Ausstellung in Aschheim:Von Freud über Kafka bis Kaffee

Ausstellung Aschheim, von JIÅ˜Í SLÍVA (Cartoonist, Illustrator, Grafiker) im Kulturellen Gebäude Aschheim

Alles andere als grau: Franz Kafka in 28 Farbtönen respektive Schattierungen. Sein Landsmann Jiří Slíva hat ihn derart nuancenreich festgehalten.

(Foto: Reproduktion: Florian Peljak)

Der tschechische Illustrator und Cartoonist Jiří Slíva zeigt in "Komisches und Paradoxes" hintersinnigen Humor und zeichnerische Virtuosität.

Von Udo Watter, Aschheim

Ein Anflug von Verschmitztheit blitzt aus den Augenwinkeln des seriösen Mannes, der stilsicher Hut und Anzug trägt. Sein Blick wandert unaufdringlich zu einem großen Papagei, der ein fröhliches "Frrranz" schnarrt: Kafka scheint ob der Anrede des Vogelviechs amüsiert, und den Betrachtern dieser Farblithografie von Jiří Slíva dürfte es ähnlich gehen. "Komisches und Paradoxes" heißt die Ausstellung mit Werken des tschechischen Grafikers, Cartoonisten und Illustrators Jiří Slíva, die am Donnerstag, 3. März, im Kulturellen Gebäude Aschheim eröffnet wurde.

Die Ausstellung mit Werken von Jiří Slíva ist dem Dadaismus gewidmet

Der 1947 in Pilsen geborene Künstler, der unter anderem für Die Zeit, Stern, New York Times, Wall Street Journal oder Le Monde gearbeitet, diverse Cartoonbücher veröffentlicht und in internationalen Metropolen Einzelwerkschauen gehabt hat, präsentiert dort bis Sonntag, 13. März, Radierungen und Farblithografien aus seinem umfangreichen Œuvre.

Die Ausstellung in Aschheim, bei der auch Werke der in der Gemeinde lebenden Künstlerinnen Elke Kleer und Tanja Schmidt-Osterkamp sowie von Bernhard Süßbauer zu sehen sind, ist auch dem Dadaismus gewidmet und eine Hommage an diese die Konventionen aufbrechende Kunstform: Vor hundert Jahren, im Februar 1916, schlug im Zürcher "Cabaret Voltaire" auf Initiative von Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Tristan Tzarpa und Marcel Janco die Geburtsstunde von Dada.

Franz Kafka ist häufig Motiv in den Arbeiten des Prager Künstlers

Alles andere als klassisch-weihevoll, bedeutungsschwer und bierernst gibt sich auch die Kunst Slívas. Der in Prag lebende Illustrator, der schon einmal in Aschheim ausgestellt hat, befleißigt sich einer hintersinnigen, eher leisen und zarten Komik. Er erklärt: "Humor ist ein Verdünner dickflüssiger Situationen." Des Öfteren ist der vielleicht berühmtesten Prager, der Schriftsteller Franz Kafka, Motiv seiner Arbeiten, etwa in "28 Shades of Kafka", "Multiple Kafka", wo dieser als Koch, Tiroler, Inder, Chinese oder Athlet mit einem Ungeziefer auf dem Trikot zu sehen ist oder in "Have you read me?". Hier zeigt der Dichter auf den Betrachter nach Art eines Soldaten-Rekrutierers und stellt die scharfe Frage noch in Tschechisch und Deutsch: "Hast du mich gelesen?"

Daneben liebt es Slíva, Einstein und besonders Sigmund Freud in seinen Werken darzustellen - in "Psychoblues" liegt ein schwarzer Saxofonist auf der Couch und bläst dem Begründer der Psychoanalyse etwas vor. In dem detailverliebten und collageartigen Werk "Einstein und Freud" spielt nicht nur das Haar des Physikers, über dem zwei Kämme schweben, eine Rolle, sondern auch ein Kuchen, der auf dem liegenden Dr. Freud an prägnanter Stelle sich erhebt ("Psychodesert") und von einem gewissen Dr. Oetker inspiriert ist.

Wein, Kaffee und Tango erfahren eine zeichnerische Hommage

Slívas Humor ist nicht unbedingt bissig und böse, die in Aschheim zu sehenden Werke sind auch selten politisch. Der Tscheche pflegt einen tendenziell liebevollen, dabei aber nicht harmlosen Blick, hintersinnig und mitunter erotisch. Entscheidend ist seine zeichnerische Virtuosität, sein Gespür für visuelle Poesie und formschöne Komposition - etwa in "Duel", bei der zwei Weintrinker wie chevalereske Fechter mit den Gläsern anstoßen, während am Rand die Sekundanten mit Tablett und Flasche elegant warten.

Wein ist ohnehin ein Leitmotiv der Ausstellung, in "Vin de Table" zapft etwa ein Kellner Wein aus einem geschmeidig geschwungenen Tischbein. Eine zeichnerische Hommage erfährt auch der Kaffee in vielen Werken sowie der Tango. Skulpturen und Bilder der lokalen Künstler Bernhard Süßbauer, Elke Kleer und Tanja Schmidt-Osterkamp ergänzen die Ausstellung "Komisches und Paradoxes" - bei aller unterschiedlichen Technik auch sie alle dem eher komischen, absurden, mal pop-artigen, mal zarten Zugang zur Welt verpflichtet.

Die Ausstellung im Kulturellen Gebäude Aschheim, Münchner Straße 8, kann besucht werden montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr. Sie dauert bis 13. März. Im Kleinen Saal sind zudem themenähnliche Bilder von Kindern aus Aschheim und Dornach zu sehen.

Ausstellung Aschheim, von JIÅ˜Í SLÍVA (Cartoonist, Illustrator, Grafiker) im Kulturellen Gebäude Aschheim

Arbeiten von Aschheimer Künstlern wie Bernhard Süßbauers "Das Paradies der Vögel" ergänzen die Werke von Jiří Slíva.

(Foto: Florian Peljak)
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