Ausstellung:Eine Familie und ihre Spuren

Das Schlossmuseum Ismaning präsentiert "200 Jahre Herzöge von Leuchtenberg". Gezeigt werden selten zu sehende Bilder und Objekte: von Mineralien über Schlittschuhe bis zu exotischen Vögeln

Von Udo Watter, Ismaning

Flankiert von zwei Nachbarorten mit überregionaler Schwerkraft hat es der Ort Ismaning nicht so leicht, sich im Wettbewerb um kommunales Profil zu behaupten. Da gibt es am anderen Isarufer die Universitätsstadt Garching, und etwas südlich liegt die reiche Mediengemeinde Unterföhring. Mit dem Image als "Krautdorf" allein dürfte man die Konkurrenz nicht übermäßig beeindrucken, aber eines haben die Ismaninger den Bewohnern der anderen Orte offenbar voraus, wie Christa Diebel, bei ihrer Führung durch die beiden Prunkräume des hiesigen Schlosses augenzwinkernd erklärte: "Wir haben das höfische Benehmen". Und das komme natürlich von den Leuchtenbergs, die als herzogliche Familie die Geschichte des Ortes mit geprägt hätten.

Nicolaus von Leuchtenberg, dessen Vorfahr Eugène de Beauharnais 1817 den Titel "Herzog von Leuchtenberg" vom bayerschen König Maximilian I. Joseph erhalten hatte, nahm die Schmeichelei mit angemessener Würde hin. Seine Familie und deren bewegte Geschichte stand an diesem Tag ohnehin ganz besonders im Mittelpunkt: Nicht nur ist am Samstag die Sonderausstellung "200 Jahre Herzöge von Leuchtenberg" im Schlossmuseum Ismaning eröffnet worden, rund um dieses Ereignis fand auch die Jahrestagung der Ortsfreundschaft Leuchtenberg statt mit diversen Vorträgen und Führungen.

Nicht zuletzt deshalb war die Zahl der illustren Gäste nicht gering, als Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich und Museumsleiterin Christine Heinz die 2017 konzipierte Wanderausstellung eröffneten, die nach Stationen in Eichstätt, München, Pfreimd und Seeon den Weg nach Ismaning gefunden hatte: Neben Nicolaus von Leuchtenberg eben auch offizielle Vertreter aus anderen Orten, an denen die Familie gewirkt hatte, aber auch von den Histonauten München, vom Stadtarchiv München oder der Montgelas-Gesellschaft.

Ausstellung: Neben allerlei Alltagsgegenständen, Bildern und repräsentativen Objekten sind in der Ausstellung auch Vögel aus der Naturaliensammlung der Leuchtenbergs zu sehen, darunter der rote Ibis (ganz vorne rechts), der in Brasilien lebt - wo Amélie von Leuchtenberg von 1829 bis 1831 Kaiserin war.

Neben allerlei Alltagsgegenständen, Bildern und repräsentativen Objekten sind in der Ausstellung auch Vögel aus der Naturaliensammlung der Leuchtenbergs zu sehen, darunter der rote Ibis (ganz vorne rechts), der in Brasilien lebt - wo Amélie von Leuchtenberg von 1829 bis 1831 Kaiserin war.

(Foto: Stephan Rumpf)

Vermittelt werden soll in der Ausstellung ein Eindruck vom öffentlichen wie privaten Leben der herzogliche Familie - Eugène, Stiefsohn Napoleons, und seine Gattin Auguste Amalie hatten das Schloss Ismaning 1816 erworben, ließen es im Stil des Empire ausbauen und nutzten es später als Sommerresidenz. "Die Leuchtenbergs haben sich hier sehr wohl gefühlt", erklärte Greulich und rezitierte Auguste Amalie, die Tochter von Max I. Joseph: "Ich bin über unser Landgut entzückt. " Diverse Objekte und Abbildungen, die nun im Schlossmuseum zu sehen sind, wurden bisher noch nie oder nur selten in der Öffentlichkeit gezeigt, darunter Gemälde, Zeichnungen, Bücher, Scherenschnitte, Degen, aber auch Mineralien, Fossilien und exotische Vögel aus der zoologischen Sammlung respektive Naturaliensammlung der Familie. Für letztere zeichnete vor allem Maximilian von Leuchtenberg (1817 bis 1852) verantwortlich, der viele Mineralien aus Russland erwarb und nach dem ein im Museum zu sehendes Mineral auch benannt ist ("Leuchtenbergit"). Ein besonderer Hingucker ist zudem das prachtvolle Pferdegeschirr aus dem Besitz der Familie (um 1900), die herzoglichen, etwas rostigen Schlittschuhe aus der Seeoner Zeit der Leuchtenbergs, sowie eine eindrucksvolle Reisetruhe oder ein Taufkleid.

Die historische Spurensuche geht in etliche Richtungen, man bekommt einen Eindruck vom aufwendigen, gesellschaftlichen Leben, das sich die Leuchtenbergs gönnten: Eugène und vor allem Auguste Amalie, die den Porträts zu folge ein attraktives Paar abgegeben haben, ließen in ihrem Stadtpalais am Odeonsplatz prachtvolle Maskenfeste ausrichten, deren Grandeur man anhand von großteils digital aufbereiteten Lithografien ("Quadrille der Länder und Erdteile") nachempfinden kann. "Darüber wurde damals in allen bayerischen Zeitungen ausführlichst berichtet", erklärte Heinz.

Interessant ist auch eine Karte mit den Orten, an denen die Leuchtenbergs, die später noch eine russische Nebenlinie hatten und in Persona von Amélie von Leuchtenberg (1812 bis 73) sogar eine Kaiserin von Brasilien, ihre Spuren in Bayern hinterlassen haben. Dazu gehören neben Ismaning und München Eichstätt, das Eugène de Beauharnais 1817 als Fürstentum erhalten hatte, Pfreimd in der Oberpfalz, Seeon oder Dollnstein. In Leuchtenberg selbst, wo die größte Burgruine der Oberpfalz steht und das nahe Pfreimd liegt, erhielt er hingegen keinen Territorialbesitz. Ein Film über die Orte wird ebenfalls gezeigt.

Ausstellung: Den Reden von Bürgermeister Alexander Greulich (2. v. r.) und Christine Heinz (r.) lauschten unter anderem Nicolaus von Leuchtenberg (4. v.l.).

Den Reden von Bürgermeister Alexander Greulich (2. v. r.) und Christine Heinz (r.) lauschten unter anderem Nicolaus von Leuchtenberg (4. v.l.).

(Foto: Stephan Rumpf)

Eugène de Beauharnais, Sohn der ersten Napoleonsgattin Joséphine, hatte im übrigen auch eine eindruckvolle militärische Karriere, wie man in der Ausstellung lernt, er bewährte sich nicht nur in diversen siegreichen Schlachten für das kaiserliche Frankreich, sondern auch beim katastrophalen Russlandfeldzug. Mit Auguste Amalie hat er wohl eine glückliche Ehe geführt, sie überlebte ihn um satte 27 Jahre und starb 1851. Bis zu ihrem Tod lebte sie im Palais Leuchtenberg und im Schloss Ismaning. Folgt man Christa Diebel, haben ihr Charme und ihr Auftreten kollektive Spuren in der Ortsseele hinterlassen.

Die Ausstellung "200 Jahre Herzöge von Leuchtenberg" im Schlossmuseum dauert bis 13. Oktober.

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