Ausstellung:So schön, so zerbrechlich

Die Malerin Rosa Bittner will in ihren Werken mit ästhetischen und fantasievollen Mitteln auf die zunehmende Gefährdung unseres Lebensraumes aufmerksam machen. Ihre Werke sind derzeit in Ottobrunn zu sehen

Von Udo Watter, Ottobrunn

Wäre das Schöne so schön, wenn es nicht stets auch gefährdet wäre? Ein Baby liegt bäuchlings auf einem ruhig im Wasser treibenden Blatt. Schlafend. Nackt. Ungeschützt. Riesige rosa Blüten wie aus einem Märchen umrahmen es. Man betrachtet das Bild und stellt sich vor, wie das Blatt leicht im Wasser schaukelt, das schlafende Kind kuschelig hin und her wiegt. Spielende Biber, Frösche und eine Libelle komplettieren die idyllische, unschuldige Naturstimmung. Unschuldig? Sind da nicht auch ein paar braune Flecken zu sehen? Dreck? Und am unteren rechten Rand, da treibt eine leere Cola-Flasche.

Die Zerbrechlichkeit der Natur, die Verschmutzung und Gefährdung unseres Lebensraumes - es sind existenzielle Themen, welche die Malerin Rosa Bittner in ihrer kreativen Arbeit antreiben. Die 1957 in der kasachischen Steppe geborene und seit 1990 in Deutschland lebende Künstlerin präsentiert ihre Werke derzeit in der Ottobrunner Galerie "Treffpunkt Kunst", Titel ihrer Ausstellung: "Zwickmühle: Klimawandel." Wenn sich das ein wenig sperrig anhört und auch das Thema "Ökologie" nicht wie ein künstlerisches Sujet par excellence anmutet, so ist es Bittner dennoch gelungen, diesem jenseits rational-politischer Herangehensweise mit ästhetischen, fantasievollen Mitteln ein Gesicht zu verleihen.

Ausstellung: Ein Kind, vom Blatt getragen - aber wie lange noch?

Ein Kind, vom Blatt getragen - aber wie lange noch?

(Foto: Claus Schunk)

Nicht nur in dem eingangs beschriebenem "Vom Blatt getragen", sondern auch in anderen Arbeiten wie "Am seidenen Faden" oder "Die Welt am Rande", mit dem Bittner auf der internationalen Malerei-Biennale 2018 in Hamburg einen Sonderpreis (Thema: "Umwelt im Ökologiediskurs") gewonnen hat, öffnen eindrückliche Perspektiven. In "Am seidenen Faden" ist eine Frau im Fokus, die von zerfetzten Lianen und Flechten gehalten, traurig auf den Globus blickt. Nicht nur er, sondern auch ein Baby symbolisiert generell die ungewisse Zukunft, und ein vermeintliches Tor hat in Wirklichkeit einen Balken und steht bildlich dafür, dass es keinen Ausgang gibt.

Bittners Bilder erzählen immer auch Geschichten, kurbeln das Kopfkino an. Oder wie Veronika Schattenmann vom Kunstverein Ottobrunn ihn ihrer Einführung bei der Vernissage am Mittwoch sagte: "Alles in ihren Werken ist der Wandlung unterworfen. Man muss ihre Bilder weiter denken." Bilder, die symbolistisch und oft unglaublich detailreich sind, Werke, die durch ihre Technik - das Übereinanderlegen von verschiedenen Druckfarben - einen besonderen Überblendungscharakter bekommen.

Ausstellung: Die Künstlerin Rosa Bittner setzt sich in ihren detailreichen und symbolistischen Bildern mit der Bedrohung der Natur und unseres Daseins auseinander.

Die Künstlerin Rosa Bittner setzt sich in ihren detailreichen und symbolistischen Bildern mit der Bedrohung der Natur und unseres Daseins auseinander.

(Foto: Claus Schunk)

Schön ist das zu sehen in "Die Welt am Rande", wo Eisbären auf schmelzenden Schollen neben anderen Tieren collagenartig komponiert sind - und fast ein wenig unscheinbar auch ein Atommüllfass daher schwimmt. Wem manche in Ottobrunn ausgestellte Arbeiten Bittners allzu blumig-esoterisch anmuten, dem dürfte "Die Welt am Rande" oder die dunkel-mysteriöse "Verflechtung" dennoch gut gefallen.

Wie alles mit allem zusammenhängt, das will Rosa Bittner zeigen. Umso mehr ärgert sie ökologische Gedankenlosigkeit. "Der Mensch ist das einzige Wesen, das über seine Existenz nachdenken kann", sagt sie. Angst um die Zukunft treibt die in Aßling lebende Künstlerin um, sie habe aber auch Hoffnung. So sind in Ottobrunn durchaus optimistische Werke zu sehen, wie der zufrieden in den Bäumen schlummernde Schimpanse ("Siesta"), aber eben auch düstere Arbeiten wie "Farbenloser Dschungel". Wenn Bittner über Natur und Tiere spricht, dann wirkt sie freundlich beseelt, es ist ein tiefe Verbundenheit mit dem gefährdeten Planeten zu spüren: "Wenn man von außen auf die Erde blickt, denkt man: Wie zerbrechlich... und, oh, wie schön."

Die Ausstellung im "Treffpunkt Kunst" dauert bis 2. Februar und ist geöffnet mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 Uhr bis 13 Uhr.

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