtschicht schieben.

Das Programm sei erprobt gewesen

Um 1.51 Uhr schließlich, als letzter aller Stimmkreise in Bayern, verzeichnet der Landeswahlleiter auf der Website das vorläufige Endergebnis aus München-Land Nord, inklusive der Zahlen aus Kirchheim. Warum hat es dort so lange gedauert? "Das Wahlprogramm hat uns technische Schwierigkeiten bereitet", erklärt Franz Fischer, Leiter der Abteilung Bürgerservice im Kirchheimer Rathaus und damit zuständig für die Wahl. In den einzelnen Wahllokalen zählen die freiwilligen Wahlhelfer die Stimmen ihres Stimmbezirks aus. Diese Ergebnisse melden sie dann an das Wahlamt der jeweiligen Kommune, zunächst als Schnellmeldung per Telefon, dann über ein zentrales Computerprogramm. Im Wahlamt sammelt der Wahlleiter alle Ergebnisse der Gemeinde und leitet diese per Fax ans Landratsamt weiter, von wo aus sie schließlich an den Landeswahlleiter weitergehen.

Das Programm sei in Kirchheim auch bereits von früheren Wahlen erprobt gewesen, sagt Fischer. Diesmal aber wollte die IT offenkundig nicht recht und versagte die Mitarbeit "mitten im Geschäft", wie Fischer erzählt. Die Folge: Die insgesamt 126 Kirchheimer Wahlhelfer konnten die von ihnen ausgezählten Ergebnisse nicht wie geplant eingeben, sodass sich auch die Meldung ans Landratsamt mehr und mehr verzögerte. Über die Servicehotline konnte schießlich ein IT-Profi gefunden werden, der Sonntagnacht half, das Programm wieder zum Laufen bringen, sodass sich die Meldungskette wieder in Gang setzen ließ. Da waren die meisten Neugierigen wohl bereits ins Bett gegangen. Auch das Ehepaar Jännert musste sich schließlich aus dem Landratsamt verabschieden, ohne das vorläufige Endergebnis aus allen bayerischen Stimmkreisen gehört zu haben. "Es war sicher nicht unsere Absicht, es extra spannend zu machen", sagt Fischer. Doch am Ende stehe und falle eben alles mit der Technik.

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