Ausblick 2018: Verkehrspolitik:Zusätzliche Fahrspuren und eine neue Straße

Ausblick 2018: Verkehrspolitik: Bauarbeiten auf der A 99 sind die Autofahrer schon gewöhnt. Nach dem Ausbau soll es endlich schneller rollen.

Bauarbeiten auf der A 99 sind die Autofahrer schon gewöhnt. Nach dem Ausbau soll es endlich schneller rollen.

(Foto: Claus Schunk)

Der Ausbau von A 99 und Föhringer Ring soll noch in diesem Jahr Entlastung im Norden von München bringen. Außerdem steht eine Autobahnparallele zur Debatte.

Von Bernhard Lohr, Martin Mühlfenzl und Sabine Wejsada

Der Münchner Norden und Osten bleibt auch im Jahr 2018 eine Dauerbaustelle, die den Pendlern viel Geduld abverlangen wird. Der Ausbau der A 99 geht in die nächste Phase, die Erweiterung des Föhringer Rings beginnt und im Frühjahr kann sich entscheiden, ob zur Entlastung der B 471 eine Autobahnparallele von Aschheim bis Hohenbrunn machbar ist. Ein Ausblick auf die Entwicklung des Verkehrs in einer der am rasantesten wachsenden Regionen Europas.

Autobahnring A99

Meistens läuft der Verkehr zwischen der Anschlussstelle Aschheim-Ismaning und dem Kreuz Nord. Besser gesagt: Er schleicht so vor sich hin. Bisher aber, seit Beginn der Arbeiten am achtspurigen Ausbau des Autobahnrings A 99, hat sich eigentlich bewahrheitet, was Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern, stets gesagt hatte: Die großen Störungen bleiben aus, obwohl die Arbeiten am wichtigsten, verkehrlichen Bypass in Süddeutschland bei laufendem Betrieb erfolgen. Denn alle drei Spuren in beide Fahrtrichtungen bleiben ständig geöffnet. Wenn der Verkehr dennoch einmal zum Stillstand kommt, liegt es meist an einem Auffahrunfall oder einem Lastwagen, der sich in die Leitplanke verirrt hat.

Ausblick 2018: Verkehrspolitik: Die A99 wird Zug um Zug erweitert. In diesem Jahr ist der Abschnitt vom Kreuz Nord bis Aschheim an der Reihe.

Die A99 wird Zug um Zug erweitert. In diesem Jahr ist der Abschnitt vom Kreuz Nord bis Aschheim an der Reihe.

(Foto: Catherina Hess)

Seit November läuft der zweite Abschnitt des achtspurigen Ausbaus des Rings, der ja eigentlich ein zehnspuriger ist. Denn wie bisher kann auch künftig der Standstreifen bei extrem starkem Verkehrsaufkommen freigegeben werden - etwa in den Ferien, wenn mehr als 170 000 Fahrzeuge täglich zwischen dem Kreuz Ost und dem Kreuz Nord unterwegs sind. Bis Ende 2018 läuft der Verkehr komplett auf der bereits ausgebauten Fahrbahn in Richtung Norden; ausgebaut wird in diesem Jahr der Abschnitt der Südtrasse vom Autobahnkreuz München Nord bis zur Anschlussstelle Aschheim-Ismaning. Der vorerst letzte Bauabschnitt erfolgt dann im Jahr 2019 erneut auf der gegenüberliegenden Fahrbahn von der Ausfahrt Aschheim-Ismaning bis zur Isarbrücke.

Ein Ende ist damit aber längst nicht erreicht: Zügig geht es danach weiter mit dem acht- beziehungsweise zehnspurigen Ausbau weiter Richtung Süden bis zur Anschlussstelle Haar. Und auch die Erweiterung des Rings der A 99 bis zum Kreuz Süd ist längst genehmigt. Die Pendler werden also auf Jahre hinaus mit Beeinträchtigungen auf der wichtigsten und meist befahrenen Umfahrung in Süddeutschland rechnen müssen.

Föhringer Ring

Seit Ende der Neunzigerjahre wird diskutiert, nun aber soll es losgehen mit dem Ausbau des Föhringer Rings. Zwar stehen heuer nur die Vorbereitungen für einen Neubau südlich der bestehenden Brücke über die Isar an, wie es aus dem Staatlichen Bauamt Freising heißt, aber immerhin: Mit der Errichtung der neuen Brücke werden zwei der geplanten vier Fahrspuren der wichtigen Verkehrsader laufen. Ist das Bauwerk über die Isar fertig, wird die marode Herzog-Heinrich-Brücke abgerissen und ersetzt. Anschließend wird die Staatsstraße im Verlauf nach Osten und Westen verbreitert, bei fließendem Verkehr. Die insgesamt 1,9 Kilometer lange Baustrecke soll planmäßig bis 2025 abgewickelt sein.

Ausblick 2018: Verkehrspolitik: Die marode Herzog-Heinrich-Brücke bei Unterföhring wird abgerissen und ersetzt.

