Ausstellung:Lichtgestalten

Vier Oberhachinger Künstler bringen mit einem speziellen Fotografiestil verschiedene Orte in der Gemeinde des Nachts zum Leuchten

Von Mariella Kockler, Oberhaching

Wenn im südlichen Landkreis München zu nächtlicher Stunde vier schwarz gekleidete Personen mit bunten Lichtschwertern und schwarzen Müllsäcken gerüstet durch die Straßen ziehen, dann handelt es sich dabei - mit hoher Wahrscheinlichkeit - nicht um einen zwielichtigen Kult, sondern um die "Oberhachinger Lichtmaler" auf der Suche nach einem neuen Motiv.

Vor etwa drei Jahren haben Moni Lohr, Christian Mair, Martin Ammerell und Sonja Brunschlik durch ihre gemeinsame Liebe zur Fotografie über Facebook zusammengefunden. Christian Mair, der als einziger der vier gelernter Fotograf ist, brachte die Gruppe auf die Idee, sich der Lichtmalerei zu widmen: Das ist ein besonderer Fotografie-Stil, bei dem mit Hilfe von Langzeitbelichtung eine Person, ein Objekt, ein Raum oder eine Landschaft in der Dunkelheit mit bewegtem Licht so angeleuchtet werden, dass sie auf besondere Weise im fertigen Bild zu sehen sind. Ob mystische Schattenfiguren auf einem Feld, rote Leuchtkugeln im Naturbad Furth oder eine, in buntes Licht getauchte Baustelle an der Münchner Straße: Im Verlauf der Jahre entstand eine Vielzahl kunstvoller Fotografien an verschiedenen Orten und Schauplätzen in der Gemeinde. Ein Ziel, das sie gleichsam implizit dabei verfolgten: ihren idyllischen, manchmal arg aufgeräumten Heimatort Oberhaching von einer ungewöhnlichen und unbekannten Seite zu zeigen. Seit dieser Woche stellt das Künstlerkollektiv diese leuchtenden Beispiele ihrer schöpferischen Arbeit im Rathaus der Gemeinde aus.

Auch das allererste Foto - ein SOS, mit grünen, roten und blauen Lichtstäben in die Luft gemalt - ist in der aktuellen Ausstellung "Oberhaching leuchtet" zu sehen. Damals habe noch niemand in der Gruppe so richtig Ahnung gehabt, wie das mit der Lichtmalerei funktioniert, erzählt Moni Lohr.

Spontan vom ersten Ergebnis begeistert, zog das kreative Quartett von nun an immer öfter in der Dämmerung bis spät nachts durch den Ort und tüftelte an der idealen Blende, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit. Mit Hilfe unterschiedlicher Lichtquellen wie brennenden Stahlrollen, Lichtstäben, Kerzen, bunten Taschenlampen oder auch selbst gebastelten Lichtbögen setzten die vier auf ihren Streifzügen das heimische Hachinger Tal kreativ in Szene.

Dabei sei die Choreografie, nach der das Licht von seinem Maler bewegt werde, von zentraler Bedeutung, erklärt Lohr. Erst durch die Bewegung entstehen die verschiedenen Muster, die auf den Fotos dann zu bewundern sind. Diese wird deshalb genau geplant: "Wir standen schon alle stundenlang im eigenen Garten und haben geübt", erzählt Lohr weiter. Dem Lichtmaler bieten sich durch das Spiel mit Helligkeit, Dunkelheit, Bewegung und der richtigen Kameraeinstellung unbegrenzte künstlerische Möglichkeiten. So entstehe manchmal auch erst durch eine ungeplante Bewegung ein ganz neuer, besonders reizvoller Effekt. Eine optische Anderswelt, die sich dann enthüllt, etwas quasi aus dem Verborgenen auf eine sinnlich wahrnehmbare Lichtung der Welt tritt.

Problematisch wird es freilich, wenn ein Platz in der Nacht zu hell (künstlich) beleuchtet wird. Die Gruppe hat deshalb immer genügend schwarze Müllsäcke und Decken dabei, um Straßenlaternen gegebenenfalls abzuhängen. Doch das ist nicht überall möglich: Die Laternen am Oberhachinger Kirchplatz zum Beispiel. Diese waren selbst mit Hilfe einer Leiter unerreichbar hoch.

Auch viele andere Orte wären ihnen der Vergangenheit verwehrt geblieben, da sich die Menschen nichts unter der Lichtmalerei vorstellen konnten, erzählen die Künstler: "Die Leute denken, wir hinterlassen Schmutz und sind laut mit Raketen oder Böllern. Licht ist aber leise", sagt Sonja Brunschlik. Durch die Ausstellung erhoffen sich die Künstler deshalb auch neue Perspektiven für die Zukunft: Dass das Licht am Kirchplatz für ein Shooting mal ausgeschaltet wird oder dass sie auch an anderen Plätzen, über die Ortsgrenze hinaus, frei experimentieren dürfen. Möglich ist die Lichtmalerei überall.

Die Ausstellung "Oberhaching leuchtet" ist noch bis Donnerstag, 2. Mai, im Rathaus in Oberhaching montags bis mittwochs von 8 bis 17 Uhr, donnerstags bis 18.30 Uhr und freitags bis 13 Uhr zu sehen.

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