Ausstellung:Postkarten aus dem Lockdown

Sich eingesperrt fühlen, keine Perspektive haben: Eine Arbeit von Helena Nowotny. (Foto: privat)

Oberhachinger Abiturienten haben sich in 360 sehr persönlichen kleinen Kunstwerken mit der Pandemie auseinandergesetzt. Die Ergebnisse werden jetzt unter dem Titel "Corona & wir" im Rathaus gezeigt.

Von Udo Watter, Oberhaching

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(Foto: Privat)

Masken werden uns noch länger begleiten: Kunst von Thea Lorenz.

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(Foto: Privat)

Klopapier ist als Symbol des ersten Lockdowns fast schon wieder historisch: Ein Werk von Caterina Marchetti.

Im landläufigen Sinne ist Exhibitionismus kein bevorzugtes Lernziel an einer Schule. Wenn man freilich den Begriff seiner anrüchig-pathologischen Komponente entkleidet, ist er im wortwörtlichen Sinne durchaus hilfreich beim Gestalten einer Ausstellung (englisch: exhibition). In die Öffentlichkeit gehen, sich präsentieren, sich emotional entblößen, auf Resonanz warten - das gehört ja zu den interessanten Erfahrungen, die damit verbunden sind.

Die Abiturientinnen und Abiturienten des Oberhachinger Gymnasiums, die nun in einer Ausstellung "Corona & wir" im Rathaus die Werke ihres Kunstkurses präsentieren, müssen freilich mit der Enttäuschung leben, dass diese einer breiteren Öffentlichkeit nicht zugänglich sein wird. Auch die Eröffnungsfeier mit Präsenzpublikum fällt der Lage an der Pandemie-Front zum Opfer.

Aufgebaut haben die elf Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin Barbara Henning-Bigelmayr die Werkschau dennoch und eröffnet wird sie an diesem Dienstag um 18.30 Uhr in zeitgemäßer Form: als Online-Vernissage, bei der auch Bürgermeister Stefan Schelle sprechen wird. Die Arbeiten haben eine spannende Vorgeschichte.

Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bereits entwickelte Henning-Bigelmayr mit der Gruppe ein besonderes Kommunikationssystem: Die Schüler malten und zeichneten fast täglich eine Postkarte und schickten diese wöchentlich an ihre Kursleiterin. So entstand ein reiches Kompendium von Formen der Auseinandersetzung mit der Situation des "Sich-nicht-sehen-Könnens".

Es gibt rund 360 Postkarten, manche mit positiven Erlebnisberichten von neu entdeckter Lust am Spazierengehen, aber auch Bilder der Resignation, der Einsamkeit und des Aufschreis. Immerhin können die Bürger, die das Rathaus (mit Termin) besuchen, einen Blick auf die Bilder werfen.

© SZ vom 20.04.2021 / wat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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