Die marode Herzog-Heinrich-Brücke bei Unterföhring wird abgerissen und ersetzt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Erweiterung des Föhringer Rings kostet mehr als 52 Millionen Euro - jeweils fünf Millionen bezahlen die Gemeinde Unterföhring und die Landeshauptstadt München. In einer Vereinbarung besiegelten die drei Partner - der dritte ist der Freistaat Bayern - die Finanzierung für den Ausbau des staugeplagten Nadelöhrs von zwei auf vier Spuren. Tausende Pendler, die dort tagtäglich im eigenen Auto oder im Bus Geduld brauchen, weil sich gerade zu den Stoßzeiten lange Staus bilden, hoffen auf Erleichterung. Und auch Anwohner und Kommunalpolitiker von Unterföhring bis Bogenhausen und Schwabing setzen große Erwartungen in einen Ausbau.

Die in Unterföhring ansässigen Unternehmen hatten in einem Brief an das Innenministerium die Erweiterung gefordert, um ihre staugeplagten Mitarbeiter zu entlasten. Dennoch dauerte es sage und schreibe 13 Jahre lang, bis sich Freistaat, Landeshauptstadt und die Gemeinde Unterföhring nun auf planerische und vor allem finanzielle Zuständigkeiten für den Ausbau der Staatsstraße einigen konnten.

Dass es jetzt doch relativ schnell gehen muss, dürfte nicht zuletzt mit den Planungen für das neue Stadtviertel im Münchner Nordosten zu tun haben - und mit dem Zustand der Herzog-Heinrich-Brücke: Das Bauwerk aus dem Jahr 1962 über Isar und Isarkanal ist marode und muss dringend erneuert werden. Seit 2008 ist die Geschwindigkeit auf der etwa 200 Meter langen Stahlkonstruktion, der eigentlichen Engstelle des Föhringer Rings, aus Sicherheitsgründen auf 50 Kilometer pro Stunde beschränkt. Ein Tempo, das man dort ohnehin nur außerhalb der Rushhour fahren kann.

Autobahnparallele

Die Grünen in Haar merken schon seit einiger Zeit wieder bei jeder sich bietenden Gelegenheit an, dass sie den Bau einer Autobahnparallele ablehnen. Sie haben erkannt, dass das von vielen Seiten vor einigen Jahren für erledigt erklärte Großprojekt wieder aus der Schublade geholt wird. Der wachsende Verkehr auf der B 471 und die vielen Wohn- und Gewerbegebiete, die im Münchner Osten entstehen und noch weiteren Verkehr erwarten lassen, erhöhten in den vergangenen Wochen und Monaten den Handlungsdruck. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) ließ immer wieder erkennen, dass sie keinen anderen Ausweg aus der Staufalle sieht.

Ausblick 2018: Verkehrspolitik: Von der Autobahnparallele erhofft sich Haar eine Entlastung der B471 etwa in Ottendichl.

Von der Autobahnparallele erhofft sich Haar eine Entlastung der B471 etwa in Ottendichl.

(Foto: Claus Schunk)

Kurz vor Jahresende kam dann die erwartete Nachricht: Der Landkreis gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, um den Bau der Autobahnparallele von Aschheim bis Hohenbrunn zu prüfen. Bis zum Frühjahr 2018 soll sogar schon ein Ergebnis vorliegen. Es sei die letzte Chance, um den großen Wurf noch hinzubekommen, heißt es. Die Grünen freilich fürchten, dass eine neue Straße wieder neuen Verkehr produziert. Sie setzen auf Alternativen zum motorisierten Individualverkehr. Und wird nicht schon die A 99 achtspurig ausgebaut?

Dennoch stehen die Chancen diesmal gut, das Verkehrsprojekt, das bereits 2005 fast bis zur Baureife geführte Verkehrsprojekt jetzt umzusetzen. Damals errichtete nur Aschheim seinen Abschnitt. Weiter kam man nicht, weil unter anderem in Grasbrunn ein Bürgerentscheid dagegen ausfiel und Einzelinteressen sich durchsetzten. Diesmal scheint ein breites Bündnis möglich zu sein. Landrat Christoph Göbel (CSU) brachte die Prüfung jetzt auf den Weg. Die CSU im Münchner Osten von Kirchheim bis Haar reklamierte sogar für sich, das Projekt jetzt wieder angeschoben zu haben. Und die SPD in Haar zumindest gehört sowieso zu den Befürwortern. Auch aus Grasbrunn sind bisher eher zustimmende Worte zu hören. Es scheint Konsens zu sein, dass es ohne die Straße nicht geht.

Darüberhinaus haben sich elf Gemeinden aus drei Landkreisen im Münchner Osten zusammengetan, um Auswege aus dem sich abzeichnenden Verkehrskollaps zu finden. Haars Bürgermeisterin Müller kündigte für Anfang 2018 Beschlüsse in den Gemeinderäten an, um mit Rückendeckung der Gremien ein über die Gemeindegrenzen hinweg funktionierendes Konzept zu entwickeln. Ein gemeinsames Gutachten soll erstellt werden, das einen hohen fünfstelligen Betrag kosten soll.

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